mister-ede.de » Atomenergie https://www.mister-ede.de Information, Diskussion, Meinung Fri, 01 Dec 2023 14:44:02 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 RWE und E.ON: Der Lack ist ab https://www.mister-ede.de/wirtschaft/rwe-und-eon-der-lack-ist-ab/4643 https://www.mister-ede.de/wirtschaft/rwe-und-eon-der-lack-ist-ab/4643#comments Sun, 18 Oct 2015 19:14:04 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=4643 Weiterlesen ]]> Anfang des Jahres war die Welt der Energiekonzerne noch in Ordnung. Innovationsfreudig und zukunftsfähig präsentierten sich E.ON und RWE in zahlreichen Werbe- und Imagekampagnen. Doch all der schöne Schein wurde nun binnen weniger Monate zerstört und auch die Rahmenbedingungen haben sich für die beiden Unternehmen deutlich verschlechtert.

Als die Bundesregierung im Frühjahr Wege zur Minderung der deutschen CO2-Emissionen suchte, stemmten sich die beiden Stromriesen, die nach eigener Aussage eigentlich voRWEg gehen wollten, mit aller Macht gegen ihren Beitrag zur Emissionsreduktion und lehnten die von Wirtschaftsminister Gabriel vorgeschlagene Klimaabgabe für Kohlekraftwerke strikt ab. Doch mit dem kategorischen Nein haben die Konzerne nicht nur ihre Gestaltungsmöglichkeiten verschlafen, sondern auch ihr Image verspielt, so dass mittlerweile selbst die Katholische Kirche reformfähiger und fortschrittlicher wirkt als RWE und E.ON. Entsprechend irritiert reagierten daher auch im Sommer Großinvestoren, wie der milliardenschwere Norwegische Staatsfonds, der von RWE ein Umdenken in Bezug auf die Kohleverstromung einforderte [1].
Überdies setzen die seit dem Frühjahr steigenden Zertifikatpreise für den CO2-Ausstoß die konventionelle Stromerzeugung der beiden Konzerne unter Druck und auch die im Juli vom Europaparlament beschlossene Reform des Emissionshandels [2], die ab 2019 greift, hat die Aussicht für E.ON und RWE weiter eingetrübt.

Allerdings ist der Lack nicht nur mit Blick auf die Kohlekraftwerke ab, sondern ebenso bei der Atomsparte dieser Unternehmen. Auf der einen Seite werden die bislang sicheren Gewinne aus dem Atomgeschäft in den nächsten Jahren wegfallen und auf der anderen Seite stehen den Konzernen künftig Milliardenkosten für Rückbau und Endlagerung ins Haus. Nachdem schon seit einiger Zeit darüber spekuliert wird, ob die Rückstellungen für diese Aufgaben tatsächlich ausreichen, heizt nun auch noch ein jüngst für das Bundeswirtschaftsministerium erstelltes Gutachten diese Diskussion an [3].
Daneben zeigt der gescheiterte Umstrukturierungsversuch von E.ON, der wohl auch dazu dienen sollte, die aus dem Atomgeschäft resultierenden Risiken in ein Tochterunternehmen auszulagern, dass in diesem Zusammenhang erhebliche Unsicherheiten für die Konzerne existieren.

Insgesamt machen damit die beiden Stromriesen einen ähnlich desolaten Eindruck wie der einstmals große Kaufhauskonzern Karstadt, der die Zeichen des Internetzeitalters viel zu lange nicht erkannte und mit seinem sturen Festhalten an den alten Geschäftskonzepten in die Pleite schlitterte.
Zwar haben E.ON und RWE noch immer ein gewisses Eigenkapitalpolster, allerdings wurden durch die Entwicklungen der letzten Monate auch die Gefahren für die Zukunft dieser Unternehmen unübersehbar. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass der Aktienkurs von E.ON von etwa 14 Euro im Frühjahr auf rund 7 Euro Ende September nachgegeben hat und im gleichen Zeitraum die Aktie von RWE von rund 25 Euro auf unter 10 Euro eingebrochen ist. Erst Gerüchte über mögliche staatliche Beihilfen [4] für die unbeweglichen Energieriesen haben diese Talfahrt vorerst stoppen können. Ob es am Ende aber zu einem solchen Eingreifen des Wirtschaftsministers kommt, bleibt im Gegensatz zum Atomausstieg, der Atommüllendlagerung, der Reform des Emissionshandels und den Einsparvorgaben für den CO2-Ausstoß ungewiss. Sowohl RWE als auch E.ON wären daher gut beraten, ihre Zukunftsfähigkeit deutlich zu verbessern, anstatt weiterhin auf alte Konzepte und Hochglanzwerbung zu setzen.


Ähnliche Artikel:
Der Klimabeitrag für Kohlekraftwerke und die Bedenken der Gegner (www.mister-ede.de – 15.05.2015)

Vorstoß des Wirtschaftsministers zur CO2-Reduktion bei alten Kohlekraftwerken (www.mister-ede.de – 29.03.2015)


[1] Artikel des manager magazins vom 6.5.2015 (Link zum Artikel auf www.manager-magazin.de)

[2] Artikel auf Spiegel-Online vom 8.7.2015 (Link zum Artikel auf www.spiegel.de)

[3] Artikel von BR24 vom 10.10.2015 (Link zum Artikel auf www.br.de)

[4] Börsennachrichten der ARD vom 2.10.2015 (Link zum Artikel auf boerse.ard.de)

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Nachgefragt: Vaatz will Gorleben als Atommüllendlager https://www.mister-ede.de/politik/vaatz-will-gorleben/509 https://www.mister-ede.de/politik/vaatz-will-gorleben/509#comments Wed, 07 Mar 2012 21:16:12 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=509 Weiterlesen ]]> In der ZDF Sendung “log in” am 7.3.2012 habe ich eine Frage eingereicht, die Herrn Vaatz, CDU Abgeordneter im Bundestag, gestellt wurde. Ich fragte, „Wo soll der Atommüll in Deutschland hin? Sie haben sicherlich eine Antwort, denn ein Abgeordneter denkt die Entscheidungen ja zu Ende.“ Vaatz erschreckende Antwort in der Sendung: „In das Endlager Gorleben – sobald es denn fertig ist.“ Wieder einmal zeigt die Koalition aus CDU / CSU und FDP wie die Zeichen der Zeit verschlafen werden. Statt sich einer ergebnisoffenen Suche zu stellen, soll Gorleben als zentrales Atomendlager ausgebaut werden, zumindest wenn es nach Vaatz geht.

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Strahlende Zukunft Deutschland: Was passiert mit unserem Atommüll? https://www.mister-ede.de/politik/atommuell-und-kein-ende/487 https://www.mister-ede.de/politik/atommuell-und-kein-ende/487#comments Fri, 02 Mar 2012 17:09:58 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=487 Weiterlesen ]]> Aus meiner Sicht hat sich in den letzten 15 Jahren nicht mehr viel getan bei der Suche nach einem Endlager. Ich würde es sehr begrüßen, wenn bei der gesamten Energiediskussion auch diese Problematik nicht untergeht. Wir diskutieren über neue Windräder und neue Solarprogramme, aber was mit dem Müll passiert, der in den letzten 50 Jahren angefallen ist, darauf suchen wir zur Zeit nicht einmal eine Antwort. Der Versuch schwach radioaktives Material (z.B. aus der Medizin) im Bergwerk Asse einzulagern ist kläglich gescheitert, wie soll das erst mit stark radioaktivem Material funktionieren? Zusätzlich zu dem Vorhanden Material kommt auch jedes Jahr noch eine Menge hinzu, aber das ist ja wieder die andere Seite der Energiediskussion, nämlich die Gewinnung und nicht die Beseitigung des Abfalls.

Kirchturmpolitik und Kompetenzgerangel

Es ist Aufgabe der Bundespolitik ein Atommülllager zu suchen. Allerdings arbeitet unserer Regierung zumindest nicht mit Nachdruck daran, ein geeignetes Lager zu finden. Es müsste endlich ein Zeitplan vorgelegt werden, der deutlich macht, dass dieses Problem gelöst wird. Merkel, die sich als früherer Umweltministerin mit den Problemen, wie z.B. beim Bergwerk Asse, auskennen müsste, scheint darauf zu vertrauen, dass dieses Thema einfach nicht wieder in die Schlagzeilen kommt. Erst dann wird unsere „Medienhörige“ ja aktiv. Um die Kirchturmpolitik der Länder zu verringern, sollte meines Erachtens der Bund die Länder verpflichten ein Atommülllager zu errichten, wenn in dem Bundesland AKWs aktiv sind oder waren. Dann hätten wir zwar am Ende 6 oder 7 Lagerstätten, aber besser als keines.
Dadurch dass der Bund die Auflage macht, und die Länder dann entsprechend suchen müssen, würde auch ein stärkerer Druck zur Problemlösung bestehen. Außerdem könnte bei einem Problem in einer Lagerstätte der Atommüll kurzzeitig in einer anderen Lagerstätte untergebracht werden.

Zeithorizont

Wenn wir kein Endlager suchen würden, das für mehrere tausend Jahre gedacht ist, sondern ein Zwischenlager für die nächsten 200 Jahre suchen würden, hätten wir erstens deutlich geringer Erstellungskosten und zweitens müsste das Lager von vornherein so konstruiert sein, dass es bestückt aber auch wieder entleert werden kann. Das würde bei einem Zwischenfall deutlich helfen. In 200 Jahren, wenn wir bis dorthin keine bessere Technik hätten, müsste halt wieder ein 200 Jahre Lager gefunden werden. Ich halte es für absurd ein Lager für 1000 Jahre oder noch größere Zeiträume zu suchen.
Es geht hier ja nicht darum, dass es nur irgendwie halten muss, sondern dass es absolut dicht sein muss, damit keine Radioaktivität nach außen dringen kann. Wenn wir alte Burgen nicht die ganze Zeit restaurieren würden, dann wären diese auch dem Verfall gewidmet, ähnlich denke ich, dass ein Atommülllager ständig weiterentwickelt werden muss.

Konkurrenz und Lerneffekt

Hätten wir mehrere Lager, dann würde sich auch in diesem Bereich die Innovationsfähigkeit verstärken und wir würden Techniken entwickeln, die auch in anderen Ländern eingesetzt werden könnten. Wir haben gute Ingenieure, welche Atomkraftwerke auf höchstem technischen Stand gebaut haben, jetzt sollten unsere Ingenieure Atomlager auf höchstem technischen Stand bauen.
Neben der verstärkten Innovationsfähigkeit wäre auch die Konkurrenz ein Vorteil. Die Antwort einer Regierung kann nicht mehr lauten, dass Strahlungswerte üblich sind und nicht verhinderbar seien, wenn gleichzeitig ein anderes Lager diese Probleme nicht hat. Gibt es nur ein Lager, dann ist es schwer festzustellen, ob das Lager auf dem neuesten technischen Stand ist. Konkurrenz belebt das Geschäft. Der ganze föderale Staatsaufbau ist diesem Gedanken geschuldet. Wenn wir uns 16 Landesparlamente leisten können, dann können wir uns doch auch 4 oder 5 Atomlager leisten, so dass eine gewisse Konkurrenz vorhanden ist.

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