mister-ede.de » Freiheitsrechte https://www.mister-ede.de Information, Diskussion, Meinung Fri, 01 Dec 2023 14:44:02 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 Schorschi, der Horrorfilm und warum man die Freiheitsrechte von jüngeren Menschen nicht einschränken darf – eine Glosse https://www.mister-ede.de/4-fun/glosse-schorschi-horrorfilm/8979 https://www.mister-ede.de/4-fun/glosse-schorschi-horrorfilm/8979#comments Thu, 09 Apr 2020 15:08:41 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=8979 Weiterlesen ]]> Es begab sich eines Morgens, als Georg – von seinen Freunden liebevoll Schorschi genannt – an seinem Küchentisch durch seine Zeitung blätterte. Viel Neues war dieser Tage in der Welt wohl nicht passiert. Und eigentlich wollte Schorschi seine Morgenlektüre auch schon wieder weglegen, als er plötzlich zusammenzuckte und seinen Augen nicht mehr zu trauen glaubte. „Kein Einlass unter 18-Jahren!“, stand da in großen Lettern auf Seite 12 der heutigen Ausgabe der WILD-Zeitung. Was sollte das sein? Wie konnte es soweit kommen? Die Kinder dürfen nicht mehr ins Kino? Und das nur, weil der neueste Horrorstreifen „Der greise Kai“ abends über die Leinwand flimmern wird? Dafür sollen also jetzt die Freiheitsrechte von jüngeren Menschen eingeschränkt und der Zutritt zum Kino untersagt werden? So etwas gab es ja noch nie, eine Ungeheuerlichkeit! Schorschi war aufgebracht. Es brodelte in ihm. Klar, er verstand natürlich, dass junge Menschen durch einen solchen Film gefährdet würden. „Aber wer brauchte denn bitte so etwas Nutzloses wie einen Horrorfilm?“, fluchte Schorschi vor sich hin. Und sogleich kam ihm da auch eine Idee. Er war ja Mitglied in einer dieser großen Partei mit einem Kinderanteil von 80%. Und so ging er zu seiner CSDPU und forderte: „Freiheit, Freiheit für die Kinder!“ Und alle stimmten ein: „Man darf die Freiheitsrechte von jüngeren Menschen nicht einschränken. Verbieten wir Horrorfilme, dann gibt es keinen Grund mehr, Kinder nicht ins Kino zu lassen!“

Bis tief in die Nacht hinein feierten die Mitglieder der CSDPU ihren Schorschi als Helden und Freiheitskämpfer und gleich am nächsten Tag änderten sie die notwendigen Gesetze und Vorschriften. Und wenn sie sich sonst nirgendwo zu Tode erschrocken haben, dann sitzen sie noch immer in irgendeinem Kinosaal und lachen darüber, dass im ganzen Lande keine Horrorfilme gezeigt werden dürfen.


Text als PDF: Schorschi, der Horrorfilm und warum man die Freiheitsrechte von jüngeren Menschen nicht einschränken darf – eine Glosse

Hintergrund: DPA-Artikel via Süddeutsche vom 6.4. zur Diskussion über unterschiedliche Corona-Regelungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen (Link zum Artikel auf www.sueddeutsche.de)


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Die blinde Masse https://www.mister-ede.de/politik/die-blinde-masse/703 https://www.mister-ede.de/politik/die-blinde-masse/703#comments Sat, 31 Mar 2012 10:12:38 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=703 Weiterlesen ]]> Die Kampagne im Netz gegen einen Verdächtigen aus Nord-Deutschland ist die Schattenseite der Massenbewegungen, die das Netz ermöglicht [1]. Eine Masse, die von Emotionen geleitet die Freiheitsrechte anderer Bürger mit den Füßen tritt, ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft. Es stimmt mich bedenklich, dass der private Anbieter Facebook, die Plattform dafür bereitstellt. Ich bin zwar nicht für eine Altersbeschränkung (mindestens 18 Jahre) bei Facebook, aber in Schulen und Jugendorganisationen sollte sowohl unser Grundgesetz, als auch unsere Geschichte wieder stärker ein Thema sein. Eine blinde Masse, die gegen einen Einzelnen, oder eine Minderheit hetzt gab es in Deutschland nämlich schon einmal in beträchtlichem Ausmaß.

Facebook macht mit der Massenbewegung des Internets gute Geschäfte, aber der Schutz der individuellen Freiheitsrechte, wie sie im Grundgesetz stehen, sieht Facebook wohl nicht als seine Aufgabe, genauso wie der Datenschutz nicht zu den Stärken von Facebook zählt. Während ein privater Fernsehsender, in dessen Programm zur Lynchjustiz aufgerufen wird, sehr schnell abgeschaltet werden würde, hat Facebook als Kommunikationsplattform relativ wenig zu fürchten. Ich sehe hier auch den Staat (Polizeibehörden, Politik, Datenschutzbeauftragte) in der Pflicht, geeignete Regelungen zu erlassen und die Einhaltung der Gesetze zu gewährleisten. Twitter sollte z.B. bei solchen Fällen tatsächlich zensieren dürfen oder müssen, genauso wie Facebook aufgerufen sein sollte, möglichst schnell,  Beiträge oder Accounts zu sperren, und die Inhaber der Profile darauf hinzuweisen, dass „rassistische, verachtenden,…“ Kommentare nicht mit deutschem Recht vereinbar sind. Ich glaube Vielen ist, z.B. aufgrund des Alters (Kinder), gar nicht bewusst, was sie machen. Der Unterschied zu einer Meinung im privaten Kreis unter Freunden ist ja bei Facebook, dass diese Meinung veröffentlicht ist.

Jetzt sollen diejenigen ermittelt und evtl. bestraft werden, die zur “Lynchjustiz” aufgerufen haben. Ich schätze zum Teil waren das Kinder und Jugendliche, die in Facebook unterwegs waren. Zum Teil Leute die nicht bekommen haben, dass es ein Unterschied ist eine Meinung im privaten Kreis Kund zu tun, oder diese auf eine öffentliche Plattform zu stellen, bei der viele unbekannte andere Nutzer Zugriff haben (z.B. Twitter).

Ich stelle mir auch die Frage, wie das bei der Bewegung der Piratenpartei aussehen wird. Wird dann auch dort am Ende ein „Opfer“, in Form einer Person oder einer Minderheit (Unternehmer, Ausländer, Straftäter,…) gesucht, auf dessen Kosten man Stimmung machen kann. Wie soll der Schutz von Minderheiten in einem System der blinden Masse funktionieren? Aus meiner Sicht ist die Piratenpartei der politisch verlängerte Arm dieser Masse, die von Emotionen geleitet über die individuellen Freiheitsrechte des Grundgesetzes hinweg stürmt.


[1] Tagesschau-Bericht zum Thema vom 31.03.2012 auf www.tagesschau.de

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