The European – Die rechts-braune Stimmungsmache unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit

Der Name des Magazins „The European“ klingt nach einem weltoffenen modernen europäischen Medium. Wer sich allerdings das Blatt bzw. den Onlineauftritt genauer anschaut, bekommt das pure Grauen. Was sich nämlich nach mehreren Eigentümerwechseln inzwischen hinter dem von Wolfram Weimer herausgegebenen Magazin versteckt, ist eine rechts-braun versiffte Propagandapostille, die dem Nazi-Hetzblatt „Der Stürmer“ glatt den Rang ablaufen könnte, wenn er heute noch erscheinen würde.

Nach der Terrorattacke in Berlin, veröffentlichte The European beispielsweise den Beitrag „Terroropfer klagen an“, in dem das Video von zwei Eltern zum Besten gegeben wird, die völlig verstört von der Tatsache, dass ihr Kind zu den Opfern des Anschlags zählte, „Dankeschön, Frau Merkel!“ in die Kamera eines Reporters sagen [1]. Was den Angehörigen sicher nachzusehen ist, wird von The European schamlos ausgenutzt, um rechten Pöblern eine Plattform für ihre Hetze zu liefern.
Entsprechend werden in der dazugehörigen Kommentarspalte dann auch Beiträge freigeschaltet, die von „Schlafschafen“ und „deutschen Gutmenschen“ sprechen oder den Begriff „Lückenpresse“ bemühen, weil dieses Video von seriösen Medien verständlicherweise nicht verbreitet wurde. Ein weiterer Kommentator mit dem Namen „Volkszorn“ schreibt von der Moderation unbehelligt, „Bestellt, geliefert“ und macht die „Systemparteien“ für das Geschehene verantwortlich, während ein gewisser „Notwende“, das ist der Name einer von den Nazis erbauten Siedlung im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen, den Eltern des Opfers vorwirft, dass sie Merkel doch selbst gewählt haben.

In einem anderen Artikel, der von The European verbreitet wird, macht Autor Dr. Rainer Zitelmann losgelöst von Fakten unter der Überschrift „Die Italienisierung Europas“ Stimmung gegen Italien und die EU [2]. Der mit glatten Lügen und Falschinformationen durchsetzte Beitrag verweist z.B. auf eine EU-Richtlinie und suggeriert, solche Richtlinien seien direkt anzuwendendes Recht. Das ist natürlich schlicht falsch genauso wie die Behauptung, Merkel hätte sich nicht an das Dublin-II-Abkommen gehalten. Und so schreibt Zitelmann völlig frei von Sachkenntnis ein anti-europäisches Pamphlet, das in heutiger Diktion als postfaktisch bezeichnet werden kann. Doch das scheint der Standard des Autors zu sein, wie ein anderer Beitrag zeigt, in dem er einfach mal pauschal den Grünen ein „gestörtes Verhältnis zur Polizei“ attestiert [3].
Und auch von anderen Verfassern finden sich zahlreiche solcher Propaganda-Schriften auf den Onlineseiten von The European. So ruft z.B. Hans-Martin Esser in einem Artikel, der unter „Merkel muss gestürzt werden“ abrufbar ist, zur Meuterei gegen die Kanzlerin auf [4]. In einem anderen Beitrag fragt er, ob wir „eine Lügen- oder Lückenpresse“ haben, und legt damit nahe, dass die großen Medien in Deutschland gleichgeschaltet und gesteuert seien [5].
Ähnlich geht es in einem Interview zu, das The European verbreitet, und in dem Mal eben prognostiziert wird, „Deutsch als vollwertige Kultursprache ist gefährdet“ [6]. Ein weiteres Beispiel für diesen Stil ist ein Beitrag, für den plakativ eine Zahl aus einer BKA-Studie herausgerissen wird und der dann unter der Überschrift „Pro Tag 800 Straftaten von Migranten“ zu finden ist [7]. Und so setzt sich die rechts-braune Propaganda quer über den Online-Auftritt von The European fort.

Damit sich das Medium aber unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit verstecken kann, werden auch hier und da Artikel von Personen veröffentlicht, die klar nicht dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, wie z.B. von Boris Palmer oder von Christian Lindner, die aber auch etwas an der Regierungspolitik zu kritisieren haben. So findet sich auf der rechten Hetzseite beispielsweise auch ein Beitrag des linken Professors und aktuellen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten, Christoph Butterwegge, der die mangelnde Sozialpolitik der Bundesregierung kritisiert [8]. Gleichwohl bleiben diese Artikel vor allem ein Alibi für die zahllosen demokratie-, pluralismus- und staatsverachtenden Beiträge der anderen Autoren.
Ein so ekelhaftes Geschreibsel habe ich noch in keinem anderen Medium gesehen und ich bin wirklich froh, dass ich nur den Online-Auftritt kennengelernt habe und nicht noch dem braunen Gesocks Geld für die gedruckte Version in den Rachen geworfen habe. Mein Ratschlag daher: Finger weg, nicht drin werben und alle Leute davor warnen, dort Gastartikel zu veröffentlichen, die dann als Alibi für die rechts-braune Propaganda herhalten.

Ergänzung vom 05.02.2017: Nachdem sich in den letzten Wochen keine Beiträge mehr bei The European finden, die dermaßen nach rechts abgleiten wie in der Zeit nach dem Terroranschlag in Berlin und der Nafri-Debatte zu Silvester, würde ich den Vergleich mit dem Stürmer heute nicht mehr ziehen wollen und den Vorwurf der rechts-braunen Stimmungsmache so nicht mehr erheben. Es bleibt nun zu hoffen, dass die Redaktion auch künftig darauf achtet, Meinungsfreiheit nicht mit Verantwortungslosigkeit zu verwechseln.

Ergänzung vom 15.02.2017: Leider hat sich die Hoffnung nicht erfüllt, wie z.B. die Artikel „Ist der SPD-Kanzlerkandidat der größte Abkassierer von allen?“ [9] und vor allem „Der ‚Kopftuch-Islam‘ hat gewonnen“ [10] zeigen.


Ähnliche Artikel:
Rechte Parolen hetzlich willkommen – Das Forum von The European (www.mister-ede.de – 23.03.2017)

Fremdenfeindlichkeit: So funktioniert die Hetze im Netz (www.mister-ede.de – 19.01.2016)

Rechter Terror in Deutschland: Brennende Flüchtlingsheime und tatenlose Innenminister (www.mister-ede.de – 19.07.2015)


[1] Beitrag „Danke schön, Frau Merkel!“ vom 26.12.2016 (Link zum Beitrag auf www.theeuropean.de)

[2] Artikel „Die Italienisierung Europas“ vom 31.12.2016 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

[3] Artikel „Die Grünen und die Polizei“ vom 03.01.2017 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

[4] Artikel „Aufruf zur Meuterei“ vom 28.12.2016 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

[5] Artikel „Wir führen nur sinnlose Debatten“ vom 15.10.2016 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

[6] Interview „Deutsch als vollwertige Kultursprache ist gefährdet“ vom 25.12.2016 (Link zum Interview auf www.theeuropean.de)

[7] Artikel „Pro Tag 800 Straftaten von Migranten“ vom 04.01.2017 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

[8] Artikel „Lasst uns endlich über Armut sprechen“ vom 31.12.2016 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

[9] Artikel „Ist der SPD-Kanzlerkandidat der größte Abkassierer von allen?“ vom 14.02.2017 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

[10] Artikel „Der ‚Kopftuch-Islam‘ hat gewonnen“ vom 15.02.2016 (Link zum Artikel auf www.theeuropean.de)

Diskussion:

10 Gedanken zu “The European – Die rechts-braune Stimmungsmache unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit

  1. Sehr geehrter Herr Edinger,
    Ich bin durch Zufall auf Ihre Seite geraten, da ich mich für Artikel des “The European” interessiere, da sich diese durch eine wohltuende Meinungsvielfalt von unseren gleichgeschalteten Einheitsmedien abhebt. Nachdem ich etwas in Ihren Artikeln gestöbert habe, bin ich darüber entsetzt, welch linke Hetze Sie über Ihre Homepage verbreiten. SIe dürfen sicher sein, dass ich mich auf Ihre Seite nicht mehr verirren werde. Unter den linken Chaoten, wie die Antifa haben Sie sicherlich schon eine dankbare Leserschaft.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wilfried Franke

    • Es gibt, wie ich in meinem Artikel anmerke, auch gute Beiträge auf “The European”. Unverständlich bleibt für mich aber, dass “The European” daneben auch mindestens rechtspopulistische Artikel veröffentlicht und vor allem auch glasklare Hetzkommentare im Forum freischaltet. Die Beispiele dafür sind zahlreich und belegt.

      Antifa steht übrigens für Antifaschisten. Das kann doch eigentlich nur schlecht finden, wer für Faschismus ist. Oder liege ich da falsch? Sei es drum, nachdem Sie von “gleichgeschalteten Einheitsmedien” sprechen – eine lustige Einschätzung, wenn man taz und FAZ nebeneinander legt – befürchte ich, dass Sie auf meinem Blog sowieso nicht glücklich geworden wären.

      • Demokratie ist wahrlich ein schwierig Ding. Andere, auch ungeliebte Meinungen zu hören eine wahre Zumutung. Da muss man gleich dagegen hetzen. Auch das ist eindeutig mangelndes Demokratieverständnis,, dass ursächlich für die Spaltung ubserer Gesellschaft ist.

  2. Rechtslastige Kommentare findet man auch bei den Onlineausgaben von z. B: Welt oder Münchner Merkur. Sind das deshalb rechtspopulistische Medien ? The European veröffentlicht auch Beiträge von z.B. Mitgliedern der Grünen oder Linken. Sie haben offenbar ein Problem mit Meinungsfreiheit, wie leider viel zu viel in diesem Land.

    • Welt und Münchner Merkur kann ich nicht beurteilen. Aber ich weiß, dass Tagesschau.de, Zeit-Online, taz oder Süddeutsche es schaffen, ihre Online-Foren sauber zu halten. Scheint also gar nicht so schwer, wenn man denn will…

  3. Genau das was Sie in diesem Artikel beschreiben ist mir gerade übelst aufgestoßen.
    Mein Kommentar unter einem absolut hetzerischen Artikel gegen den Islam von Frau Barbara Köster wurde nicht veröffentlicht.
    Ich habe weder explizit jemanden beleidigt, noch sonst irgendetwas.
    Andere Leser haben es allerdings in die Kommentare dieses Artikels geschafft.
    Z.B.: “Ja, um solche Verräter muss man sich zuerst kümmern”..
    Ich Frage mich was dieser Leser mit kümmern meint?
    Wohl kaum etwas positives.
    Und was meint er mit Verräter?
    Ist ein Verräter jemand der eine weltoffene Ansicht vertritt?
    Na dann Prost, ich bin ein Verräter.
    Und das gerne. Zumindest wenn man das Wort Verräter so auslegt wie dieser Leser und scheinbar auch die Redaktion dieses sogenannten “Magazines”.
    Schönen Abend noch!!!

  4. Sehr gut,

    bei Maybritt Illner wurde ein Vertreter von the european eingeladen und er hat sich so dermaßen destruktiv gegenüber Grünen und linken geäußert dass ich mir dachte hm was das european wohl fürn blatt sein soll. Auf wikipedia auf den Verkauf des Blatts mit der anschließenden Kündigung ALLER Mitarbeiter gestoßen. Da dacht ich mir alles klar rechtes Blatt und stoße somit auf deinen Artikel der das ganze abschließend abrundet. Keine unübliche Vorgehensweise….Ibiza

  5. Was bei The European passiert, ist sehr subtil. Tatsächlich gibt es eine durchaus ansehnlich politische Meinungsfielvalt, die Artikel aller politischen Lager beeinhaltet. Aber immer wieder eingestreut finden sich auch Beiträge aus dem rechtspopulistischen, zuweilen – vorsichtig ausgedrückt – “offensichtlich” auch rechtsextremistischen Spektrum. Damit wird Gleichwertigkeit suggeriert, und extrem rechte Texte werden aufgewertet, weil sie als völlig “normal” erscheinen- der Beitrag eines demokratischen Politikers direkt neben dem eines rechten Hetzers. Dem Leser wird suggeriert, dies gehöre zu einer “fairen” politischen Kontroverse. Rechte Propaganda, sonst nur auf einschlägigen Seiten zu finden, wird somit eine Bühne gegeben, sie wird normalisiert und aufgewertet.
    Zur Zeit (November 2019) werden fast täglich Beiträge von Vera Lengsfeld veröffentlicht, einer Frau, die politisch längst am rechten Rand angekommen ist. Beiträge von AfD-Granden (Меuthen, Weidel) sind häufig. Manchmal bestehen diese Beiträge lediglich aus Schlagzeilen, ohne jegliche weitere Argumente. Daneben publizieren eine ganze Reihe Autoren aus dem rechten Spektrum, zuweilen Autoren, die tatsächlich sonst auf Seiten der extremen Rechten zu finden sind.
    Kritik an Frau Lengsfeld wird grundsätzlich nicht veröffentlicht. Kritik an der AfD (bzw. nahen Autoren) wird zwar zum großen Teil zugelassen, allerdings sind rechts- bis extrem rechts eingestellte Kommentatoren in der absoluten Mehrheit; wer Kritisches schreibt, muss damit rechnen, angegriffen zu werden, auch in beleidigender und diffamierender Art und Weise. Versuche, darauf zun antworten, sind zwecklos; aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man zwar beleidigt werden “darf”, Reaktionen darauf jedoch rigoros gelöscht werden. Folglich sind die Kommentarspalten längst zu rechten Echokammern degradiert, über die ein Moderator mit entsprechender politischer Einstellung zu wachen scheint.

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