mister-ede.de » China https://www.mister-ede.de Information, Diskussion, Meinung Fri, 01 Dec 2023 14:44:02 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 StandPUNKT: China muss unabhängige Aufklärung zum Ursprung des Coronavirus zulassen! https://www.mister-ede.de/politik/ursprung-coronavirus-china/9001 https://www.mister-ede.de/politik/ursprung-coronavirus-china/9001#comments Mon, 27 Apr 2020 07:07:40 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=9001 Weiterlesen ]]> Vielleicht ist das Coronavirus aus dem Tierreich auf den Menschen übergesprungen. Womöglich ist es unbeabsichtigt aus einem Forschungslabor in Wuhan herausgetragen worden. Und eventuell steckt hinter der Corona-Pandemie auch die Tat eines irren Einzelnen oder die Operation irgendeines Geheimdienstes. Aber eines kann man ausschließen: Nämlich, dass die chinesische Staatsführung so blöd ist und dieses höchst gefährliche Virus planvoll und zielsicher ausgerechnet im eigenen Land freilässt. Das ist so dermaßen abwegig, dass selbst Aluhut-Träger das als plumpe Verschwörungstheorie zurückweisen würden.

Eine ganz andere und absolut berechtigte Frage ist hingegen, ob es einen Unfall in China gab, z.B. ein Entweichen aus dem berühmt berüchtigten Forschungslabor in Wuhan, und ob die chinesische Staatsführung danach absichtlich, also wissentlich und willentlich, der Weltöffentlichkeit Erkenntnisse zu diesem Unglück vorenthalten hat. Und gerade mit Hinblick auf die aktuell laufende Pandemie ist diese Frage umso drängender, denn bei einer Laborentweichung würde es sich bei Sars-CoV-2 gar nicht um ein „völlig neues, unbekanntes“ Virus handeln, wie bislang angenommen. Sondern vielmehr hätten schon frühzeitig Informationen zu dem Virus vorliegen müssen, gegebenenfalls sogar bereits Ergebnisse aus ersten Laborversuchen oder laufenden Studien. In diesem Fall hätte China nicht nur einen Unfall vertuscht, sondern darüber hinaus auch wichtige Informationen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zurückgehalten. Angesichts der Dimension dieser Katastrophe wäre das unentschuldbar.

China muss daher jetzt dringend für Aufklärung sorgen, woher das Coronavirus kam. Expertenteams aus anderen Ländern und die WHO müssen unverzüglich die Möglichkeit erhalten, den Ausbruch in Wuhan zu untersuchen. Aber auch was die tatsächliche Verbreitung des Virus in China anbelangt, gibt es einige offene Fragen. So ist noch immer unklar, warum sich das Coronavirus rasant in aller Welt ausgebreitet hat, allerdings kaum in China selbst. Auch hier wird man unabhängig überprüfen müssen, ob die Angaben der chinesischen Staatsführung zu den Fallzahlen außerhalb Wuhans wirklich valide sind. Sollte sich dabei herausstellen, dass die chinesische Staatsführungen, während sie den Ausbruch in Wuhan meldete, bereits wusste, dass sich das Virus über ganz China ausgebreitet hat, wäre auch das ein unverzeihlicher Vorgang. Die seit Monaten bestehenden Reisebeschränkungen in den Großraum Peking könnten hierfür jedoch ein Indiz sein.
Sowohl was den Ausbruch anbelangt als auch bezüglich der Verbreitung muss China deshalb jetzt schleunigst die Karten auf den Tisch legen. Denn der Super-GAU für die chinesische Staatsführung wäre wohl, wenn unabhängige Experten noch vor einem Einlenken Chinas Belege für solche Abläufe finden würden. In diesem Falle wäre die Regierung in Peking völlig entblößt und für lange Zeit dem Misstrauen und der Missgunst der Welt ausgeliefert. Es ist an China, jetzt durch Offenheit und Ehrlichkeit die Grundlage für jenes Vertrauen zu schaffen, das künftig alleine schon für den Luftverkehr notwendig sein wird, wenn es darum geht, die Infektionsrisiken in den verschiedenen Weltregionen effektiv einschätzen zu können.


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Wie wird sich die Corona-Pandemie in Deutschland, Europa und der Welt weiterentwickeln? https://www.mister-ede.de/politik/corona-deutschland-europa/8963 https://www.mister-ede.de/politik/corona-deutschland-europa/8963#comments Tue, 31 Mar 2020 20:56:21 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=8963 Weiterlesen ]]> Viele Menschen treibt aktuell diese eine Frage um: Wie wird sich die Corona-Pandemie weiterentwickeln? Eine Antwort auf diese Frage kann aktuell aber niemand seriös geben. Es ist noch ungewiss, wie das Virus auf sommerliche Temperaturen reagiert. Und sollten beispielsweise Impfstoffe oder Medikamente verfügbar werden, ändert sich die Situation ebenfalls schlagartig. Aber auch wenn man solche Wendungen außen vor lässt, ist es aktuell schwierig, eine einigermaßen zuverlässige Aussage über den Fortgang der Seuche zu treffen.

Eine Ursache hierfür sind die grundsätzlichen Probleme, die sich aus diesem speziellen Katastrophen-Ereignis ergeben. Das Coronavirus selbst ist nicht wahrnehmbar, aber eben auch viele Infizierte haben keine oder kaum Symptome, fallen also nicht auf.
Würden die Erkrankten direkt am ersten Tag blaue Punkte im Gesicht bekommen, wäre es viel einfacher. So aber kann es über mehrere Tage oder, wenn die ersten Fälle als Grippe oder Erkältung fehlinterpretiert werden, auch über Wochen zu einem unbemerkten breitflächigen Seuchenausbruch kommen. Anfang Februar tobte das Coronavirus bereits kräftig in Norditalien und dennoch erahnte dort niemand die Gefahr. Während man also beispielsweise nach einem nuklearen Super-GAU recht genau die Kontamination einer Gegend messen kann, ist es bei Covid-19 damit schon schwer, die Ausgangsfrage zu beantworten, wie viele Infizierte es zu einem gewissen Zeitpunkt an einem bestimmten Ort gibt.
Die einzige Möglichkeit, um eine Aussage über die Verbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung und seine Ausbreitungsgeschwindigkeit zu treffen, ist daher über Tests, die aktuell jedoch nur mit labortechnischen Untersuchungen möglich sind. Sofern Tests durchgeführt werden, kann damit auf mehreren Wegen die Verbreitung des Corona-Virus untersucht werden:
Man kann alle Menschen in einem Gebiet testen und bekommt damit einen sehr schnellen und präzisen Überblick über die aktuelle Verbreitung des Virus und bei regelmäßiger Wiederholung auch über die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Sofern es irgendwann Schnelltests gibt, wird das sicherlich eine Überlegung wert sein. Solange jedoch Labore nötig sind, wird man die für solche Massentests nötigen Kapazitäten aber nur in Einzelfällen, z.B. für eine kleine Stadt, bereitstellen können.
Was in Deutschland stattdessen praktiziert wird, ist deshalb eine selektive Testung z.B. symptomatischer Patienten oder von Kontaktpersonen bestätigter Covid-19-Fälle. Bei dieser Variante ist allerdings völlig klar, dass es eine gewisse Zahl an unentdeckten Infektionen gibt. Man kann also nicht genau auf die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung schließen. Nachdem sich aber in Deutschland durch die von Anfang an vielen Tests das Verhältnis der unbekannten zu den bekannten Infektionen im Verlauf der Epidemie nur geringfügig verändern sollte, kann aus diesen Daten dennoch recht schnell und präzise auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit geschlossen werden.
In vielen Ländern der Welt reichen die Testkapazitäten aber selbst hierfür nicht bzw. nicht mehr aus. In diesem Fall kann dann nur noch auf Basis der an Corona verstorbenen Menschen näherungsweise zurückgerechnet werden, wie viele Infizierte es etwa zwei Wochen zuvor gab. Aber auch dafür ist es natürlich zwingend erforderlich, dass zumindest auf das Virus getestet wird.

Gerade jedoch in China, wo es offenkundig am Willen mangelt, aber auch in den vielen Entwicklungs- und Schwellenländern mit deutlich schwächerer Diagnostik als in Europa, fehlt es an solchen umfassenden Tests und validen Daten. Daher lassen sich im Moment selbst aus den jeweiligen Todeszahlen solcher Länder keine Rückschlüsse auf den dortigen Stand der Corona-Ausbreitung ziehen. So könnte es abweichend zu den offiziellen Zahlen in Mexiko-Stadt, Bogota oder Nairobi auch bereits dutzende Corona-Tote und tausende Infizierte geben und es bekommt im Moment nur noch niemand mit, weil es einfach an ausreichenden Tests fehlt.
In Europa hingegen dürften zumindest die Todeszahlen einigermaßen stimmen, was für die Welt allerdings nichts Gutes erahnen lässt. Bei etwa 30.000 Toten und einer angenommenen durchschnittlichen Letalität (Sterberate) von 2,5% haben sich seit Beginn der europäischen Corona-Epidemie Ende Januar über 1 Mio. Menschen in Europa infiziert. Und da das eine Rückwärtsrechnung ist, handelt es sich bei dieser Zahl um den geschätzten Stand der Infektionen Mitte März. Innerhalb von 8 Wochen haben also ein paar dutzend Flugreisende aus China diese enorme Infektionswelle ausgelöst.
Und nun ist Europa bestimmt nicht das Maß aller Dinge. Insbesondere was Pandemien anbelangt, sind ostasiatische Staaten wesentlich erfahrener und Länder wie Süd-Korea oder Singapur sind überdies straffer organisiert und uns auch technisch weit voraus. Dass aber die Entwicklung ebenso in Amerika, Indien oder gar Afrika wesentlich anders und besser sein sollte als in Europa, kann ich mir jedoch kaum vorstellen. Und einen Beleg dafür, dass diese Einschätzung nicht ganz falsch zu sein scheint, haben in den letzten Tagen die USA geliefert. So zeigte sich dort nach dem Hochfahren der Testungen innerhalb kürzester Zeit ein ganz anderes Ausmaß der Seuchenverbreitung, als es die Zahlen bis dahin hätten vermuten lassen.
Was heißt das aber nun für die Frage, wie sich die Corona-Pandemie weiterentwickeln wird? Natürlich wäre es möglich, dass außer den USA, dem Iran und Europa die Welt ansonsten den Erreger gut im Griff hat. Vielleicht fühlt sich das Coronavirus ja nur in diesen Breitengraden der nördlichen Hemisphäre wohl. Womöglich fehlt es in vielen Ländern der Welt aber auch einfach nur an der Ausrüstung, um die Corona-Epidemie frühzeitig vor einem Überquellen der Krankenhäuser zu bemerken. Und ob China oder auch Japan die Corona-Pandemie wirklich schon hinter sich haben, ist zurzeit leider ebenfalls nicht sicher. So könnten am Ende Süd-Korea und Singapur mit ihrem sehr frühen und energischen Handeln zu den wenigen Ausnahmen gehören, falls es tatsächlich in einigen Wochen zu einer weltweiten Katastrophe kommen sollte.

Während man aber auf der globalen Ebene wegen der schlechten Datenlage nur Vermutungen anstellen kann, sind für Europa zumindest rudimentäre Einschätzungen möglich. So sind bis heute in Italien 12.500 Menschen und in Spanien über 8.000 Menschen an Covid-19 verstorben. Für Mitte März – kurz zuvor spielte Atalanta Bergamo noch in der Champions League auswärts in Valencia – lässt sich damit für diese beiden Länder eine gute halbe Million Infizierter errechnen, was einem Anteil von ca. 0,5% der dortigen Bevölkerung entspricht. Sowohl Italien wie auch Spanien sind somit noch weit weg von einer schützenden Herdenimmunität, während gleichzeitig die Situation dort schon jetzt höchst kritisch, geradezu chaotisch ist. Und leider ist für Italien und insbesondere für Spanien auch in den nächsten Tagen keine Verbesserung der Lage in Sicht. Zum einen werden die dort getroffenen Maßnahmen – in Italien früher als in Spanien – erst mit einiger Verzögerung die Infektionen reduzieren und noch später die Zahl der Intensivpatienten und Toten. Zum anderen sind in beiden Ländern die Kapazitätsgrenzen für eine adäquate Versorgung bereits jetzt erreicht und dürften nun sukzessive in immer mehr Landesteilen gesprengt werden.
Eine ähnliche Entwicklung könnte auch in anderen europäischen Staaten folgen. Das gilt insbesondere für Frankreich, das zwischen den beiden aktuell am härtesten betroffenen europäischen Ländern liegt, genauso wie für Österreich und die Schweiz mit der Nähe zu Norditalien und auch für Großbritannien, das erst äußerst spät reagierte und ein sehr schwaches Gesundheitssystem hat. Alleine aus der Rückrechnung der Todeszahlen kann man jedoch noch keine Aussage darüber treffen, ob es auch im Rest Europas so schlimm wird wie in Italien oder Spanien.
Blickt man zusätzlich auf die Zahl der Neuinfektionen, geben die Daten aus der Schweiz aber zumindest etwas Anlass zur Hoffnung. Nach dem frühen Shutdown des Landes bleibt dort die Zahl der Neuinfektion inzwischen relativ konstant. Sollte sich dieser Trend auch in anderen Teilen Europas einstellen, könnte manche europäische Region noch einmal knapp an der Katastrophe vorbeischrammen und mit einem blauen Auge davonkommen. Das allerdings wird man wohl erst in ein, zwei Wochen sehen können und muss man sich dann auch von Land zu Land noch einmal genauer anschauen.

Ähnliches gilt für Deutschland. Zwar gibt es hierzulande eine ausreichend gute Datenlage, um eine Verlangsamung des mittleren täglichen Anstiegs der Infektionen von über 30% Mitte März, auf 20% Ende letzter Woche und aktuell unter 10% relativ verlässlich messen zu können.

Aber auch hier ist es für eine Aussage zu früh, denn selbst ein täglicher Anstieg der Infektionen von 2% würde nach nur wenigen Wochen zu italienischen Zuständen führen. Man wird daher noch die nächsten Tage abwarten müssen, um sagen zu können, ob sich der Anstieg nur einem niedrigen Niveau annähert oder tatsächlich zeitnah eine Trendwende gelingt und aus dem Anstieg ein Rückgang wird. Wäre das der Fall und die Zahl der Corona-Infektionen würde wieder deutlich abnehmen, könnte man allerdings für Deutschland recht zuverlässig sagen, dass zumindest unter Beibehaltung der strikten Shutdown-Maßnahmen die Epidemie hierzulande kontrolliert werden kann.
Gleichwohl wird sich die Zahl der schweren Erkrankungen und der Verstorbenen auch bei diesem Szenario in den nächsten zwei, drei Wochen noch deutlich erhöhen, weil sich der Anstieg dieser Fallzahlen erst mit zeitlicher Verzögerung zum Anstieg der Neuinfektionen vollzieht. Und während die Gesundheitsbehörden bis zum 16.3. noch weniger als 10.000 Personen meldeten, bei denen die Testergebnisse positiv ausfielen, waren es in den darauf folgenden zwei Wochen mehr als 50.000 Menschen, die untersucht und positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Diesen Zahlen gegenüber standen am 31.3. innerhalb des RKI-Meldesystems 1.486 Covid-19-Erkrankte in intensivmedizinischer Betreuung [1]. Es ist nun zu erwarten, dass sich ihre Anzahl im Laufe der nächsten Tage entsprechend dem Infektionsanstieg vervielfachen wird. Bei über 7.000 im Rahmen dieses Systems sofort belegbaren Intensivbetten sollten die Kapazitäten bis Ende nächster Woche aber reichen und weitere Intensivplätze sind auch noch in der Hinterhand. Es ist daher absolut richtig, einen Teil der Betten jetzt zu nutzen, um Erkrankte aus den stark betroffenen Ländern Europas zu versorgen. Klar wird damit allerdings auch, dass der Anstieg der Fallzahlen in Deutschland nicht mehr allzu lange andauern darf, weil ansonsten selbst diese großen Kapazitäten nicht mehr ausreichen werden.
Darüber hinaus wird sich Deutschland darauf einstellen müssen, schwer erkrankte Personen bundesweit auf die vorhandenen Intensivplätze zu verteilen. Denn wie für die Welt und Europa gilt auch für Deutschland, dass es bei der Ausbreitung des Coronavirus große regionale Unterschiede gibt. Besonders in Süd- und Westdeutschland ist das Virus aktuell deutlich weiter verbreitet, was dazu führen könnte, dass die Kapazitäten des Gesundheitssystems dort trotz Verlangsamung des Infektionsgeschehen nicht mehr ausreichen, während in anderen Teilen der Republik noch über längere Zeit Intensivbetreuungsplätze zur Verfügung stehen. Für ein solches Szenario, also eine Verlegung von täglich hunderten Erkrankten über weitere Strecken, sollten sich die entsprechenden Organisationen und Institutionen (Luftrettung, Bundeswehr) daher vorbereiten, um im Ernstfall genügend Transportkapazitäten bereitstellen zu können.
Daneben wird man auch beobachten müssen, inwiefern es Unterschiede zwischen großen Metropolen und weniger dicht besiedelten Gegenden gibt. Es wäre zum Beispiel nicht sonderlich verwunderlich, wenn das in weiten Teilen eher ländlich strukturierte Mecklenburg-Vorpommern weniger stark von der Epidemie getroffen werden würde als die Bundeshauptstadt Berlin. Auch in diesem Fall sollten die ungenutzten Kapazitäten in diesen Regionen konsequent zur Entlastung stärker betroffener Gebiete genutzt werden.

Die erheblichen regionalen Unterschiede führen allerdings auch dazu dass eine Prognose für Deutschland schwer ist. Klar, solange die Zahl der bundesweiten täglichen Neuinfektionen weiter mehr oder weniger schnell steigt, befindet sich Deutschland auf dem Weg in die schlimmste humanitäre Katastrophe seit der Nachkriegszeit. Aber auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen im bundesschnitt konstant bliebe oder zurückginge, sollte das nicht zu einer zu frühen Entwarnung führen. Wenn die aktuellen Ausgangsbeschränkungen in weiten Teilen des Landes eine schnelle Abnahme der Neuinfektionen bewirken, kann das nämlich überdecken, dass es in einzelnen Bundesländern, Städten, Kreisen oder auch Dörfern weiterhin zu einem Anstieg der Fallzahlen kommt. So liegt beispielsweise der durchschnittliche tägliche Anstieg der Neuinfektionen in NRW seit Mitte März stets 2 bis 5 Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt.

Umgekehrt müssen dann aber auch andere Regionen über diesem Bundesschnitt liegen. Und genauso gibt es innerhalb der einzelnen Bundesländer erhebliche Unterschiede. Während nur jeder 16. Nordrhein-Westfale in Köln lebt, kommen 10% der Corona-Fälle des Landes von dort – Tendenz steigend. Selbst zwischen direkt benachbarten und strukturell ähnlichen Landkreisen und, wie man an Gangelt sieht, sogar Gemeinden kann es riesige Unterschiede geben. Bei einer Lockerung der aktuellen Maßnahmen könnte daher sehr schnell eine neue zweite Infektionswelle über eine noch immer weitestgehend nicht immune Bevölkerung rollen. Ein Ischgl hat ja für ein solches Szenario offenkundig ausgereicht und das nächste Ischgl könnte genauso gut auf Sylt liegen.

Was aber heißt das nun für Deutschland? Sowohl die Daten aus der Schweiz wie auch die spürbare Verlangsamung des Anstiegs in Deutschland deuten an, dass eine Trendwende schaffbar ist. Dafür allerdings muss der Shutdown noch mindestens ein, zwei Wochen weitergehen und auch danach wird es erheblicher Einschränkungen bedürfen. Möglicherweise wird es dabei auch zu der Situation kommen, dass die Epidemie zwar in weiten Teilen des Landes unter Kontrolle ist, es aber immer wieder zu verschiedenen regionalen Ausbrüchen der Seuche kommt. Auch hierauf wird man sich vorbereiten müssen, sobald erkennbar wird, dass sich die Lage in Deutschland insgesamt allmählich wieder verbessert. Während man für die Welt nur vermuten kann und für weite Teile Europas nur hoffen, ist für Deutschland damit zumindest ein ganz vorsichtiger Optimismus erlaubt.


Text als PDF: Wie wird sich die Corona-Pandemie in Deutschland, Europa und der Welt weiterentwickeln


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[1] Täglicher Lagebericht des RKI vom 31.3.2020 (Lagebericht als PDF auf www.rki.de)

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Die Pandemie verschlafen: Jeder zweite Corona-Infizierte außerhalb Chinas befindet sich in der EU https://www.mister-ede.de/politik/corona-infizierte-in-eu/8928 https://www.mister-ede.de/politik/corona-infizierte-in-eu/8928#comments Tue, 10 Mar 2020 11:08:00 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=8928 Weiterlesen ]]> Aktuell, Stand 10.3. um 10:35 Uhr, gibt es nach Angaben der US-amerikanischen John Hopkins Universität weltweit 114.544 bestätigte Corona-Infektionen. Die meisten davon gibt es mit 80.756 Fällen bislang in China, dem Ursprungsland des Virus. In allen anderen Ländern außerhalb Chinas gibt es damit insgesamt 33.788 bestätigte Corona-Fälle.
Hiervon entfallen auf Italien 9.172 Erkrankungen, auf Frankreich 1.412, auf Spanien 1.231, auf Deutschland 1.224 und auf die weiteren EU-Länder ca. 1.400 Erkrankungen – insgesamt sind das rund 14.500 Fälle in der EU [1]. Fast jeder zweite Corona-Infizierte außerhalb Chinas lebt somit in der Europäischen Union. Hier gibt es mehr Infizierte als in ganz Südostasien zusammen, obwohl von Bombay über Jakarta bis Tokio 2 Mrd. Menschen zum Teil in direkter Nachbarschaft zum Ausbruchsland China leben. Gut, vielleicht sind die Zahlen aus Vietnam nicht gar so zuverlässig wie aus Italien. Aber dass das Nachbarland Japan die Corona-Verbreitung mit 530 bestätigten Fällen im Gegensatz zum viel weiter entfernten Europa so einigermaßen unter Kontrolle hat, sollte einem dann doch zu denken geben.

Die EU liegt rund 10 Flugstunden von China entfernt. Das heißt, der Personenverkehr beschränkt sich fast ausschließlich auf den Luftverkehr. Es wäre daher vergleichsweise leicht gewesen, alle Flugreisende aus Risikoländern – Anfangs aus China, recht schnell auch aus Südkorea – für 72 Stunden samt Flugzeug in Quarantäne zu nehmen und in dieser Zeit einen Abstrich zu machen. Sobald man einen infizierten Fluggast findet, hätte man dann die übrigen Passagiere länger in Quarantäne behalten und das Flugzeug gründlich desinfizieren können.
Natürlich wäre das bei täglich alleine in Deutschland rund 5.000 Einreisen aus China ein gewisser Aufwand gewesen. Und natürlich hätte auch das nicht gänzlich ausgeschlossen, dass sich jemand kurz vor dem Flug ansteckt und so durch die Kontrollen rutscht. Aber die Zahl der Erstinfizierten in Europa hätte sich durch eine solche Vorsichtsquarantäne wohl um ein gutes Stück reduzieren lassen und mit etwas Glück hätten wir jetzt 10.000 Infizierte und ein gewaltiges Problem weniger.
Dass sich das Corona-Virus in der EU so breit niederlassen konnte, hängt insofern vor allem mit einer verantwortungslosen Überheblichkeit europäischer Politik zusammen, die durchweg den Eindruck vermittelte, das Virus stelle vielleicht für Schwellenländer ein Problem dar, aber keinesfalls für die hochentwickelten Staaten Europas.

Und dass sich das Virus anschließend zudem in so hoher Geschwindigkeit quer über den Kontinent ausbreiten konnte, liegt daran, dass sich hinter dieser völlig unangebrachten europäischen Überheblichkeit auch noch eine erschreckende Inkompetenz verbirgt.
Spätestens nachdem Mitte Februar klar war, dass sich das Corona-Virus unbemerkt in Italien verbreitet hat und keine Infektionsketten mehr feststellbar sind, hätten bei allen Verantwortlichen in Europa die Alarmglocken schrillen müssen – alleine sie taten es nicht. So lehnte man sich auch in der Bundesregierung erst nochmal zwei Wochen mit maximaler Naivität zurück, bevor man dann schließlich doch auf die Idee kam, einen Krisenstab einzurichten. Wie viele Menschen bis zu diesem Zeitpunkt schon infiziert aus Italien nach Deutschland oder in andere europäische Länder gereist waren – keiner weiß es. Und anstatt dann wenigstens sofort mit einer konsequenten Eindämmungspolitik wie in China, z.B. durch vorübergehende Reisebeschränkungen nach Italien, die weitere Verbreitung spürbar zu erschweren, hat man das Corona-Virus nochmal zwei Wochen munter durch Europa ziehen lassen. Eine denkbar schlechte Entscheidung angesichts der Tatsache, dass es sich bei Zentraleuropa um eines der am dichtesten besiedelten und stärksten vernetzten Gebiete der Welt handelt, mit hoher Mobilität der Bevölkerung, vielen öffentlichen Verkehren und einem veranstaltungsreichen öffentlichen Leben. Was zur Hölle haben sich Gesundheitsminister Spahn und Innenminister Seehofer dabei denn bitte gedacht? Dass es dem Virus in Italien so gut gefällt, dass es nicht nach Deutschland kommt?

Die wochenlange Arbeitsverweigerung deutscher und europäischer Politik rächt sich nun bitter. Durch die viel zu späten Reise- und Versammlungsbeschränkungen und das Fehlen routinemäßiger Kontrollen von Reisenden aus Italien und anderen Risikogebieten ist davon auszugehen, dass inzwischen zahlreiche unerkannte Corona-Infizierte in Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern angekommen sind. Der Überblick über die Infektionsketten dürfte zumindest in Mitteleuropa gänzlich und dauerhaft verloren gegangen sein. Damit ist die Lage soweit außer Kontrolle, dass eine Epidemie nicht mehr zu verhindern ist, sondern nur noch ihr Ausmaß beeinflusst werden kann.
Selbst die vollständige Abriegelung Italiens würde die Ausbreitung in Deutschland und anderen Ländern Mitteleuropas nicht mehr stoppen. Gegebenenfalls könnten sich noch einige osteuropäische Staaten durch Grenzschließungen bzw. Einreisequarantänen weitgehend Corona-frei halten. Aber auch dafür könnte es schon zu spät sein.

In Frankreich, Deutschland, Spanien, den anderen mitteleuropäischen Ländern und besonders natürlich Italien haben wir es hingegen bereits mit einer unkontrollierten Ausbreitung zu tun. In einer solchen Situation helfen – solange es keine Impfung gibt – nur noch isolierende Maßnahmen, um die Verbreitung wenigstens zu reduzieren.
Halten sich alle Menschen vier Wochen lang innerhalb ihrer jeweiligen Kommune auf, so bleiben all jene Kommunen samt ihrer Einwohner Corona-frei, in denen es bislang keine Erkrankten gibt. Und bleiben alle Menschen die nächste Zeit gleich ganz zuhause, geht das Ansteckungsrisiko sogar fast überall gegen null.
Insofern führen natürlich auch die Absagen größerer Veranstaltungen, die Schließungen von Unis, Schulen und KiTas, der Verzicht auf Großraumbüros oder die Einstellung des öffentlichen Personenverkehrs zu einer Verlangsamung der Infektionswelle. Weiterhin bleibt es selbstverständlich zielführend, bei Einreisenden aus anderen Risikogebieten der Welt durch geeignete Maßnahmen, z.B. eine obligatorische Quarantäne, die Corona-Freiheit sicherzustellen.
Es war ein schwerer Fehler, das nicht direkt bei den täglich 5.000 Einreisenden aus China gemacht zu haben. Und es war ein nicht minder schwerer Fehler, Italien nach dem dortigen Ausbruch nicht frühzeitig abgekapselt zu haben. Den restlichen Ländern der Welt ist wohl zu raten, mit Blick auf die EU und die nun in Mitteleuropa grassierende Corona-Epidemie einen ähnlichen Fehler nicht zu wiederholen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Europäer weiterhin keine wirkungsvollen Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus treffen.

Nach den aktuellen Infektionszahlen erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass die Zahl der Corona-Infizierten in der EU in wenigen Wochen die Zahl der Infizierten in China übersteigt und Europa zum größten Corona-Risikogebiet wird. Sollte es soweit kommen, dürften Kontrollen und Quarantänen für Reisende aus Europa die Folge sein.
Nachdem bereits jetzt das Leben für 60 Mio. Italiener still steht, würden damit dann auch noch kollektive Ausreisesperren und ein völliger Shutdown der ganzen EU folgen. Und alles nur, weil man nicht rechtzeitig gehandelt und ein paar tausend Chinareisende für einige Tage sicherheitshalber in Quarantäne geschickt hat.


[1] Zahlen der John Hopkins Universität aufbereitet auf Tagesschau.de

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https://www.mister-ede.de/politik/corona-infizierte-in-eu/8928/feed 0
Szenario einer Konflikteskalation in Griechenland: Hat der David das bessere Blatt? https://www.mister-ede.de/politik/griechische-konflikteskalation/3648 https://www.mister-ede.de/politik/griechische-konflikteskalation/3648#comments Tue, 10 Feb 2015 13:54:51 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=3648 Weiterlesen ]]> Ab Morgen werden griechische Anleihen von der EZB nicht mehr als Sicherheit für an Banken ausgereichte Kredite akzeptiert [1], wodurch gerade griechische Banken weiter unter Druck geraten könnten, weil hier bereits jetzt ein Mittelabfluss [2] stattfindet. Sollte es daneben zu einem tatsächlichen Zahlungsausfall des griechischen Staates kommen, könnte der Bankenmarkt stark in Bedrängnis geraten. Kommt es allerdings zu Bankenpleiten, zum Beispiel in Folge noch weiterer Mittelabflüsse, ist die Frage, inwieweit die europäische Einlagensicherung dann tatsächlich greift, wenn der eigentliche Sicherungsmechanismus „Nationalstaat“ [3] parallel dazu ausfällt.
Lässt die Eurozone die Banken fallen, dürfte berechtigter Weise die Frage aufkommen, wie sowas eigentlich in anderen Euro-Ländern im Fall der Fälle aussehen würde. Wird hingegen die Einlagensicherung von anderen Staaten übernommen, könnte dies eine neuerlich Diskussion über die Haftungsgemeinschaft der Währungsunion auslösen.
Daneben wäre es auch denkbar, dass im Falle von Bankenpleiten verstärkt ausländische Finanzinstitute, z.B. aus Russland oder China, mit griechischen Tochterunternehmen auf dem Banken- und Finanzmarkt ein Substitut bieten. Während sich die herkömmlichen Banken dann selbst abwickeln müssten, könnte Griechenland neue Partner auf der Welt suchen. Aus Sicht von Linksaußen-Politikern dürfte das doch eigentlich ein Traum sein.

Daneben rückt ohne Überbrückungshilfen aber auch Griechenland selbst dem Zahlungsausfall immer näher. Vorstellbar wäre daher, dass Tsipras ein Moratorium für den Schuldendienst verhängt, die Kredite also weiter zum jeweiligen Zinssatz berechnet werden, vorerst allerdings keine Zins- und Tilgungszahlung geleistet wird.
Auf Basis eines hierdurch deutlich entlasteten Haushalts könnten dann Hilfskredite von Ländern in Anspruch genommen werden, die ein Interesse an einem Standbein in der EU, der NATO oder der Eurozone haben. Neben einem direkten Schaden durch das Schuldenmoratorium und einer möglichen Blockade der Institutionen würde für die Eurozone so auch ein erheblicher Vertrauensverlust entstehen, weil eine solche Entwicklung zumindest theoretisch genauso in anderen Euro-Ländern denkbar wäre.

Kommt es zu einer derartigen Eskalation und einem ernsthaften Bruch zwischen Griechenland und dem Rest der Eurozone, z.B. weil sich Tsipras an die Wand gespielt sieht, hätte dies katastrophale Folgen. Auch wenn klar ist, dass hier auf beiden Seiten massiv gepokert wird, sollte doch überlegt werden, was Griechenland zurzeit überhaupt noch zu verlieren hat. Außerdem sollte der Goliath Eurozone meines Erachtens ernsthaft darüber nachdenken, ob im Ernstfall der David Griechenland nicht doch die besseren Karten in der Hand hat, um am Ende glimpflicher davonzukommen als der unbewegliche Riese, der sich zurzeit anscheinend für unverwundbar hält.


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Eurokrise: FAQ zur Griechenland-Krise und zur aktuellen Lage (www.mister-ede.de – 23.03.2015)


[1] Artikel des Handelsblatts vom 05.02.2015 (Link zum Artikel auf www.handelsblatt.com)

[2] Artikel von FAZ-Online vom 06.02.2015 (Link zum Artikel auf www.faz.net)

[3] „Jedes Land in der EU muss seine eigenen Einlagensicherungsfonds aufbauen.“ (Quelle: Bundesfinanzministerium) (Link zur Quelle auf www.bundesfinanzministerium.de)

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https://www.mister-ede.de/politik/griechische-konflikteskalation/3648/feed 0
Die globale Wirtschaft – Unsere Schuld und fremdes Leid https://www.mister-ede.de/politik/unsere-schuld-und-fremdes-leid/1579 https://www.mister-ede.de/politik/unsere-schuld-und-fremdes-leid/1579#comments Wed, 12 Dec 2012 15:10:07 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=1579 Weiterlesen ]]> Wenn über den Wohlstand in Deutschland gesprochen wird, dann wird stets auf die innovativen Produkte, die Bildungs- und Forschungslandschaft und den gut organisierten Staat hingewiesen. Eher selten wird zur Begründung die Ausbeutung ärmerer Länder herangezogen. Der Stahl der hier benötigt wird, das Öl, die Kohle oder andere Rohstoffe (aktuell z.B. seltene Erden), werden aus dem Rest der Welt hierher und in die anderen Industriestaaten verbracht. Ohne die Rohstoffimporte aus Afrika, Vorder- und Zentralasien oder Südamerika würde es in Europa, Japan oder Nordamerika nicht diesen Wohlstand geben – nicht geben können.

Wie eine Zementierung der Ungleichgewichte wirken politische Maßnahmen wie Einfuhrzölle auf der einen und Frontex auf der anderen Seite. Es ist die Trennlinie, mit der klargestellt wird, dass Kleidung aus Bangladesh aus usbekischer Baumwolle nach Europa darf, aber Baumwollpflücker und Näherin sollen bitte auf ihrer Seite der Trennlinie bleiben. Unter anderem mit Saatgut wird die wirtschaftliche Abhängigkeit vertieft (Monsanto) und durch Schürfrechte (Glencore) und Landverkauf werden die Ressourcen der Länder abgeschöpft. Wer so tut, als ob der Rohstoffreichtum Südafrikas, dem dortigen Volk zu Gute kommt, der bindet einem einen de Beers auf. Auch bei der Klimapolitik zeigt sich, dass die Industrienationen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden wollen. Leidtragende werden wieder andere sein.

Man könnte sich nun fragen, wieso sich in diesen Ländern kein Widerstand regt, aber man denke an Panzerlieferungen an den Öl-Staat Saudi-Arabien oder die Geschäfte mit Gaddafi oder Mubarak. Während wir von einer starken Bürgergesellschaft in Deutschland, vom Land der Freiheit in den USA, oder der Grande Nation sprechen, werden andere Gesellschaften klein gehalten. Von Menschenrechten oder Bürgergesellschaft wird bei Geschäften mit Russland nicht gesprochen und das ist noch die angenehmere Variante. Denn zum Teil geht es ja soweit, dass die lokalen Unterdrücker mit Waffen beliefert oder bei der Ausbildung unterstützt werden.

Mein Eindruck ist, dass einige in Deutschland ganz gut damit leben können, solange Deutschland auf der Seite der Profiteure steht. Die größten außenpolitischen Bedenken sind für diese wohl, dass sich die rund 1,5 Mrd. Menschen in Nord-Amerika, Europa, Ostasien und Australien in Zukunft die globalen Ressourcen mit 1 Mrd. Chinesen werden teilen müssen. Der Gedanke, dass auch den Indern, Afrikanern oder Südamerikanern etwas von diesem Kuchen zusteht, kommt eher selten vor. Anscheinend ist es möglich, mit der Schuld an der globalen Ausbeutung zu leben, wenn das Leid in weiter Ferne ist.


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Der BIP-Vergleich: Von Monaco bis Malawi (www.mister-ede.de – 13.06.2012)

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Der BIP-Vergleich: Von Monaco bis Malawi https://www.mister-ede.de/politik/der-bip-vergleich/1108 https://www.mister-ede.de/politik/der-bip-vergleich/1108#comments Wed, 13 Jun 2012 12:49:37 +0000 MisterEde http://www.mister-ede.de/?p=1108 Weiterlesen ]]> Betrachtet man das BIP von Luxemburg, Liechtenstein und Monaco, so haben die rund 580.000 Menschen dort 2010 eine Wertschöpfung von etwa 65 Mrd. US-Dollar erzielt. Mit diesem Betrag kann dort in neue Anlagen investiert werden oder es können Güter aller Art konsumiert werden. Vergleicht man dieses BIP mit anderen Ländern, dann wird einem schwindelig.

Dieselbe Wertschöpfung erreichen nämlich auch 4,4 Mio. Kroaten, deren BIP bei etwas über 60 Mrd. US-Dollar liegt. Auf der anderen Seite, ist auch dieser Wert noch deutlich höher als in anderen Teilen der Welt. In Litauen und Lettland haben schon 5,5 Mio. Menschen ein BIP von 60 Mrd. US-Dollar. Ein Luxemburger hat also etwa die zehnfache Menge an Gütern zur Verfügung wie ein Lette. In Costa Rica und Panama leben fast 8 Mio. Menschen mit diesem BIP mehr oder weniger gut. Diese hatten zusammen 2010 rund 70 Mrd. US-Dollar an BIP. Aber auch hier ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

In Kuba leben schon über 11 Mio. Menschen mit einem BIP das bei 60 Mrd. US-Dollar liegt. Während ein Lette etwa das doppelte Einkommen eines Kubaners hat, kann sich der Luxemburger im Schnitt über ein 20-fach höheres Einkommen freuen.
Mit demselben Pro-Kopf-Einkommen wie in China, schaffen die 14,5 Millionen Menschen in Ecuador ein BIP von knapp 60 Mrd. US-Dollar. Syrien erwirtschaftet mit 20,5 Mio. Menschen ein BIP von ebenfalls rund 60 Mrd. US-Dollar. In Indien würden 65 Mrd. US-Dollar das Einkommen von 45 Mio. Menschen darstellen. 52 Millionen Menschen in Sambia, Kamerun und der Elfenbeinküste erwirtschaften 2010 ein Einkommen knapp über 60 Mrd. US-Dollar. Genauso viel Einkommen hatten auch die 75 Mio. Einwohner aus Kenia, Mali, Simbabwe und Burkina Faso zusammen.

Falls Sie denken, schlimmer geht es nicht mehr, dann muss ich Sie enttäuschen. Bei den wirklichen Armenhäusern der Welt sind wir noch gar nicht angekommen. Dasselbe Einkommen, das die 580.000 Einwohner in Liechtenstein, Luxemburg und Monaco (Zusammen ca. 65 Mrd. US-Dollar BIP) erzielen, haben nämlich auch die über 200 Mio. Menschen in den Ländern Burundi, Kongo, Liberia, Sierra Leone, Malawi, Niger, Äthiopien und Eritrea (Zusammen ca. 60 Mrd. US-Dollar BIP). Ein Luxemburger hat also im Durchschnitt etwa das 300-fache Einkommen eines Äthiopiers und das 500-fache Einkommen eines Einwohners in Burundi. Für Nord-Korea und Myanmar lagen keine Angaben vor, aber hier ist das BIP auf dem Niveau von Kenia oder Mali.

Vergleicht man nur Monaco (175.000 US-Dollar / Einwohner) mit Burundi (190 US-Dollar / Einwohner) dann hat ein Monegasse an einem Tag ein höheres Einkommen als ein Einwohner Burundis in zweieinhalb Jahren! Monaco hat pro Jahr mit seinen 35.000 Einwohner ein höheres BIP als ganz Malawi mit 15 Millionen Menschen.

Schaut man sich Deutschland an, dann werden die Summen noch riesiger. Zwar ist das durchschnittliche Einkommen niedriger, aber durch die deutlich höhere Einwohnerzahl erreichte Deutschland im Jahr 2010 ein BIP von 3.280 Milliarden US-Dollar. Ein Einkommen in ähnlicher Höhe erzielten auch die rund 2,7 Milliarden ärmsten Menschen der Welt.
Betrachtet man die USA mit einem BIP von 14.500 Mrd. US-Dollar, dann entspricht das dem BIP von etwa 5,3 Milliarden Menschen in den ärmsten Ländern der Welt. Bei insgesamt 6,8 Mrd. Menschen auf der Welt ist dann schon klar, wie sich das Vermögen auf der Welt verteilt.

Die Daten stammen von der Weltbank und sind über das statistische Bundesamt (Destatis) abrufbar:

Einwohnerzahlen 2010 (www.destatis.de)

BIP der Staaten weltweit 2010 (www.destatis.de)

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