mister-ede.de » Zeitzonen https://www.mister-ede.de Information, Diskussion, Meinung Fri, 01 Dec 2023 14:44:02 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 Dauerhafte Sommerzeit- oder ewige Winterzeit – wofür sind die Nachbarn Deutschlands? https://www.mister-ede.de/politik/sommerzeit-winterzeit-eu/8828 https://www.mister-ede.de/politik/sommerzeit-winterzeit-eu/8828#comments Tue, 21 May 2019 18:50:56 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=8828 Weiterlesen ]]> Im Jahr 2021 soll die Zeitumstellung enden. Auf Vorschlag der EU-Kommission haben Europaparlament und Rat deshalb beschlossen, dass die EU-Länder in den kommenden Monaten melden sollen, ob sie künftig die dauerhafte Sommerzeit (MESZ) oder die ewige Winterzeit (MEZ) einführen wollen. Es soll damit vermieden werden, dass ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Zeitzonen in Europa entsteht. Für die Frage, wie sich Deutschland entscheiden soll, ist daher nicht nur ein Blick auf das hiesige Meinungsbild sinnvoll, sondern auch darauf, wie sich unsere Nachbarländer entschieden haben oder entscheiden werden.

Hierzulande gibt es eine klare Präferenz für die dauerhafte Sommerzeit. Millionen Deutsche hatten sich 2018 an der EU-Konsultation beteiligt und sich mit einer deutlichen Mehrheit für diese Variante entschieden [1]. Und auch in repräsentativen Umfragen von Meinungsforschungsinstituten werden immer wieder ähnliche Ergebnisse gemessen. Selbiges gilt für unsere Nachbarn Luxemburg und Österreich. Auch dort gab es eine rege Beteiligung an der EU-Konsultation und eine klare Mehrheit für die dauerhafte Sommerzeit. Die inzwischen zerbrochene österreichische Bundesregierung hatte deshalb bereits im März mitgeteilt, sie bevorzuge die Sommerzeit, auch wenn man sich in Österreich einem deutsch-italienischen Winterzeit-Regime zur Not unterordnen würde, um als kleines Land keine Zeitinsel zwischen den großen Nachbarn zu bilden [2].
In den übrigen Nachbarländern Deutschlands war die Beteiligungsquote an der EU-Konsultation zwar zu gering, um eine wirkliche Aussagekraft zu haben. In Frankreich hat allerdings das Parlament inzwischen eine eigene Bürgerbefragung durchgeführt, an der sich über 2 Mio. Franzosen beteiligt haben. Das Ergebnis ist auch dort, dass sich 59% der Franzosen eine dauerhafte Sommerzeit wünschen, nur 37% die ewige Winterzeit [3]. Und auch bei Polen ist bekannt, dass eine breite Mehrheit für die Einführung der dauerhaften Sommerzeit ist [4]. Der zuständige Ausschuss im polnischen Parlament stimmte hierfür bereits 2017 und war damit sogar einer der Auslöser für die jetzige EU-Gesetzgebung zur Abschaffung der Zeitumstellung.

Falls sich Deutschland nun ebenfalls für die dauerhafte Sommerzeit entscheidet, ist anzunehmen, dass sich auch die kleineren Nachbarländer einer solch großen französisch-deutsch-polnisch-österreichischen Sommerzeitzone anschließen würden. Es erscheint daher durchaus sinnvoll, diesen Weg zu beschreiten, um einen Flickenteppich in Europa zu verhindern und zu einer gemeinsamen Zeit für Deutschland und seine Nachbarländer zu gelangen.


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[1] Ergebnisse der EU-Konsultation zur Zeitumstellung (Link zur PDF auf eur-lex.europa.eu)

[2] Artikel auf Vienna.at vom 27.03.2019 zur österreichischen Haltung (Link zum Artikel auf www.vienna.at)

[3] Politico-Artikel vom 06.03.2019 zur Konsultation des franz. Parlaments (Link zum Artikel auf www.politico.eu

[4] ZDF-Beitrag vom 30.3.2019 zum Meinungsbild in Polen (Link zum Beitrag auf www.zdf.de)

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linked: „Ökonomie der Zeit: Does Time Matter?“ https://www.mister-ede.de/gesellschaft/linked-oekonomie-der-zeit/8806 https://www.mister-ede.de/gesellschaft/linked-oekonomie-der-zeit/8806#comments Sun, 12 May 2019 16:36:46 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=8806 Weiterlesen ]]> Vor kurzem hat die EU ein Ende der Zeitumstellung im Jahr 2021 beschlossen und nun sind die einzelnen EU-Mitgliedsländer am Zug, sich für eine dauerhafte Zeit, Sommer- oder Winterzeit, zu entscheiden. Prof. Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, und Martin Braml, Doktorand am Ifo-Institut München, haben sich deshalb ausführlich mit der Frage beschäftigt, welche Auswirkung die Wahl der Zeitzonen auf die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben hat, z.B. falls in Europa ein Flickenteppich unterschiedlicher Uhrzeiten entstehen sollte. Ihr Ergebnis: Langfristig im Prinzip gar keine. In dem gut recherchierten Beitrag zeigen die beiden Wissenschaftler an zahlreichen Beispielen, wie sich das gesellschaftliche Leben einfach auf die jeweils gültige Uhrzeit einstellt. So öffnen beispielsweise die wichtigen europäischen Börsen zeitgleich, auch wenn das in Großbritannien durch die Zeitverschiebung einen um eine Stunde früheren Handelsstart bedeutet. Der Schluss liegt daher nahe, dass die Börsen auch künftig gemeinsam öffnen werden, egal welche Uhrzeit das für die einzelne Börse bedeutet. Felbermayr und Braml zeigen aber auch am Beispiel Spanien, wie die Uhrzeit von einer gesamten Gesellschaft ignoriert wird und sich das Leben nach der tatsächlichen Sonnenuhrzeit ausrichtet. Obwohl die Sonne dort später auf und untergeht als in Deutschland, haben die Spanier seit Franco dieselbe Zeitzone wie wir in Deutschland oder Österreich. Sie kompensieren das aber ganz einfach, indem sie bezogen auf die nun geltende Uhrzeit später aufstehen, später zu Mittag und zu Abend essen und später ins Bett gehen. Die Autoren fassen dies in die prägnante Formel „Sonne schlägt Franco“.

Der Beitrag von Felbermayr und Braml gehört damit zu den wenigen, die sich sachlich und ausgewogen mit der Thematik beschäftigen und nicht mit Untergangszenarien Angst schüren. Hilfreich ist vor allem, dass sich die beiden Wissenschaftler die Mühe gemacht haben, nicht nur einen Einzelaspekt herauszugreifen und zu beleuchten, sondern eine Gesamtbetrachtung der Auswirkungen vorzunehmen und dabei auch die Fähigkeit der Menschen zu berücksichtigen, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen.

„Ökonomie der Zeit: Does Time Matter?“ von Prof. Felbermayr und Martin Braml findet sich in der Zeitschrift für Wirtschaftspolitik „Wirtschaftsdienst“, 99. Jahrgang, 2019, Heft 4, S. 257-261. Der Text ist auch online abrufbar: „Ökonomie der Zeit: Does Time Matter?“ auf archiv.wirtschaftsdienst.eu


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