mister-ede.de » BIP http://www.mister-ede.de Information, Diskussion, Meinung Fri, 01 Dec 2023 14:44:02 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 Zur aktuellen italienischen Staatsverschuldung (2016) http://www.mister-ede.de/politik/italien-staatsschulden-2016/5305 http://www.mister-ede.de/politik/italien-staatsschulden-2016/5305#comments Mon, 29 Aug 2016 11:34:50 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=5305 Weiterlesen ]]> Vorweg ist zur italienischen Staatsverschuldung festzuhalten, dass Schuldpapiere im Wert von 130% des BIP, die zu einem großen Teil von Inländern gehalten werden, ziemlicher Nonsens sind. Alle Bürger zahlen auf diese Weise über ihre Steuern jene Zinsen, die dann manche Bürger wieder zurückbekommen. Ein solcher Zustand deutet daher meist auf eine gewisse Feigheit der entsprechenden Politiker hin, die eine letztendliche Finanzierung von Vorhaben über eine steigende Verschuldung gerne in die Zukunft verschieben.

Ansonsten ist für die Betrachtung von Staatsschulden wichtig, sowohl zwischen der Verschuldung im Inland und der Auslandsverschuldung zu unterscheiden als auch die Währungsform (Fremdwährung / Landeswährung) zu berücksichtigen.
Viele Länder müssen ihre Kredite in einer Fremdwährung aufnehmen und haben insofern keinen Einfluss auf die verwendete Währung. Hier kann man die Höhe der Staatsschulden gut ins Verhältnis zum BIP setzen. Andere Länder sind hingegen wirtschaftlich stark genug und ausreichend vertrauenswürdig, um Staatsanleihen in der eigenen Landeswährung ausgeben zu können. Bei Problemen oder einer drohenden Überschuldung kann dann die Notenbank über geldpolitische Maßnahmen eingreifen. Gerade wenn viele Inländer die Schuldtitel erwerben, spielt für diese Länder die Höhe der Staatsschulden im Verhältnis zum BIP kaum eine Rolle.

Bei Italien muss man also berücksichtigen, dass die Staatsschulden nicht auf eine eigene Landeswährung, sondern auf Euro lauten. Hierdurch spielt es kaum eine Rolle, dass die italienischen Staatspapiere überwiegend von inländischen Personen und Unternehmen gehalten werden, denn auch die Inländer können im Zweifelsfall ihre Euro in jedem anderen Euroland anlegen. Außerdem hat Italien für sich alleine nicht die Möglichkeit, die aus der Verschuldung resultierende Zinslast zu beeinflussen. In diesem Punkt kommt Italien aber der hohe Anteil der im Inland gehaltenen Staatspapiere entgegen. Bei einer Neuanlage zu einem höheren Zinssatz stehen den steigenden Zinskosten des italienischen Staates gleichzeitig auch höhere Zinseinnahmen der inländischen Gläubiger gegenüber.
Insgesamt ist die hohe Staatsverschuldung Italiens also ein Problem, nicht nur weil durch den Euro im Gegensatz zu einer Landeswährung die Risiken steigen, sondern auch, weil der zunehmende Abstand zu eher schwach verschuldeten Euro-Ländern eine gemeinsame Zinspolitik unmöglich macht. Eine konkrete Ausfallgefahr ausgehend vom italienischen Staat ist allerdings nicht erkennbar. Eher liegen in Italien die Risiken im Finanzsektor, was in Kombination mit der hohen Staatsverschuldung dann jedoch durchaus beunruhigen kann.


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Vorschlag für eine faire Flüchtlingsquote in der EU http://www.mister-ede.de/politik/faire-fluechtlingsquote-in-eu/4774 http://www.mister-ede.de/politik/faire-fluechtlingsquote-in-eu/4774#comments Tue, 16 Feb 2016 17:47:24 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=4774 Weiterlesen ]]> Immer wieder ist in der Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen eine Quote zur Verteilung der Schutzsuchenden in der EU im Gespräch und bereits im vergangenen Jahr wurde zunächst eine Umverteilung von 40.000 und dann nochmal von 120.000 Flüchtlingen auf Basis einer Quote beschlossen. Bislang liegt dieser Quote allerdings ein Verteilungsschlüssel zugrunde, der wenig bis überhaupt nicht auf die Aufnahmefähigkeit der einzelnen Länder achtet. So wurden beispielsweise die 120.000 Flüchtlinge zum Teil proportional zur Einwohnerzahl und zum Teil proportional zum BIP verteilt, ohne dabei die stärkeren Schultern mehr zu belasten als die schwachen [1]. Auch andere Faktoren, z.B. die Arbeitslosigkeit in den betreffenden Ländern, wurden bei dieser Quotenberechnung nicht berücksichtigt. In der Folge bekam z.B. Polen mehr Flüchtlinge zugewiesen als Belgien und Österreich zusammen, die zwar nur halb so viele Einwohner haben, allerdings wirtschaftlich drei bis vier Mal so leistungsstark sind wie Polen.

Um daher diesem unausgewogenen Verteilungsschlüssel eine faire Variante entgegenzusetzen, wurde nachfolgendes Modell zur Quotenberechnung entwickelt, welches eine progressive Belastung von Ländern mit hohem BIP vorsieht und auch die Höhe der Arbeitslosigkeit bei der Zuteilung von Flüchtlingen berücksichtigt.

Modell und Berechnung einer fairen Flüchtlingsquote in der EU (www.mister-ede.de – 16.02.2016)

Beispielrechner zur Flüchtlingsquote (www.mister-ede.de)

Entsprechend fließen bei diesem Modell neben Einwohnerzahlen auch BIP und Arbeitslosenquoten der an der Flüchtlingsverteilung beteiligten Länder in die Berechnung der Quote mit ein. Diese Daten werden dann mit Hilfe vier veränderbarer Parameter (BIP-Freibetrag = 10.000 Euro; ALQ-Basiswert = 4%; ALQ-Reduktionsfaktor = 8; Leistungsdeckelung = 50.000) zu einer fairen Flüchtlingsquote verrechnet. Lässt man die Ausgangswerte der Parameter unverändert, werden z.B. Länder mit einer Wirtschaftsleistung unter 10.000 Euro oder einer Arbeitslosigkeit über 16,5% nicht in die Verteilung von Flüchtlingen einbezogen.
Das Modell und der Beispielrechner sind allerdings bewusst so konzipiert, dass durch eine Veränderung der vier Parameter auch andere Verteilungsschlüssel mit schwächerer oder stärkerer Berücksichtigung von Wirtschaftsleistung oder Arbeitslosenquote ausprobiert werden können. Außerdem ist die Einbeziehung von Dänemark, Großbritannien und Irland, die nicht oder nur eingeschränkt am europäischen Asylsystem teilnehmen, optional. Auch Italien, Griechenland und Ungarn können aus der Quotenberechnung herausgenommen werden, weil sie z.B. bei der Verteilung der 120.000 Flüchtlinge Ausganspunkt der Verteilung waren und somit keine Quote erfüllen mussten.

Vergleicht man abschließend den Vorschlag für eine faire Flüchtlingsquote mit jener Quote, die von der EU zur Verteilung der 120.000 Flüchtlinge angewendet wurde, werden die Unterschiede schnell erkennbar. Länder wie Deutschland, Niederlande oder Österreich, die in einer sehr guten wirtschaftlichen Verfassung sind, müssten stets mehr Flüchtlinge aufnehmen, während schwächere Länder, wie z.B. Rumänien, Polen, Kroatien oder das von Arbeitslosigkeit geplagte Spanien, eine niedrigere Quote zu erfüllen hätten. Bei jenen Ländern, die sich wie Frankreich im Mittelfeld befinden, steigt oder sinkt die Quote hingegen je nach Ausprägung der einzelnen Parameter.
In nachfolgender Tabelle werden neben der EU-Flüchtlingsquote zur Verteilung der 120.000 Flüchtlinge verschiedene Varianten der fairen Flüchtlingsquote aufgelistet. Hierbei wurden die Parameter der fairen Flüchtlingsquote einmal bei den Ausgangswerten belassen und einmal auf folgende Werte verändert: BIP-Freibetrag = 5.000 Euro; ALQ-Basiswert = 5%; ALQ-Reduktionsfaktor = 6; Leistungsdeckelung = 60.000. Daneben wurden Griechenland, Italien und Ungarn bei beiden Varianten einmal einbezogen und einmal nicht.


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[1] Quotenvorschlag der EU-Kommission zur Verteilung von 120.000 Flüchtlingen (Link zum Vorschlag auf europa.eu)

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Modell und Berechnung einer fairen Flüchtlingsquote in der EU http://www.mister-ede.de/politik/berechnung-fluechtlingsquote/4776 http://www.mister-ede.de/politik/berechnung-fluechtlingsquote/4776#comments Tue, 16 Feb 2016 17:46:16 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=4776 Weiterlesen ]]> Nachfolgendes Modell für eine faire Flüchtlingsquote beruht auf dem Grundgedanken, dass Länder mit vergleichsweise hohem BIP und vergleichsweise niedriger Arbeitslosigkeit deutlich mehr je Einwohner zur Aufnahme von Flüchtlingen beitragen können und sollen als wirtschaftlich schwächere Länder. In die Quotenberechnung fließen bei diesem Modell neben Einwohnerzahlen daher auch BIP und Arbeitslosenquoten der an der Flüchtlingsverteilung teilnehmenden Länder mit ein. Mit Hilfe vier veränderbarer Parameter (BIP-Freibetrag = 10.000 Euro; ALQ-Basiswert = 4%; ALQ-Reduktionsfaktor = 8; Leistungsdeckelung = 50.000) werden diese Daten dann in drei Schritten zu einer faire Flüchtlingsquote verrechnet, welche die Aufnahmefähigkeit der einzelnen Länder berücksichtigt.
Der BIP-Freibetrag gewährleistet dabei, dass die Zuteilung von Flüchtlingen mit steigender Wirtschaftskraft progressiv ansteigt, während Länder mit einem BIP unterhalb dieses Freibetrags keine Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Der ALQ-Basiswert legt fest, ab welcher Höhe sich die Arbeitslosigkeit dämpfend auf die Zuteilung von Flüchtlingen auswirken soll. Der ALQ-Reduktionsfaktor bestimmt wiederum, wie stark die Arbeitslosigkeit berücksichtigt wird. Zu guter Letzt verhindert die Leistungsdeckelung, dass wirtschaftlich starke Länder durch eine übermäßige Flüchtlingszuteilung überfordert werden.

Vorschlag für eine faire Flüchtlingsquote in der EU (www.mister-ede.de – 16.02.2016)

Beispielrechner zur Flüchtlingsquote (www.mister-ede.de)

Schritt 1:

In einem ersten Schritt wird für jedes Land aus BIP und Einwohnerzahl ein Leistungsbetrag errechnet. Um hierbei die Aufnahmefähigkeit zu berücksichtigen, erhält jedes Land einen BIP-Freibetrag in Höhe von 10.000 Euro je Einwohner. Das BIP reduziert um diese BIP-Freibeträge der Einwohner ergibt dann den Leistungsbetrag eines Landes. Bei einer Einwohnerzahl von 5 Mio. Einwohnern und einem BIP von 20.000 Euro je Einwohner berechnet sich also ein Leistungsbetrag von (20.000 – 10.000) * 5 Mio. = 50 Milliarden. Ist der Leistungsbetrag eines Landes null oder negativ, so wird dieses Land bei der Verteilung von Flüchtlingen nicht weiter berücksichtigt.

(Beispielrechner: Im Beispielrechner kann der BIP-Freibetrag und damit die Quotenberechnung verändert werden. Durch das Absenken des BIP-Freibetrags auf null wird vollständig auf eine progressive Verteilung von Flüchtlingen verzichtet.)

Schritt 2:

Im zweiten Schritt wird die Arbeitslosigkeit eines Landes in die Quotenberechnung einbezogen. Hierfür wird die Arbeitslosenquote um den ALQ-Basiswert von 4% reduziert und danach mit dem ALQ-Reduktionsfaktor 8 multipliziert. Liegt die auf diese Weise berechnete ALQ-Reduktion zwischen 0% und 100%, so wird der im ersten Schritt errechnete Leistungsbetrag um diesen Wert reduziert. Liegt die ALQ-Reduktion unter 0%, findet keine Reduktion statt, liegt sie über 100%, wird das Land vollständig aus der Quotenberechnung herausgenommen.
Bei einem ALQ-Basiswert von 4%, einem ALQ-Reduktionsfaktor von 8 und einer Arbeitslosenquote von 7% errechnet sich also eine ALQ-Reduktion von (7% – 4%) * 8 = 24%, um die dann der Leistungsbetrag des betreffenden Landes reduziert wird. Liegt die Arbeitslosigkeit bei 16,5% oder darüber, fällt ein Land hingegen vollständig aus der Verteilung von Flüchtlingen heraus, (16,5% – 4%) * 8 = 100%.

(Beispielrechner: Im Beispielrechner können sowohl der ALQ-Basiswert als auch der ALQ-Reduktionsfaktor und damit die Quotenberechnung verändert werden. Durch das Absenken des ALQ-Reduktionsfaktors auf null wird die Arbeitslosigkeit nicht bei der Quotenberechnung berücksichtigt.)

Schritt 3:

Im dritten Schritt werden die Leistungsendbeträge der einzelnen Länder, also die Leistungsbeträge aus Schritt 1 nach der Berücksichtigung der Arbeitslosigkeit in Schritt 2, aufsummiert. Entsprechend dem Anteil an den Leistungsendbeträgen bestimmt sich dann die Flüchtlingsquote für das betreffende Land. Hat also ein Land einen Anteil von 30% an den gesamten Leistungsendbeträgen, werden ihm 30% der zu verteilenden Flüchtlinge zugewiesen. Sollen insgesamt beispielsweise 500.000 Flüchtlinge verteilt werden, muss dieses Land davon 150.000 übernehmen.

(Beispielrechner: Um die Flüchtlingsquote in Relation zur Einwohnerzahl zu setzen, wird zusätzlich zur Flüchtlingsquote auch die Flüchtlingsquote je 100.000 Einwohner angegeben. Werden insgesamt 500.000 Flüchtlinge verteilt, entspricht eine Flüchtlingsquote von 0,1% je 100.000 Einwohner einer Zuweisung von 500 Flüchtlingen je 100.000 Einwohner.)

Leistungsdeckelung:

Um zu verhindern, dass Länder mit besonders hohem BIP über die Maßen belastet werden, findet eine Deckelung der Leistungsendbeträge auf 50.000 je Einwohner statt.

(Beispielrechner: Im Beispielrechner kann die Leistungsdeckelung und damit die Quotenberechnung verändert werden. Durch ein Anheben auf 90.000 findet keine Deckelung statt, weil alle EU-Mitgliedsländer auf niedrigere Leistungsendbeträge kommen.)

Länder in die Quotenberechnung einbeziehen oder herausnehmen:

Dänemark, Großbritannien und Irland nehmen nicht oder nur eingeschränkt am europäischen Asylsystem teil. Diese Länder werden daher bei der Quotenberechnung zunächst nicht berücksichtigt.

(Beispielrechner: Im Beispielrechner können diese Länder durch ein Häkchen in die Berechnung einbezogen werden.)

Italien, Griechenland und Ungarn sind beispielsweise beim EU-Plan zur Verteilung von 120.000 Flüchtlingen der Ausgangspunkt der Umverteilung. In diesem Fall genügt es allerdings, die Flüchtlingsquote alleine für die aufnehmenden Länder zu berechnen. Die Einbeziehung von Italien, Griechenland und Ungarn ist deshalb optional.

(Beispielrechner: Im Beispielrechner können diese Länder durch ein Entfernen des Häkchens aus der Berechnung herausgenommen werden.)

Quelle der Daten:

Nachdem zum Zeitpunkt der Erstellung bei Eurostat noch keine vollständigen Zahlen für das abgelaufene Jahr 2015 abrufbar waren, fließen in das Modell die Zahlen von 2014 ein bzw. bei den Einwohnerzahlen der Stand zum 1.1.2015.

Datensatz zum BIP bei Eurostat

Datensatz zu den Einwohnerzahlen bei Eurostat

Datensatz zur Arbeitslosenquote bei Eurostat


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Kleiner Schuldenrechner für Griechenland http://www.mister-ede.de/politik/schuldenrechner-griechenland/4290 http://www.mister-ede.de/politik/schuldenrechner-griechenland/4290#comments Sun, 16 Aug 2015 14:00:33 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=4290 Weiterlesen ]]> Viele Faktoren haben Einfluss auf die Entwicklung von BIP, Schulden, Zinslast und Haushaltssaldo in Griechenland. Damit jeder selbst ausprobieren kann, wie sich die griechische Finanzsituation bei unterschiedlichen Annahmen für Zinssatz, reales Wachstum, Inflation und Primärsaldo in den nächsten Jahren entwickelt, findet sich hier ein Schuldenrechner für Griechenland:

Kleiner Schuldenrechner für Griechenland (www.mister-ede.de)

Durch Klicken auf „Plus“ und „Minus“ können das BIP und die Schulden für das Jahr 2015 eingestellt werden sowie Annahmen für Zinssatz, reales Wachstum, Inflation und Primärsaldo der kommenden Jahre getroffen werden. Die künftigen Werte, z.B. für BIP oder Schuldenquote, berechnen sich dann automatisch und werden in einer Tabelle bis zum Jahr 2035 angegeben.

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Glossar: Die Schuldenquote (von Staaten) http://www.mister-ede.de/politik/schuldenquote-von-staaten/4164 http://www.mister-ede.de/politik/schuldenquote-von-staaten/4164#comments Sat, 08 Aug 2015 18:38:32 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=4164 Weiterlesen ]]> Die Staatsschuldenquote stellt die Schulden eines Landes in ein Verhältnis zu seiner jährlichen Wirtschaftsleistung. Entsprechend hat ein Land mit Staatsschulden in Höhe von 50 Mrd. Euro und einem BIP von 100 Mrd. Euro eine Staatsschuldenquote in Höhe von 50%.

Bedeutung der Staatsschuldenquote:

Die Staatschuldenquote ist eine bekannte Kennzahl zur Bewertung der Verschuldung eines Staates. Sie dient allerdings nur als grober Indikator und hat für sich alleine genommen eine begrenzte Aussagekraft. So deutet die Höhe der Staatsschuldenquote zwar auf die Höhe der Verschuldung und damit auf den Refinanzierungsbedarf und die Finanzrisiken, z.B. Risiken durch Zinsänderungen, eines Staates hin, jedoch sagt die Schuldenquote nichts darüber aus, ob ein Staat seine Verbindlichkeiten im eigenen Land hat oder ob es sich um Auslandsschulden handelt. Auch über den Währungsrahmen eines Landes und über die den Schulden gegenüberstehenden Vermögenswerte des Staates gibt die Schuldenquote keine Auskunft. Daher kann eine Bewertungen der Schuldensituation, z.B. der finanziellen Risiken, oder der Finanzsituation nur begrenzt anhand dieser Quote erfolgen.
Ähnlich eingeschränkt ist die Aussagekraft der Staatsschuldenquote in Bezug auf die Zinsbelastung der öffentlichen Hand. Hier ist für eine Einordnung die Zinslastquote der wesentlich bessere Indikator.

Am ehesten lassen sich durch die Staatsschuldenquote Schlüsse auf die Schulden- bzw. Finanzsituation ziehen, wenn zusätzlich die Veränderung der Staatsschuldenquote mitberücksichtigt wird. Eine vergleichsweise niedrige und sinkende Staatsschuldenquote ist ein guter Hinweis auf eine gesunde Finanzlage. Hingegen ist eine vergleichsweise hohe und steigende Quote meistens ein Anzeichen für eine schwierige finanzielle Situation bei der öffentlichen Hand eines Landes.

Aussagekraft hinsichtlich des Zustands einer Volkswirtschaft:

Die Aussagekraft der Staatsschuldenquote im Hinblick auf den Zustand einer Volkswirtschaft im Gesamten ist sehr begrenzt. Zu den Einschränkungen bei der Bewertung der Schulden- bzw. Finanzsituation der öffentlichen Hand kommt hinzu, dass die Schuldenquote keinerlei Auskunft über die Schulden- bzw. Finanzsituation des Privatsektors (Banken, Unternehmen, Privatpersonen) gibt. Daneben sagt die Staatsschuldenquote nichts über die Leistungsfähigkeit einer Wirtschaft und die konjunkturellen Lage aus. Somit liefert sie nur zusammen mit anderen Kennzahlen, beispielsweise Wachstumsraten oder Arbeitslosenquoten, ein umfassendes Bild vom Zustand einer Volkswirtschaft.

Die Wirkung von Zins, Inflation und Wachstum auf die Staatsschuldenquote (www.mister-ede.de – 10.08.2015)

Aktuelle Zahlen:

Eigentlich sollte die Staatsverschuldung nach den Kriterien von Maastricht bei maximal 60% des BIP liegen. In Deutschland liegt sie mit 74,7% wie auch in der Eurozone insgesamt mit 91,9% über diesem Wert. Schlusslichter vor Griechenland (177,1%) sind in der EU Italien (132,1%) und Portugal (130,2%). In Frankreich liegt die Staatsschuldenquote bei 89,4%, im Nicht-Euro-Land Großbritannien liegt sie bei 89,4% und Spitzenreiter sind Luxemburg (23,6%) und Bulgarien (27,6%). Insgesamt liegt die Schuldenquote der EU-Staaten bei 86,8%.

Schuldenquoten der EU-Länder und Norwegen 2005-2014:

Quellenangabe: Eurostat-Tabelle „gov_10_dd_edpt1“
Link zu den Datensätzen bei Eurostat


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Übersicht nach Ländern:
Belgien
Deutschland
Estland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Irland
Italien
Lettland
Litauen
Luxemburg
Malta
Niederlande
Österreich
Portugal
Slowakei
Slowenien
Spanien
Zypern

Übersicht nach Kennzahlen:
BIP in Mio. Euro
Finanzsaldo in Mio. Euro
Finanzsaldo in % des BIP
Schuldenlast in Mio. Euro
Schuldenquote in % des BIP
Zinslast in Mio. Euro
Zinslastquote in % des BIP

Ländertabellen:


















Kennzahlentabellen:
BIP in Mio. Euro:

Finanzsaldo in Mio. Euro:

Finanzsaldo in % des BIP:

Schuldenlast in Mio. Euro:

Schuldenquote in % des BIP:

Zinslast in Mio. Euro:

Zinslastquote in % des BIP:
Quellenangabe: Eurostat-Tabelle „gov_10_dd_edpt1“
Link zu den Datensätzen bei Eurostat

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Die Wachstumsschwäche der Eurozone und die Auffälligkeit der Austeritätspolitik http://www.mister-ede.de/politik/wachstumsschwaeche-eurozone/3820 http://www.mister-ede.de/politik/wachstumsschwaeche-eurozone/3820#comments Sun, 19 Apr 2015 17:41:29 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3820 Weiterlesen ]]> Im Jahr 2009, dem Folgejahr der Lehman-Pleite in den USA und dem Ausbruch der Finanzkrise, ist die Wirtschaft in allen Ländern der Währungsunion massiv eingebrochen. Insgesamt ging die Wirtschaftsleistung der Eurozone um 4,5% zurück. Bis 2011 konnten sich dann allerdings zahlreiche Länder der Eurozone bei einer zum Teil deutlichen Schuldenausweitung wieder einigermaßen erholen. So lag die Wirtschaftsleistung in Deutschland (101,7%) [1], Frankreich (101,1%), Belgien (101,4%), Österreich (101,1%), Slowakei (101,9%), Luxemburg (102,1%) und Malta (103,2%) bereits 2011 wieder über dem Niveau von 2008. Auch in den übrigen Ländern der Eurozone erholte sich die Wirtschaftsleistung mehr oder weniger schnell, jedoch mit Ausnahme von Spanien und Griechenland, die noch weitere Rückgänge ihrer Wirtschaftskraft zu verzeichnen hatten, und Portugal, das nach einem Anstieg im Jahr 2010 (98,8%) im Jahr 2011 (97,1%) wieder auf das Level von 2009 (97%) fiel. Insgesamt lag die Wirtschaftsleistung der Eurozone 2011 bei 99% der Wirtschaftsleistung von 2008.

Ab 2011 steckte die Eurozone allerdings erneut in einer Abwärtsspirale, die erst durch die 2012 eingeleitete expansive Geldpolitik der EZB ab 2014 vorerst gestoppt wurde. Insgesamt ist in diesem Zeitraum die Wirtschaftsleistung der Eurozone von 99% (2011) auf 97,7% (2013) zurückgegangen. Auffällig ist dabei jedoch, dass gerade jene Länder, die zur Konsolidierung auf einen strengen Austeritätskurs setzten, kräftig von der Abwärtsspirale erfasst wurden. In Portugal brach die Wirtschaftsleistung von 97,1% (2011) auf 91,7% (2013) ein, in Spanien von 95,8% (2011) auf 92,7%, auf Zypern von 99,7% (2011) auf 92,0% (2013), in Griechenland von 82,4% (2011) auf 73,9% (2013) und in Irland stagnierte die Wirtschaftskraft nach 95,9% (2011) bei 95,8% (2013). Auch Italien mit dem neu gewählten und von den Euro-Partnern als „Reformer“ gefeierten Mario Monti musste einen Wirtschaftseinbruch von 96,7% (2011) auf 92,4% (2013) hinnehmen. Frankreich, das zu Lasten seines Haushaltsdefizits unter Präsident Hollande keinen reinen Austeritätskurs umsetzte, konnte hingegen seine reale Wirtschaftsleistung immerhin von 101,1% (2011) auf 101,7% (2013) steigern.
Und auch von den übrigen Euro-Ländern mussten lediglich zwei Länder einen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung verzeichnen: Die Niederlande von 99,4% (2011) auf 97,2% (2013) und Finnland von 96,9% (2011) auf 94,3% (2013). Die restlichen Euro-Staaten, also Deutschland, Österreich, Belgien, die baltischen Staaten, Slowenien, die Slowakei, Malta und Luxemburg, konnten hingegen ihre Wirtschaftsleistung von 2011 bis 2013 ausweiten.

Im letzten Jahr legte die Wirtschaft in den meisten Ländern der Eurozone, vermutlich vor allem dank der insgesamt positiven Rahmenbedingungen (niedriger Ölpreis, schwacher Euro), etwas zu. Lediglich Zypern und Italien mussten einen erneuten Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung verbuchen und Finnland verharrte auf dem Vorjahresniveau. Zusammengenommen ist damit die Wirtschaftsleistung der Eurozone von 97,7% (2013) wieder auf 98,8% (2014) angestiegen. Das bedeutet jedoch auch, dass das reale BIP der Eurozone von 2008 bis 2014 um insgesamt 1,2% zurückgegangen bzw. nach dem Einbruch von 2009 um magere 3,2% in fünf Jahren gewachsen ist.
Eine Folge dieser Wachstumsschwäche ist dabei, dass die betroffenen Länder nicht automatisch aus ihren Schulden herauswachsen. Daher erscheint es mir auch im Hinblick auf die Schuldenproblematik notwendig, die Wachstumsschwäche der Eurozone endlich zu überwinden. Die Einführung des Mindestlohns in Deutschland und das von der EU-Kommission geschnürte Investitionspaket sind deshalb Schritte in die richtige Richtung.


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[1] Prozentangaben: Wirtschaftsleistung des Betrachtungsjahres in Prozent der Wirtschaftsleistung des Jahres 2008 (Link zum Datenblatt auf www.mister-ede.de)

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Statistik zur Entwicklung des realen BIP der Euro-Länder 2008-2014 http://www.mister-ede.de/politik/reales-bip-eurozone-2008-2014/3816 http://www.mister-ede.de/politik/reales-bip-eurozone-2008-2014/3816#comments Sun, 19 Apr 2015 17:40:48 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3816 Weiterlesen ]]> Um die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone und der einzelnen Mitgliedsländer des Währungsverbundes seit Ausbruch der Finanzkrise darzustellen, wurden im Folgenden die jährlichen Veränderungsraten des realen BIP auf Basis der Wirtschaftsleistung des Jahres 2008 verkettet. Im Jahr 2008 haben damit alle Länder eine Wirtschaftsleistung von 100%. Die Wirtschaftsleistung in den Folgejahren wird anhand der vom Internationalen Währungsfonds (IWF bzw. IMF für International Monetary Fund) ermittelten jährlichen Veränderungsraten des realen BIP berechnet. Zusätzlich zur Verkettung auf Basis des Jahres 2008 wurde die Wirtschaftsleistung auch auf Basis des Jahres 2009 verkettet, um die Entwicklung im Anschluss an das Krisenjahr 2009 besser abzubilden.

Verkettung auf Basis der Wirtschaftsleistung des Jahres 2008:

Verkettung auf Basis der Wirtschaftsleistung des Jahres 2009:


Statistiken des IWF, Tabelle 2 mit der Übersicht der Wachstumsraten des BIP (Link zur PDF auf www.imf.org)


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Der Zusammenhang zwischen Staatsschulden- und Zinslastquote http://www.mister-ede.de/politik/staatsschulden-zinslastquote/3233 http://www.mister-ede.de/politik/staatsschulden-zinslastquote/3233#comments Sat, 29 Nov 2014 17:45:08 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3233 Weiterlesen ]]> Die Zinslastquote eines Staates gibt an, wie viel Prozent der Wirtschaftsleistung ein Staat für seine Staatsschulden aufbringen muss. Entsprechend ist die Zinslastquote von der Wirtschaftsleistung, der Höhe der Staatsschulden und der durchschnittlichen Verzinsung abhängig. Die Schuldenquote, welche die Höhe der Staatsschulden in Relation zur Wirtschaftsleistung eines Staates ausdrückt, ist somit eng mit der Zinslastquote verbunden. Kommt es zu keiner Änderung des Durchschnittszinses, bedeutet eine Verdopplung der Schuldenquote auch eine Verdopplung der Zinslastquote.
Neben diesem Zusammenhang sind Schuldenquote und Zinslastquote allerdings auch über die Bonität eines Staates verknüpft. Zum einen ist die Schuldenquote als Relation von Schulden zur Wirtschaftsleistung eines Staates, ähnlich wie die Bonität, maßgeblich von der wirtschaftlichen Entwicklung der jeweiligen Volkswirtschaft abhängig, zum anderen führt eine hohe oder steigende Schuldenquote aufgrund erhöhter Ausfallrisiken tendenziell zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Bonität. Bei einer Verschlechterung der Bonität werden sich in aller Regel dann aber auch die für neue Kredite zu zahlenden Zinsen und damit auch die Zinslastquote erhöhen.

Durch diesen Effekt des doppelten Einflusses steigt daher tendenziell die Zinslastquote bei einer Erhöhung der Schuldenquote überproportional an. Steigt die Schuldenquote auf ein zu hohes Maß, kann damit in der Folge der Zusammenbruch der Staatsfinanzen drohen.
Im umgekehrten Fall ist es aber auch möglich, diesen Effekt positiv zu nutzen. Bei rückläufigen Staatsschulden und dadurch steigender Bonität, vorausgesetzt, dass ein Land nicht schon die höchste Bonitätsstufe hat, sinkt die Zinsbelastung des Staates ebenfalls tendenziell überproportional.

Innerhalb der Eurozone ist der Zinseffekt, der bei einer Bonitätsveränderung eines Staates auftritt, zusätzlich erhöht, weil es sehr leicht möglich ist, Geldanlagen ohne Wechselkursverluste in andere Länder der Eurozone abzuziehen. Jedoch spielt innerhalb der Eurozone nicht nur die absolute Bonität eines Staates, sondern vor allem auch die Relation zur Bonität der übrigen Euro-Staaten eine große Rolle.

Sowohl im negativen wie im positiven handelt es sich bei diesem Effekt, der durch den doppelten Einfluss der Staatsschuldenquote auf die Zinslastquote entsteht, allerdings um einen eher schwachen Effekt. Zum einen steigt oder fällt der Durchschnittszins durch die häufig langen Laufzeiten bei Staatskrediten nur langsam, zum anderen kann der Zinseffekt bei veränderter Bonität durch andere Effekte zum Teil überlagert werden.
So wird das allgemeine Zinsniveau durch geldpolitische Maßnahmen regelmäßig genau in die zu diesem Effekt entgegengesetzte Richtung gelenkt. Ist die Wirtschaft im Aufschwung, führt dies zwar häufig zu einem Rückgang der Staatsverschuldung im Vergleich zur Wirtschaftsleistung, allerdings wird in diesem Fall auch üblicherweise das allgemeine Zinsniveau ansteigen. Die Zinsvorteile, die bei höherer Bonität entstehen, können somit durch ein insgesamt höheres Zinsniveau wieder aufgebraucht werden. Umgekehrt wird in einer Krise, bei der die Wirtschaft einbricht und die Staatsschulden ansteigen, mit einem allgemein niedrigen Zinsniveau und expansiver Geldpolitik versucht werden, die Wirtschaft zu beleben. Die wegen sinkender Bonität steigenden Zinsen von Staaten können in diesem Fall vom allgemein niedrigeren Zinsniveau abgefedert werden.

Durch die niedrigen Leitzinsen der EZB und durch die Bereitschaft der EZB, Anleihen der Krisenstaaten ungeachtet der Bonität als Einlagen zu akzeptieren, müssen von den Euro-Staaten trotz gestiegener Schuldenquoten bei einer Kreditaufnahme heute weniger Zinsen gezahlt werden als noch vor der Krise. Dennoch lässt sich der Zusammenhang von Schulden- und Zinslastquote, der unter bestimmten Umständen zu einem überproportionalen Anstieg der Zinslast führen kann, auch in der europäischen Finanzkrise beobachten, vor allem in den Jahren 2009-2011, also in der Zeit bevor die EZB massiv intervenierte.

Beispiele:

Um die durchschnittliche Verschuldung eines Jahres grob zu errechnen, sind die Jahresendstände des Vorjahres und des betreffenden Jahres gemittelt. Nachdem die Zinslast bereits das Resultat der im jeweiligen Jahr gezahlten Zinsen ist, bleibt dieser Wert hingegen unverändert. Quelle für die Jahresendstände der Verschuldung und der jährlichen Zinslast ist Eurostat: (Link zu den Datensätzen auf epp.eurostat.ec.europa.eu)

Irland:

Irland hatte Ende 2007 eine Verschuldung von 47,1 Mrd. Euro und Ende 2008 eine Verschuldung von 79,6 Mrd. Euro. Über das Jahr waren das im Schnitt grob 63,4 Mrd. Euro, wofür Irland 2,38 Mrd. Euro Zinsen zahlte (1,3% des BIP). Ende 2008 kam es zum Crash an den Finanzmärkten und Irland intervenierte mit staatlichen Rettungsprogrammen. Die Aufnahme neuer Kredite lies dabei die Schulden um 96% auf 124,4 Mrd. Euro im Schnitt des Jahres 2010 steigen. Wegen der verschlechterten wirtschaftlichen Situation stiegen aber auch die Zinsen für irische Staatsanleihen rapide an, wodurch sich die Zinslast im gleichen Zeitraum um 105% auf 4,92 Mrd. Euro (3% des BIP) erhöhte.
Deutlicher wird es, wenn man nur die Jahre 2009 und 2010 betrachtet. Hier stieg die durchschnittliche Verschuldung eines Jahres von 92,1 auf 124,4 Mrd. Euro um 35,1% an, während sich die Zinslast um 44,2% nach oben entwickelte, bevor im Herbst 2010 die ersten EU-Maßnahmen zur Entkopplung Irlands vom Finanzmarkt griffen.

Portugal:

Während Irland ähnlich wie Griechenland schon relativ früh einen Anstieg der Zinsen bei der Aufnahme von Krediten verkraften musste, waren Portugal und Spanien trotz steigender Neuverschuldung zunächst nicht so sehr im Blickfeld. Ab 2010 mussten allerdings auch dort für neue Kredite erhöhte Zinsen gezahlt werden. Deutlich wird dies in Portugal, das einen Anstieg der durchschnittlichen Verschuldung von 160 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf 184 Mrd. Euro im Jahr 2011 (Ende 2009 146,7 Mrd. Euro; Ende 2010 173,1 Mrd. Euro; Ende 2011 195,7 Mrd. Euro) um das 1,15-fache zu verzeichnen hatte. Im gleichen Zeitraum stieg die Zinslast von 5,27 auf 7,6 Mrd. Euro jedoch deutlich stärker um das 1,44-fache an, wodurch sich die Zinslastquote von 2,9% des BIP (2010) auf 4,3% des BIP (2011) erhöhte, bevor Portugal Mitte 2011 zum Teil vom Finanzmarkt abgekoppelt wurde.

Spanien:

In Spanien, das ähnlich wie Portugal das Zinsniveau bis 2010 einigermaßen stabil halten konnte, ist der Effekt ähnlich zu beobachten. So stieg auch hier die durchschnittliche Schuldenlast des Jahres 2011 um 14% gegenüber dem Vorjahr, während sich die Zinslast um 30% erhöhte.

Deutschland:

Deutschland hingegen profitiert im Rahmen der Währungsunion deutlich von seiner relativen Stärke. Obwohl auch hierzulande die Staatsverschuldung in nicht unerheblichem Maße angestiegen ist, konnte sich Deutschland als sicherer Hafen in der Eurozone profilieren und musste deutlich niedrigerer Zinsen als vor der Krise zahlen. Während sich die Schuldenquote von 64,9% Ende 2008 auf 76,9% Ende 2013 erhöhte, reduzierte sich die Zinslastquote von 2,7% des BIP (2008) auf mittlerweile 2,0% des BIP (2013).


Glossar: Die Zinslastquote (von Staaten) (www.mister-ede.de – 25.10.2014)

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Die Bankenkrise lenkt nur ab http://www.mister-ede.de/politik/die-bankenkrise-lenkt-nur-ab/1171 http://www.mister-ede.de/politik/die-bankenkrise-lenkt-nur-ab/1171#comments Sat, 23 Jun 2012 12:22:13 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=1171 Weiterlesen ]]> Die Bankenkrise ist zwar ein Auslöser der Eurokrise, aber damit überdeckt sie die eigentlichen Ursachen. Denn die Ursache der Eurokrise ist nicht alleine in der Bankenkrise zu suchen. Meine Vermutung ist, dass Portugal oder Griechenland in 10 Jahren auch ohne die Lehman-Pleite an der Wand gestanden hätten. In beiden Ländern ist die Staatsverschuldung schon vor 2007 innerhalb von 5 Jahren um mehr als 50% gestiegen.
Spanien hatte durch eine Immobilienblase diese Probleme noch nicht, weil zumindest ein Teil der Wirtschaft damit auf Hochtouren lief. Sicherlich wäre aber der spanische Immobilienboom auch ohne die Bankenkrise irgendwann geplatzt. Wie sich dann eine niederliegende Bauwirtschaft auswirkt hat Deutschland ja auch schon erlebt. Betrachtet man aber Portugal und Griechenland, dann wird hier das Problem am deutlichsten. Man erkennt leicht am BIP dass es sich um wesentlich schwächere Wirtschaften handelt als in Deutschland oder Niederlande. Der Vergleich des Pro-Kopf BIP zeigt in welcher Reihenfolge die Länder in die Krise kommen und wieso Irland trotz Bankenkrise wieder aufstehen kann.

BIP 2010 pro Kopf in der Eurozone:

Niederlande: 46.906,60 $
Irland: 46.167,60 $
Österreich: 45.184,74 $
Deutschland: 40.115,19 $
Frankreich: 39.448,34 $
Italien: 34.075,69 $
Spanien: 30.548,50 $
Griechenland: 26.608,34 $
Portugal: 21.489,00 $
Slowakei: 16.077,35 $

Wenn man die Slowakei betrachtet, die erst vor Kurzem in die Eurozone kam, dann ist die Frage nach den Zukunftsaussichten berechtigt. Seit der Euroeinführung hat sich die nominale Verschuldung um 70% erhöht. Am 31.12.2008 lag die Verschuldung noch bei 18,6 Mrd. Euro, am 31.12.2011 waren es schon 29,9 Mrd. Euro. Glücklicherweise entspricht dies zurzeit nur 44% des BIP – noch. Bei der Geschwindigkeit des Anstiegs wird es aber nicht lange dauern, bis dort dasselbe Problem wie in Griechenland oder Portugal herrscht.
Von dem Eigentlichen Problem wird aber auch dann wieder irgendeine Krise ablenken, weil diese dann der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Um das zu verdeutlichen sollten sich die Leute wirklich fragen, wieso Spanien mit in den Sog gerät, während Irland sogar aus der Krise wieder herauskommt. Könnte das in irgendeiner Form mit dem gezeigten BIP zusammen hängen?

Eine Ursachenanalyse der Eurokrise (www.mister-ede.de – 20.06.2012)

Nachtrag (25.06.2012): Die ARD meldet, dass Zypern auch EU-Hilfen beantragt.
Zypern: 20.942,88 $

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