mister-ede.de » Ratingagenturen http://www.mister-ede.de Information, Diskussion, Meinung Fri, 01 Dec 2023 14:44:02 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 Fehlanreize durch eine doppelte Risikobewertung bei der Basel-Regulierung http://www.mister-ede.de/wirtschaft/fehlanreize-basel-regulierung/2947 http://www.mister-ede.de/wirtschaft/fehlanreize-basel-regulierung/2947#comments Mon, 11 Aug 2014 17:15:43 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=2947 Weiterlesen ]]> Die Regelwerke Basel I, Basel II und Basel III dienen der Regulierung von Banken. Neben einer risikounabhängigen Eigenkapitalquote von 3%, die Banken künftig für alle Anlagen hinterlegen müssen, wird weiterhin eine risikoabhängige Eigenkapitalquote vorhanden sein. Umso mehr Risiken, z.B. Ausfall- oder Währungsrisiken, die von einer Bank gehaltenen Anlagen enthalten, desto höher ist die geforderte Eigenkapitalquote.

Grundsätzlich ist diese Risikobewertung zu begrüßen, allerdings findet bei der Bewertung von Ausfallrisiken durch die Basel-Regulierung eine doppelte Berücksichtigung struktureller Risiken statt. Hierdurch kommt es zu einer Verzerrung bei der Bewertung des tatsächlichen Risikos von Anlagen und in der Folge zu Fehlanreizen.

Ratings:

Mithilfe von Ratings wird die Bonität einer Institution, z.B. eines Landes oder eines Unternehmens, bewertet. Je besser ein Rating desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass z.B. ein Land seine Kredite zurückzahlt. Nachdem aber das strukturelle Risiko eines Kreditausfalls bei Unternehmen größer ist als bei Staaten, haben auch hochrentable Unternehmen im Vergleich zu Staaten nur eine durchschnittliche Bonitätsbewertung. Zum Beispiel erreichen zurzeit bei der Ratingagentur Moody’s der Autobauer Volkswagen oder der Chemiekonzern Bayer die gleiche Bonitätsnote wie die Länder Mexico oder Peru.

Forderungsklassen:

Die Basel-Vorschriften unterteilen die Anlagen einer Bank aufgrund ihrer Struktur in verschiedene Forderungsklassen [1]. Neben einer Forderungsklasse für Forderungen gegenüber Staaten gibt es zum Beispiel eine Klasse für Forderungen gegenüber Unternehmen oder eine für Forderungen gegenüber anderen Bankinstituten. Entsprechend dem strukturellen Risiko der einzelnen Klassen knüpfen an die Forderungsklassen unterschiedliche Eigenkapitalanforderungen für die Banken an. Nachdem Unternehmen regelmäßig einem höheren Ausfallrisiko unterliegen als Staaten, müssen Banken z.B. für einen in Euro gerechneten Kredit an ein Nicht-Euro-Land weniger Eigenkapital hinterlegen als bei einem Kredit an ein Unternehmen mit gleichem Rating [2].

Doppelbewertung:

Auf der einen Seite wird so das strukturelle Risiko bei den Ratings berücksichtigt, auf der anderen Seite fließt dasselbe strukturelle Risiko auch in die Ausgestaltung der Forderungsklassen mit ein. In der Folge muss daher eine Bank für einen Kredit an Volkswagen mehr Eigenkapital hinterlegen als für einen Kredit an den mexikanischen Staat.

Mittelstand besonders betroffen:

Besonders deutlich wird das Problem der Doppelbewertung, wenn man sich mittelständischen Unternehmen anschaut. Sind Unternehmen nur auf einen Markt ausgerichtet oder gar von einem einzelnen Abnehmer abhängig, erhöht sich ihre Anfälligkeit für Kreditausfälle. Die Insolvenz eines Großkunden oder technische Neuerungen können ein solches Unternehmen wesentlich schneller und überraschender in der Existenz bedrohen, als dies bei einem breit aufgestellten Großkonzern der Fall ist. Dies schlägt sich in den Ratings nieder, weshalb gerade kleinere oder mittlere Unternehmen (KMU) häufig nur ein schlechtes Rating erhalten. Viele kleinere Unternehmen verzichten daher sogar ganz auf eine Bewertung und sparen sich die Gebühren der Rating-Agenturen. Allerdings sowohl ein schlechteres als auch ein nicht vorhandenes Rating führen durch die Basel-Vorschriften dazu, dass Banken noch weiteres Eigenkapital bei einer Kreditvergabe an ein solches Unternehmen hinterlegen müssen. Zwar können unter bestimmten Umständen die Eigenkapitalanforderungen bei Krediten an KMU wieder um knapp ¼  gesenkt werden [3], allerdings auch nach einer Reduktion der Eigenkapitalanforderung verbleibt häufig eine erhebliche Differenz gegenüber anderen Anlagen z.B. im Bankensektor oder bei Staaten.

Großbanken profitieren:

Neben Nicht-Euro-Staaten, die durch die doppelte Risikobewertung besser gestellt sind, profitieren auch Großbanken, die als Bankinstitute einer eigenen Forderungsklasse zugeordnet sind. So müssen auch bei Krediten im Interbanken-Bereich weniger Eigenkapitalmittel hinterlegt werden als bei Krediten an Unternehmen mit gleichem Rating. Allerdings erreichen gerade auch die Großbanken aufgrund ihrer systemrelevanten Struktur, ähnlich wie Staaten, sowieso schon bessere Ratings im Gegensatz zu anderen Unternehmen. So hat z.B. die Deutsche Bank, die zurzeit in einer schwierigen Phase ist, dasselbe Rating wie der Vorzeigekonzern Volkswagen.

Euro-Staaten profitieren massiv:

Am stärksten profitieren durch die Basel-Vorschriften weiterhin die Euro-Staaten. Dies liegt aber nicht an der doppelten Risikobewertung, sondern an einer komplett fehlenden Risikobewertung. Obwohl es in der Eurozone in der Vergangenheit Schuldenschnitte gab und zurzeit ein neuerlicher Schuldenschnitt für Griechenland diskutiert wird, müssen Banken für Kredite an Euro-Staaten kein Eigenkapital hinterlegen. Für ein Bankinstitut wird es durch diese auf null gesenkte Eigenkapitalanforderung allerdings deutlich attraktiver, Kredite an EU-Staaten zu vergeben als zum Beispiel an kleinere oder mittlere Unternehmen.

Auswirkungen:

Durch die doppelte Risikobewertung entstehen Fehlanreize, weil Banken bei einer Kreditvergabe an Institutionen mit gleicher Bonität eine unterschiedliche Eigenkapitalanforderung zu erfüllen haben. Einen Kredit an Volkswagen oder Bayer muss eine Bank mit 4% Eigenkapital absichern, während ein Kredit bei gleichem Rating an die Deutsche Bank oder an Mexico lediglich mit 1,6% Eigenkapital zu hinterlegen ist. Vor allem Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen können so für Banken unattraktiv werden, weil aufgrund eines unterdurchschnittlichen oder fehlenden Ratings weiteres Eigenkapital hinterlegt werden muss.

Eine weitere Folge ist die Entwicklung von Finanzprodukten, die genau diese Schwachstelle nutzen, um die Eigenkapitalanforderungen zu senken. Gelingt es zum Beispiel, Kredite an Unternehmen mit mäßigem Rating so zu bündeln und neu zu verpacken, dass sie als gedeckte Schuldverschreibungen mit gutem Rating enden, sozusagen Subprime-Unternehmenskredite, lässt sich die Eigenkapitalhinterlegung z.B. von 8% auf 0,8% reduzieren.


Ähnliche Artikel:
Gastbeitrag von Fleer: Basel III – Die Eigenkapitalregulierung (www.mister-ede.de – 03.03.2014)


PDF zur EU-Verordnung 575/2013 auf eur-lex.europa.eu

[1] Art. 112 EU-Verordnung Nr. 575/2013 (CRR)

[2] Art. 114 II und Art. 122 I EU-Verordnung Nr. 575/2013 (CRR)

[3] Art. 501 EU-Verordnung Nr. 575/2013 (CRR)

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Der Effekt von Bewertungsinstitutionen http://www.mister-ede.de/politik/bewertungsinstitutionen/999 http://www.mister-ede.de/politik/bewertungsinstitutionen/999#comments Fri, 08 Jun 2012 05:41:38 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=999 Weiterlesen ]]> Innerhalb einer Marktwirtschaft entscheidet die Erwartung von Aufwand und Ertrag über den Abschluss eines Handels. Jeder Mensch bewertet für sich individuell diese beiden Faktoren. Neben dem Aufwand und dem Ertrag muss auch die Unsicherheit, in Form des Risikos, bewertet werden. In die Bewertung von Aufwand, Ertrag und Risiko fließt nun jede vorhandene Information ein. Das Gewicht jeder Information wird subjektiv festgelegt. Ein Mensch beurteilt also individuell, ob er z.B. Person A oder Person B vertraut. Je stärker das subjektive Gewicht einer Information, desto größer ist der Einfluss auf die Bewertung. Deshalb spielt für Unternehmen auch das Image eine große Rolle, weil es sich um eine gebündelte Information mit hohem Gewicht handelt.
Betrachtet man den gesamten Vorgang eines Handels, dann versuchen die beiden Handelnden mit den gegebenen Informationen den Ertrag, den Aufwand und ein mögliches Risiko zu bewerten. Gilt für beide Seiten, dass der Ertrag höher bewertet wird, als Aufwand und Risiko, dann kommt es zum Handel.

Wie man sieht, ist die Bewertung ein wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftslebens. Bei einem Geschäft mit einem niedrigen Risikoanteil (z.B. „Essen gehen“) ist vor allem die Bewertung von Aufwand (Preis, Entfernung zum Restaurant) und Ertrag (Geschmack, Gemütlichkeit) wesentlich. Neben den persönlichen Erfahrungen können auch Tipps von einem Bekannten oder Berichte aus einem Restaurantführer zu der Entscheidungsfindung beitragen. Ist das Geschäft mit einem höheren Risikoanteil behaftet (vermieten einer Wohnung) spielt die Bewertung des Risikos eine deutlich größere Rolle. Einer vertrauenswürdigen Person werden bei der Vermietung z.B. Preisnachlässe angeboten (Beamtenrabatt), weil das Risiko niedriger bewertet wird. Besonders bei Dauerschuldverhältnissen spielt das Risiko eine wesentliche Rolle. Durch das wiederholte bzw. ständige entstehen von gegenseitigen Rechten und Pflichten besteht das latente Risiko, dass sich die bewertete Situation selbst verschlechtert. Während bei einem Kauf, der Käufer nur zum Zeitpunkt des Kaufs in der Lage sein muss den Kaufpreis zu entrichten, muss ein Mieter auch zu einem späteren Zeitpunkt in der Lage sein die Miete zu bezahlen und nicht nur in den ersten 3 Monaten.

Man kann also bei der Bewertung unterscheiden, ob Ertrag und Aufwand (Restaurantführer), oder das Risiko (Schufa-Auskunft) beurteilt werden. Ferner lässt sich die Bedeutung von externen Bewertungen erkennen. Neben der „Mund zu Mund Propaganda“ tragen vor allem Bewertungen von allgemein anerkannten Institutionen zu einer Entscheidungsfindung bei. Bei Restaurantführern ist daher auch die Wirkung des bekanntesten, dem „Guide Michelin“, am größten. Ähnliches gilt auch für die Stiftung Warentest, die für Unabhängigkeit steht, oder auch für Umweltzertifikate und weitere Bewertungsinstitutionen. Der wesentliche Effekt von Bewertungsinstitution liegt darin, dass sich nun die individuellen Bewertungen durch ein vorgefertigtes Meinungsbild überlagert werden.

Schon bei individuellen Bewertungen kann es zu Diskriminierung oder Machtausnutzung kommen. Solange aber eine individuelle Bewertung stattfindet, besteht zumindest die Möglichkeit einen Handelspartner zu finden, der eine andere Bewertung vornimmt. Schwierig wird dies aber dann, wenn entweder einheitliche Bewertungen (z.B. Restaurantführer) herangezogen werden, oder die gleiche Informationsbasis (Schuldenstand eines Unternehmens) genutzt wird. Je allgemeiner die Bewertung oder Informationsbasis, desto schwieriger wird die Situation für diejenigen, die schlecht bewertet werden oder eine schlechte Basis haben. Für den Effekt spielt es hierbei auch keine Rolle ob es sich um eine Positivliste (Gute Mieter) oder um eine Negativliste (Schlechte Mieter) handelt.

Um den Gefahren einer solchen Bonitätsbewertung zu begegnen, wurden der Schufa, als einer der wichtigsten Bewertungsinstitutionen in Deutschland, auch besondere Pflichten, wie die Auskunftspflicht, auferlegt. Dennoch ist durch die allgemeine Verwendung der Schufa-Auskünfte eine private Organisation mit extremer Macht entstanden. Diese Bewertungen ersetzen häufig die individuelle Risikoeinschätzung, und so bestimmt die Schufa maßgeblich das Handeln von Dritten. Dies führt dazu, dass gerade diejenigen die besonders schwach sind, mit zusätzlichen Problemen wie Zinsaufschlägen (eher Unternehmen) oder erschwertem Zugang zu Wohnungen (eher Privatpersonen) rechnen müssen. So kann selbst bei einer korrekten Bewertung diese Verallgemeinerung zu Problemen führen.
Desweiteren besteht aber auch eine zusätzliche Gefahr. Durch eine falsche Bewertung können die Bewerteten völlig zu Unrecht z.B. höheren Zinskosten ausgesetzt sein. Das Risiko einer falschen Bewertung wird aber bei Bewertungen nicht von den Bewertungsinstituten, sondern von den Bewerteten getragen. Wenn man die Bewertung von Aufwand und Ertrag betrachtet, wie sie bei einem Restaurantführer vorgenommen wird, sind die Folgen einer Nichtberücksichtigung genauso offensichtlich, wie bei der Bewertung des Risikos durch eine Ratingagentur. Sobald ein Restaurant nicht im Führer auftaucht, wird daraus geschlossen, dass es nicht besonders gut sein kann. Selbiges gilt für Unternehmen, wenn sie kein „anerkanntes“ Rating haben. Somit bestimmen Bewertungsinstitutionen stark unser Handeln, selbst wenn gar keine Bewertung vorgenommen wurde. Dieses Problem wird bei der „Stiftung Warentest“ dadurch eingedämmt, dass nicht die besten Produkte, sondern ein Querschnitt einer Produktpalette getestet wird.

Die Macht von Bewertungsinstitutionen liegt also darin, das Handeln von Dritten maßgeblich zu beeinflussen. Bei den meisten Bewertungen gibt es aber wenigstens keine Pflicht zur Nutzung. Bei der Schufa oder bei Ratingagenturen ist das anders. Ein Bankmitarbeiter der einen größeren Kredit ohne Schufa-Auskunft vergibt, handelt wahrscheinlich grob fahrlässig. Noch stärker ist der Einfluss der Ratingagenturen. Hier werden die Bewertungen sogar Bestandteil des gesamten Finanzsystems. Sowohl die Hinterlegung von Wertpapieren bei der EZB, als auch die Eigenkapitalanforderungen an Banken sind an die Bewertungen der Agenturen gebunden. Dies führt dazu, dass selbst kleinere Änderungen der Bewertung eine große Wirkung entfalten.


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Der Zusammenhang von Bonität und Rentabilität http://www.mister-ede.de/politik/bonitat-und-rentabilitat/998 http://www.mister-ede.de/politik/bonitat-und-rentabilitat/998#comments Fri, 08 Jun 2012 05:40:46 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=998 Weiterlesen ]]> Die Bonität ist das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit. Wenn ein Unternehmen eine Investition fremdfinanziert, spielt die Bonität eine entscheidende Rolle für die Kreditkosten und damit die Rentabilität. So wie die Versicherungsbeiträge für ein Auto bei Fahranfängern oder bei häufigen Unfällen höher sind, so wird bei einem Kredit ein Risikoaufschlag erhoben. Eine solche Differenzierung ist zwar zulässig, kann aber auch zu einer Diskriminierung führen. Ab wann das der Fall ist, kann man nur schwierig beantworten. Es ist aber für den Effekt der daraus resultiert völlig unerheblich. So wie bei Fahranfängern die Investition in ein Auto durch die hohen Versicherungsbeiträge unmöglich werden kann, so kann eine Geschäftsinvestition durch die hohen Zinsen verhindert werden.

In der folgenden Tabelle sind drei Unternehmen dargestellt, die in dasselbe Objekt investieren wollen. Alle Daten der Investition sind identisch, bis auf die Bonität und damit die Kreditzinsen der Unternehmen.

Alle Unternehmen müssten denselben Betrag investieren, hätten aber auch den gleichen jährlichen Überschuss aus der Investition. Wenn der Anteil an Fremdfinanzierung gleichbleibt, dann entscheidet die Höhe der Zinsen über die Rentabilität. Während Unternehmen „A“ aufgrund der guten Bonität nur 30.000 € Zinsen jährlich zahlen muss, entstehen bei Unternehmen „C“ 75.000 € an Zinskosten. Ob wir es nun als gerechte Differenzierung betrachten, weil die Ausfallwahrscheinlichkeit als höher angenommen wird, oder ob wir es als Diskriminierung der Vermögenslosen betrachten ist auch erkennbar unerheblich. Im Effekt werden Unternehmen, denen es gut geht immer bevorzugt durch günstige Zinssätze. Umgekehrt haben es Unternehmen, die in Schwierigkeiten sind, doppelt schwer. Würden Unternehmen „A“ und Unternehmen „C“ an der gleichen Stelle investieren, wird Unternehmen „A“ stets bessere Wettbewerbsbedingungen haben, was die Zinskosten anbelangt.

Die Bonität eines Unternehmens ist daher keine Nebensächlichkeit, sondern ein wesentlicher Faktor. Es besteht damit auch ein Wechselspiel zwischen Bonität und Rentabilität. Nicht nur unrentable Unternehmen können ihre Bonität verschlechtern, sondern eine schlechte Bonität kann auch Unternehmen unrentabel machen.
Käme es zu einer Abwertung von Unternehmen „B“ von „mittel“ auf „schlecht“, z.B. wegen schlechter Wirtschaftsdaten für das jeweilige Land, würden die Zinskosten steigen. In der Folge wäre die Investition des Unternehmens unrentabel.

Eine weitere Ähnlichkeit zwischen der Kreditwirtschaft und der Versicherungswirtschaft besteht in der Erwartung. Bei Fahranfängern führt nicht der tatsächliche Unfall, sondern schon die Erwartung eines höheren Risikos zu einem Risikoaufschlag. Die ganze Versicherung ist per se auf die Erwartung der Zukunft ausgerichtet, genauso wie die Kreditwirtschaft. Eine solche Erwartung kann aber nur „ex post“ überprüft werden. Welche Spielräume und Macht hieraus demjenigen erwächst, der die Bewertung der Bonität übernimmt, ist offensichtlich.


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Für die Bewertung ist am Ende aber nicht der tatsächlichen Effekt, sondern die Erwartung ausschlaggebend. Die Erwartung ist zukunftsabhängig und subjektiv, wodurch sich eine gewisse Unsicherheit ergibt. Die unsichere Aussage über die Zukunft führt damit zu einem Risikofaktor für Ertrag und Aufwand. Dieser Risikofaktor muss dementsprechend auch bei allen Handlungen berücksichtigt werden. Für Geschäfte des täglichen Lebens kann dieser Risikofaktor aber als vernachlässigbar gering eingeschätzt werden. Zwar kann die Kassiererin das Geld, mit welchem man bezahlt hat, an der Kasse einfach als eigenes bezeichnen, aber dieses Risiko werden wir gar nicht als solches wahrnehmen. Im Ausland wird man vielleicht schon vorsichtiger.

Für Ertrag und Aufwand bedeutet dies, dass nicht nur der tatsächliche Nutzen, sondern auch das Risiko berücksichtigt werden muss. Würde ich Ihnen in der Fußgängerzone begegnen, und Sie bitten mir einen 10-Euro Schein in zwei 5-Euro-Scheine zu wechseln, so würden Sie genau dann wechseln, wenn für Sie der Nutzen (Ertrag – Aufwand) höher ist als das Risiko. Hätten Sie keinen Ertrag davon anderen Menschen zu helfen, würden Sie wahrscheinlich nicht einmal nachschauen, ob Sie wechseln können. Je stärker hierbei die Unsicherheit ist, desto höher muss der Nutzen sein. Je weniger vertrauenswürdig ich wirke, desto eher werden Sie sich gegen das Wechseln entscheiden.
Wirkliche Bedeutung gewinnt das Risiko aber bei Dauerschuldverhältnissen. Man kann versuchen durch Regelungen, wie eine Kaution im Mietvertrag oder eine Probezeit im Arbeitsvertrag, das Risiko selbst zu minimieren. Im Kreditvertrag ist eine Risikominimierung für den Kreditgeber durch das Hinterlegen von Sicherheiten möglich. Verbleibt dennoch ein erhöhtes Risiko, dann stellt sich die Frage wie dieses unter den Handelspartnern verteilt wird.

Ähnlich dem Nutzen wird sich das Risiko entsprechend der Machtposition der Handelnden verteilen. Je nach Situation können sogar dieselben Handelnden zu völlig unterschiedlichen Vertragsergebnissen kommen. Betrachtet man das Aushandeln eines Arbeitsvertrages, so kann ein Unternehmen zu einem Zeitpunkt dringender einen Arbeitnehmer suchen als zu einem anderen Zeitpunkt. Umgekehrt kann sich der Arbeitnehmer aus einer Anstellung heraus bewerben oder arbeitslos sein. Die Höhe des Gehaltes, die Arbeitszeit oder der Urlaubsanspruch werden sich nach der jeweiligen Verhandlungsposition richten. Aber auch die Frage, ob z.B. der Arbeitgeber eine Probezeit in den Vertrag aufnehmen wird, hängt von den beiden Verhandlungspositionen ab. Bei einer Probezeit trägt eher der Arbeitnehmer das Risiko einer Kündigung. Ohne Probezeit trägt eher der Arbeitgeber das Risiko, bei einer schlechten Einstellung den Arbeitnehmer nicht einfach entlassen zu können. So wird auch das Risiko ähnlich dem Nutzen in Abhängigkeit des Machtverhältnisses verteilt werden.

Bei einem Kreditvertrag wird regelmäßig der Kreditnehmer den Großteil des Risikos durch Zinsaufschläge tragen müssen, weil der Kreditgeber selten auf die Vergabe eines Kredites angewiesen ist, während ein Kreditnehmer meistens den Wunsch oder gar Zwang einer Kreditaufnahme hat. Durch die Ungleichverteilung der Macht kann es hier sogar zu ungewünschtem Wucher kommen, wenn der Kreditgeber eine Notsituation unter dem Vorwand des Risikoaufschlags ausnutzt. Dies kann bei dubiosen Geldverleihern genauso auftreten, wie bei der Refinanzierung von Banken und Staaten. So ist eine Grenzziehung zwischen gerechtfertigter Differenzierung und ungerechter Diskriminierung auch schwer möglich. Objektiv kann man nicht sagen ab wann Wucher beginnt, man kann lediglich einen Wert hierfür festlegen.
Der umgekehrte Fall, also die völlige Gleichbehandlung kann aber ebenfalls schwerwiegende Folgen haben. Betrachtet man die Immobilienblase in den USA, dann sieht man wohin es führt, wenn plötzlich Banken auf Teufel komm raus Kredite vergeben ohne den notwendigen Risikoaufschlag zu nehmen. Ähnliches gilt für den spanischen Immobilien-Boom.

Exkurs: Währungsrisiko

Die Risiken können sich auf sehr viele Ebenen verteilen. Neben dem Ausfallrisiko ist das Währungsrisiko ein Aspekt, welcher in der verzahnten internationalen Wirtschaft immer stärker in den Mittelpunkt rückt. Schwankende Wechselkurse müssen regelmäßig von den Handelnden durch Risikoaufschläge oder Versicherungen ausgeglichen werden. Mit dem Ziel dieses Risiko zu minimieren wurde auch damals die europäische Währungsschlange und später die europäische Binnenwährung beschlossen. Diese führt zu deutlich mehr Planungssicherheit und damit zum Entfall von Risikoaufschlägen, sowohl im Inland, als auch im Euro-Ausland.


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