mister-ede.de » Pegida http://www.mister-ede.de Information, Diskussion, Meinung Fri, 01 Dec 2023 14:44:02 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 AfD, Pegida und Co.: Ungebildet, irrational, diskursunfähig http://www.mister-ede.de/politik/afd-pegida-diskursunfaehig/5080 http://www.mister-ede.de/politik/afd-pegida-diskursunfaehig/5080#comments Thu, 23 Jun 2016 06:25:07 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=5080 Weiterlesen ]]> „Den Diplom“, „die Islamierung“ oder „legimentieren“ – mehr als 10 Minuten braucht man sich den Mitschnitt eines Reporterteams auf einer Demo in Hamburg [1] nicht anzuschauen, um zu erkennen, dass solche Proteste gegen Flüchtlinge nicht gerade Veranstaltungen des Bildungsbürgertums sind. So zeigen sich schon in diesen ersten paar Minuten des Films neben den fehlenden Deutschkenntnissen auch der mangelnde Anstand und die große Unwissenheit vieler Demo-Teilnehmer. In manchen Fällen gelingt es den Befragten aufgrund ihres schlechten sprachlichen Ausdrucksvermögens noch nicht einmal, ihre Sichtweisen irgendwie verständlich darzulegen.
Zwar wird auch unter den deutschlandweit Tausenden, die gegen Flüchtlinge, Muslime und Migranten protestieren bis hetzen, der eine oder andere sein, der zwei Sätze geradeaus formulieren kann. Und natürlich wird auch nicht jeder dort ungebildet, leicht manipulierbar und emotionsgesteuert sein, allerdings zeichnet sich schon eine deutliche Tendenz ab. In Hamburg marschiert nicht Gourmetrestaurant, sondern Fastfood. Und in Dresden spaziert nicht Semperoper, sondern Dynamo.

Das heißt aber nicht, dass in Gourmetrestaurants oder der Semperoper nicht auch Dummköpfe und Rassisten sitzen würden. Es bedeutet allerdings, dass es sich bei AfD- oder Pegida-Demos und ähnlichen Veranstaltungen um eine Klientel handelt, die mit Argumenten nur schwer zu erreichen sein wird. Es sind zum großen Teil Leute, die mit ihren Fragen und Sorgen alleine bleiben, nicht weil ihnen niemand antwortet, sondern weil sie die Antworten schlicht nicht verstehen. Das sind Personen, die nicht kapieren, warum man nicht auf eine heiße Herdplatte langt, bis sie es selbst einmal gespürt haben. Bei solchen Leuten sind Diskurs und das Erläutern von Zusammenhängen zwecklos, während gerade die einfachen Erklärungsmuster der Populisten und Hetzer auf fruchtbaren Boden fallen. Und kommt dann noch eine emotionale Aufladung durch die geschürte Angst hinzu, wird aus diesem Nichtverstehen leider oft auch Ablehnung und Hass.

Doch wenn es sich um eine Gruppe von Menschen handelt, die schlicht nicht vermögen, ihr Weltbild aus logischen Schlüssen des eigenen Verstandes aufzubauen, läuft die übliche Antwort einer demokratischen Gesellschaft, nämlich das Überzeugen mit Argumenten, gänzlich ins Leere.
Ist das Ziel, die Xenophobie unter diesen Leuten abzubauen und ein friedliches Miteinander zu gestalten, dann wird man sie nur überzeugen, indem man zeigt, dass unsere Gesellschaft das hinbekommt. Wenn diese Menschen in den nächsten Monaten sehen, dass eine Flüchtlings-Notunterkunft nach der anderen geschlossen wird, weil die Zahl der nach Deutschland kommenden Asylbewerber deutlich zurückgegangen ist und die hier angekommenen Schutzberechtigten kontinuierlich in das normale Leben integriert werden, wird das deren Sichtweisen mehr prägen, als jeder Versuch, sie im Dialog zu überzeugen.
Statt sich mit den kruden Thesen dieser Leute auseinanderzusetzen oder den irrationalen Ängsten, z.B. vor der Islamisierung Sachsens, mit Logik und Argumentation zu begegnen, sollte unsere Gesellschaft deshalb einfach ihren Weg konsequent weitergehen. Und stehen dann am Ende des Weges ein geordneter Zuzug von Flüchtlingen und eine gelingende Integration, wird sich ein Großteil derer, die heute noch regelmäßig auf die Straße gehen, kein Stück mehr für dieses Thema interessieren.


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[1] Videomaterial eines Teams des NDR-Medienmagazins Zapp vom November 2015 (Link zum Video auf www.youtube.com)

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Satire: Migranten und die deutsche Gründlichkeit http://www.mister-ede.de/4-fun/die-deutsche-gruendlichkeit/4697 http://www.mister-ede.de/4-fun/die-deutsche-gruendlichkeit/4697#comments Wed, 13 Jan 2016 19:47:49 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=4697 Weiterlesen ]]> Migranten im Gespräch: „Ey, hast du von den Krawallen bei der Pegida-Demo am Wochenende in Köln gehört? Voll sympathisch, dass die es dort auch mal richtig krachen lassen. Nur mit der Mentalität komme ich echt nicht klar, dieser deutschen Gründlichkeit und Ordnung. Hier melden sich ja selbst die Randalierer vorher bei der Polizei an.“


Artikel vom 09.01.2016 zur Pegida-Demo in Köln auf tagesschau.de


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StandPUNKT: Gesellschaftsverachtung disqualifiziert PEGIDA http://www.mister-ede.de/standpunkt/pegida-disqualifiziert-sich/3493 http://www.mister-ede.de/standpunkt/pegida-disqualifiziert-sich/3493#comments Wed, 21 Jan 2015 18:48:36 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3493 Weiterlesen ]]> Wenn Menschen bereit sind, mit islamfeindlichen Parolen Stimmung zu machen, dann disqualifizieren sie sich für jeglichen demokratischen Dialog auf Basis unseres Grundgesetzes. Und wer bereit ist, sich hinter dieser Stimmungsmache gegen Mitbürger islamischen Glaubens zu versammeln, der lehnt genauso bewusst die Grundprinzipien unseres gesellschaftlichen Miteinanders ab. Solche Leute, Organisatoren wie Mitläufer, können kein Teil eines politischen Diskurses sein, schon gar nicht zur Frage von Einwanderung und gelingender Integration. Diese Leute müssen selbst erst wieder in unsere Gesellschaft integriert werden und die Grundprinzipien unseres Zusammenlebens akzeptieren.


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Nur wer hetzt, wird gehört! http://www.mister-ede.de/politik/nur-wer-hetzt-wird-gehoert/3470 http://www.mister-ede.de/politik/nur-wer-hetzt-wird-gehoert/3470#comments Mon, 19 Jan 2015 16:25:50 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3470 Weiterlesen ]]> Es ist bezeichnend, wenn Salafist Pierre Vogel durch Talkshows wandert oder Günther Jauch zuerst einem fragwürdigen Imam und dann einer Pegida-Organisatorin eine Bühne bietet. Seit langem kritisiere ich die Euro-Rettungspolitik, die verfehlte Arbeitsmarktpolitik oder auch eine Steuerpolitik, die zu Gunsten von ein paar vermögenden Menschen gestaltet ist. Seit drei Jahren nutze ich für diese Kritik, aber auch für Vorschläge, wie man es besser machen könnte, meinen Blog. Dennoch werden Links auf meinen fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehenden Blog aus den verschiedenen ARD- und ZDF-Foren meistens gelöscht bzw. nicht veröffentlicht. Damit unterbinden die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten auf der einen Seite diese Form der konstruktiven Meinungsäußerung, während sie andererseits munter mal Salafisten und mal Islamfeinden eine Plattform geben, um ihre Parolen zu platzieren.

Aber auch wenn man sich andere Akteure anschaut, scheint Gehör nur zu finden, wer gegen Minderheiten aufstachelt. Auf meine Anfrage an zwei größere deutsche Stiftungen, ob man mich bei einer Organisation einer Dialog- und Debattenveranstaltung unterstützen würde, habe ich zwei Absagen erhalten, ebenso vom „Europe for Citizens“-Programm der EU, das mir mitteilte, Veranstaltungen von Bürgern seien grundsätzlich nicht förderungsfähig. Auch meine Mail an genau jenen Frank Richter, der gestern bei Jauch dafür plädierte, unbedingt den Dialog mit den Pegida-Anhängern zu suchen, wurde im Übrigen nicht beantwortet. Meines Erachtens ist es überhaupt erstaunlich, dass ausgerechnet die Landeszentrale für politische Bildung des Bundeslandes, in dem immer wieder ein hohes Maß an Demokratieverachtung zum Vorschein kommt, so wenig Selbstkritik an den Tag legt und mit dem Zugehen auf Pegida nun sogar glaubt den Stein der Weisen gefunden zu haben.

Anstatt die normalen Bürger von Anfang an mitzunehmen, den Dialog zu ermöglichen und Partizipation zu stärken, werden von Politik und Medien die Schreihälse von Pegida hofiert. Es ist beschämend zu sehen, auf welchen Resonanzboden dabei die Islamfeindlichkeit in weiten Teilen der konservativen Politik hierzulande fällt. Während die Proteste gegen S21 oder die Occupy-Bewegung von CDU-geführten Landesregierungen noch weggeblasen wurden, sind es jetzt Teile dieser Union, die mit Gesprächsangeboten auf Pegida zugehen, um auf den Zug der Islamfeindlichkeit und der Ablehnung von Zuwanderung aufzuspringen. Wer jeglichen Dialog mit liberalen Bürgern und Bürgergruppen ablehnt, aber mit Pegida das Gespräch sucht, der darf sich nicht wundern, wenn Intoleranz und Hass in unserer Gesellschaft gestärkt werden.


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MEGSÄDÖ oder der umgedrehte Spieß http://www.mister-ede.de/kultur/megsaedoe/3454 http://www.mister-ede.de/kultur/megsaedoe/3454#comments Wed, 14 Jan 2015 21:04:58 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3454 Weiterlesen ]]> Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag darauf hinweisen, dass jemand, der eine Islamisierung des Abendlandes beklagt, nichts anderes macht, als den übrigen Mitbürgern das Recht der freien Religionswahl abzusprechen. Dann allerdings habe ich mich doch entschieden, den Spieß einfach mal umzudrehen, um den Irrsinn dieser PEGIDA-Demos aufzuzeigen.

MEGSÄDÖ – Mister Ede gegen sächsischen Dialekt in der Öffentlichkeit

Wir wollen klar sagen, dass MEGSÄDÖ absolut nichts gegen Sachsen hat, aber wir finden, man kann auch von Sachsen verlangen, dass sie Hochdeutsch reden und sich damit in diese Gesellschaft integrieren. Während Bayerisch, Schwäbisch oder der Berliner Dialekt eine lange Tradition hier in der BRD haben und entsprechend schützenswerte Bestandteile unserer Kultur sind, ist das Sächsische in unserer Gesellschaft doch sehr fremd. Daher hat MEGSÄDÖ folgendes Positionspapier erarbeitet, damit unsere Sprachkultur nicht vom sächsischen Dialekt verdrängt wird:

1. MEGSÄDÖ ist für den Schutz der Sachsen, das ist Menschenpflicht!
2. MEGSÄDÖ ist für das Recht auf und die Pflicht zur sprachlichen Integration!
3. MEGSÄDÖ ist für mehr Mittel zur Sprachförderung!
4. MEGSÄDÖ ist für die Verteidigung des Hochdeutschen und seiner traditionellen Dialekte!
5. MEGSÄDÖ ist für Hochdeutschunterricht an allen Schulen Sachsens!
6. MEGSÄDÖ ist für regelmäßige Sprachtests für Sachsen!
7. MEGSÄDÖ ist für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber straffällig gewordenen Sachsen!
8. MEGSÄDÖ ist dafür, dass Sachsen bei schweren Straftaten ins Gefängnis müssen!


Stimmen zu MEGSÄDÖ:

Burkaträgerin: Also ich finde MEGSÄDÖ sehr gut. Wenn ich nämlich Sächsisch höre, dann fühle ich mich sehr eingeschüchtert. Zu einer offenen Gesellschaft gehört einfach, dass man sich auch auf Hochdeutsch verständigen kann.

CSU-Wähler: Zuhause muss Hochdeutsch gesprochen werden, ansonsten klappt das doch nie mit der Integration der Sachsen!

Volker Wache: Ich bin ganz auf der Seite von MEGSÄDÖ. Hier spricht das Volk!

Till O.: Es weiß doch jeder, dass der sächsische Dialekt mit den Genen zusammenhängt. Aber trotzdem war es so klar, dass MEGSÄDÖ jetzt an den Pranger gestellt wird. Manche Wahrheiten darf man in Deutschland einfach nicht aussprechen.

B. Schneider: Ich finde das vor allem wegen der Kinder schlimm. Wenn schon kleine Kinder Sächsisch lernen, dann können sie mit 14 ja nicht einfach Hochdeutsch sprechen. Erziehungsrecht der Eltern hin oder her, aber hier geht es um das Kindeswohl und das muss doch Priorität haben.

Herr Ab von Oben: Also ich bin selbst in Sachsen geboren, aber mittlerweile spreche ich fließend Hochdeutsch. Wenn man sich integrieren will, dann geht das also auch. Nur die meisten wollen halt einfach nicht, aber das ist doch nicht die Schuld der Gesellschaft. Ich find es echt gut, dass MEGSÄDÖ den Mut hat, dieses heikle Thema anzusprechen.

Der Pressewächter: MEGSÄDÖ sind doch die einzigen, die die Wahrheit sagen! ARD, ZDF, SZ, FAZ, TAZ, BILD, Zeit und wie sie alle heißen, überall werden doch die Probleme mit dem sächsischen Dialekt vertuscht. Die Mainstream-Medien sind vollkommen manipuliert, einfach nur Lügenpresse!

P.S.: Pegida ist ja eine sächsische Veranstaltung, daher bin ich der Auffassung, dass besonders die Sachsen aufgefordert sind, sich von Pegida zu distanzieren.


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Die Zentrifugalkraft des Politikversagens: Grexit, PEGIDA und „Charlie Hebdo“ http://www.mister-ede.de/politik/zentrifugalkraft-des-versagens/3425 http://www.mister-ede.de/politik/zentrifugalkraft-des-versagens/3425#comments Sat, 10 Jan 2015 17:19:28 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3425 Weiterlesen ]]> In diesen Tagen kommt das Versagen der europäischen Politik wieder sehr deutlich zum Vorschein. Unabhängig von den Farben der Parteien und der politischen Ausrichtung der jeweiligen Regierung ist zu konstatieren, dass es in den letzten Jahrzehnten in keinster Weise gelungen ist, die wesentlichen gesellschaftlichen Fragen innerhalb der EU zu beantworten und damit das Fundament für eine stabile Gesellschaftsordnung in Europa und der Welt zu legen.
Neben dem völlig unbearbeiteten Thema des weltweiten Bevölkerungswachstums bei endlichen Ressourcen und dem stiefmütterlich behandelten Klimawandel zeigt sich das Versagen der europäischen Politik zum Beispiel in einer suboptimalen Russlandpolitik oder nicht ausreichend integrativen und angleichenden Maßnahmen für EU-Neu-Mitglieder. Die Destabilisierung der europäischen Gesellschaften und die zum Teil aufgeheizte Stimmungslage in den Bevölkerungen ist deshalb aus meiner Sicht eine mehr oder weniger direkte Folge einer Politik, die sich im Zentrum häufig nur um sich selbst dreht und dabei die zahlreichen Kernfragen unserer Zeit unbeantwortet lässt. Dieses Politikversagen führt dazu, dass die Bürger Europas zum Teil zusammen mit den ungelösten Problemen im eigenen Land an den Rand gedrängt werden und die europäische Gesellschaft auf diese Weise auseinandergetrieben wird.

Die katastrophale Lage im Osten der Ukraine mit all den Unsicherheiten für die Ukraine selbst, aber auch für Russland und die EU, kann ohne Weiteres darauf zurückgeführt werden, dass auch 25 Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion die Antwort auf die Frage fehlt, wie eine Zusammenarbeit zweier in einigen Bereichen doch recht unterschiedlichen Gesellschaften, in Russland und der EU, ermöglicht werden kann. Das Auseinanderdriften von Russland und der EU ist damit im Prinzip nicht das Ergebnis einer gescheiterten Politik, sondern das Resultat aus dem völligen Vergessen oder Verdrängen der Notwendigkeit einer Russlandpolitik.

Ähnlich lange wie der Fall des Eisernen Vorhangs ist es auch schon her, dass die Einführung des Euro als gemeinsame Währung beschlossen wurde, allerdings auch hier gibt es noch immer keine befriedigende Antwort auf die für die Währungsunion durchaus wichtige Frage, wie eine weitere politische Integration der EU oder der Eurozone gelingen kann. Schaut man sich die Eurokrise an, so ist sie in weiten Teilen auf genau diese fehlende Antwort zurückzuführen und so treibt auch hier das Politikversagen die europäische Gesellschaft kräftig auseinander, wie sich z.B. an der griechischen Schuldenschnitt- bzw. Grexit-Debatte zeigt. Genauso könnte aber auch LuxLeaks als Symbol für die fehlende europäische Integration herhalten oder allgemein der ins Selbstschädigende gehende Wettbewerb der EU-Länder untereinander. Wenn Facebook nur wenige Prozent Steuern zahlt und ein Einzelhändler seine Gewinne hochversteuern muss, dann verstärkt auch dies die Fliehkräfte in dieser europäischen Gesellschaft und zwar bis weit in ihre Mitte hinein.

Aber auch andere wesentliche Fragen der europäischen Integration, ob es zum Beispiel Austritts- oder Ausschlussmöglichkeiten aus der EU geben sollte, wenn beispielsweise ein Land die europäischen Grundwerte missachtet, sind weiter offen. Genauso sind andere Integrationsprobleme, wie die großen gesellschaftlichen und insbesondere wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der Union z.B. zu den Ländern der Schwarzmeer-Region, auch nach der mittlerweile über 8-jährigen EU-Mitgliedschaft von Bulgarien und Rumänien ungelöst. Wenn aber z.B. über Jahre die Probleme der Roma, egal ob nun in Rumänien, Frankreich oder Deutschland, nicht gelöst werden, ist es nicht verwunderlich, dass sich nicht nur die Roma an den Rand der Gesellschaft verbannt sehen, sondern durch eine solche dauerhafte Ausgrenzung auch neue und zusätzliche Problematiken entstehen.
Daneben können genauso die Verdrängungsängste mancher Menschen, die sich in Deutschland aber auch z.B. in Dänemark oder Großbritannien bisweilen in nationalistischen Tendenzen zeigen, teilweise darauf zurückgeführt werden, dass viele Fragen der europäischen Integration eben noch immer nur unbeantwortet im Raum stehen.

Offen ist in Europa auch die Frage, wie das Auseinanderdriften von Arm und Reich global wie auch in Europa selbst abgemildert, unterbunden oder umgekehrt werden kann, und auch in Deutschland sind grundlegende Probleme, wie das Anwachsen von Arbeitsarmut oder Altersarmut, seit Jahren bekannt, aber ungelöst. Ganz im Gegenteil wird sogar beharrlich an der Absenkung des Rentenniveaus festgehalten und auch eine bessere Lohnentwicklung im Bereich der Schlecht- oder Nichtqualifizierten, z.B. durch eine steuerliche Entlastung von Geringverdienern oder die Einführung progressiver Sozialversicherungsabgaben, ist nicht absehbar.
Während somit die Probleme Arbeitsarmut und Altersarmut weitestgehende ignoriert werden, wachsen auch hier wieder die Fliehkräfte und drängen einen Teil der Bürger zuerst an den wirtschaftlichen Rand und dann teilweise an den politischen Rand, ob nun zur AfD, zu PEGIDA oder zu dem, was es zwischen Verschwörungstheorie und „Lügenpresse“ sonst noch alles gibt.

Umgekehrt steht, gerade mit Blick auf Frankreich und Großbritannien, dafür weiterhin die Frage nach gelingender Integration im Raum. Genauso haben wir in Deutschland, obwohl uns diese Frage schon seit Jahrzehnten begleitet, bislang noch keine wirkliche Antwort hierfür gefunden. So muss man wohl auch den Anschlag auf „Charlie Hebdo“, zumindest so wie es sich zurzeit darstellt, viel weniger mit Islamismus, IS oder Al-Qaeda erklären und vielmehr mit einem massiven Politikversagen in der EU. Nicht ein irgendwie gearteter Islamismus hat gemordet, sondern ganz konkret drei hier aufgewachsene Menschen, die sich am Rand der Gesellschaft soweit radikalisiert haben, dass sie diese Gesellschaft, in der sie lebten, nur noch als ihren Feind betrachtet haben. Europaweit über eintausend Syrien- oder IS-Heimkehrer sind damit die Antwort auf die von der Politik unbeantwortete Frage nach gelingender Integration.

Damit rächt sich nun deutlich die jahrelange Praxis von regierenden Politikern, die Kernfragen der Gesellschaft unbeantwortet zu lassen und die wenig prestige- und dafür umso konfliktträchtigeren Themen weiträumig zu umgehen. Nicht erst seit den Anschlägen von Paris ist klar, dass Integrationspolitik versagt hat, nicht erst seit 10 Tagen gibt es in Griechenland wirtschaftliche Verwerfungen, nicht erst seit der Europawahl ist Le Pen in Frankreich stark und eine breite Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien gibt es in Deutschland auch nicht erst seit der AfD. Was wir heute in den Nachrichten sehen, ist nicht plötzlich über uns gekommen, sondern das Resultat des Politikversagens der letzten drei Jahrzehnte.


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und kam dem rechten Rand zu nah.
Ein Andenken wird Lucke bleiben,
denn kurz darauf war Peggy da.


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Link zum Beitrag „Wutbürger der Aufklärung“ von Frank Stauss auf frank-stauss.de


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Intrikation ist da gar nicht! http://www.mister-ede.de/4-fun/intrikation-ist-da-gar-nicht/3181 http://www.mister-ede.de/4-fun/intrikation-ist-da-gar-nicht/3181#comments Fri, 14 Nov 2014 13:12:05 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3181 Weiterlesen ]]> Die Mutter, die da gegen ein Flüchtlingsheim demonstriert, hat zwar recht, aber wir können ja jetzt nicht von Flüchtlingen verlangen, dass sie eine Teletubbie-Sprache lernen, nur weil die Mutti es zeit ihres Lebens nicht geschafft hat, sich der deutschen Sprache zu bemächtigen.

Schöner Beitrag der NDR-Sendung Extra 3 vom 12.11.2014 zum unschönen Widerstand gegen ein Flüchtlingsheim (Link zum Beitrag auf www.ndr.de).

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