AfD, Pegida und Co.: Ungebildet, irrational, diskursunfähig

„Den Diplom“, „die Islamierung“ oder „legimentieren“ – mehr als 10 Minuten braucht man sich den Mitschnitt eines Reporterteams auf einer Demo in Hamburg [1] nicht anzuschauen, um zu erkennen, dass solche Proteste gegen Flüchtlinge nicht gerade Veranstaltungen des Bildungsbürgertums sind. So zeigen sich schon in diesen ersten paar Minuten des Films neben den fehlenden Deutschkenntnissen auch der mangelnde Anstand und die große Unwissenheit vieler Demo-Teilnehmer. In manchen Fällen gelingt es den Befragten aufgrund ihres schlechten sprachlichen Ausdrucksvermögens noch nicht einmal, ihre Sichtweisen irgendwie verständlich darzulegen.
Zwar wird auch unter den deutschlandweit Tausenden, die gegen Flüchtlinge, Muslime und Migranten protestieren bis hetzen, der eine oder andere sein, der zwei Sätze geradeaus formulieren kann. Und natürlich wird auch nicht jeder dort ungebildet, leicht manipulierbar und emotionsgesteuert sein, allerdings zeichnet sich schon eine deutliche Tendenz ab. In Hamburg marschiert nicht Gourmetrestaurant, sondern Fastfood. Und in Dresden spaziert nicht Semperoper, sondern Dynamo.

Das heißt aber nicht, dass in Gourmetrestaurants oder der Semperoper nicht auch Dummköpfe und Rassisten sitzen würden. Es bedeutet allerdings, dass es sich bei AfD- oder Pegida-Demos und ähnlichen Veranstaltungen um eine Klientel handelt, die mit Argumenten nur schwer zu erreichen sein wird. Es sind zum großen Teil Leute, die mit ihren Fragen und Sorgen alleine bleiben, nicht weil ihnen niemand antwortet, sondern weil sie die Antworten schlicht nicht verstehen. Das sind Personen, die nicht kapieren, warum man nicht auf eine heiße Herdplatte langt, bis sie es selbst einmal gespürt haben. Bei solchen Leuten sind Diskurs und das Erläutern von Zusammenhängen zwecklos, während gerade die einfachen Erklärungsmuster der Populisten und Hetzer auf fruchtbaren Boden fallen. Und kommt dann noch eine emotionale Aufladung durch die geschürte Angst hinzu, wird aus diesem Nichtverstehen leider oft auch Ablehnung und Hass.

Doch wenn es sich um eine Gruppe von Menschen handelt, die schlicht nicht vermögen, ihr Weltbild aus logischen Schlüssen des eigenen Verstandes aufzubauen, läuft die übliche Antwort einer demokratischen Gesellschaft, nämlich das Überzeugen mit Argumenten, gänzlich ins Leere.
Ist das Ziel, die Xenophobie unter diesen Leuten abzubauen und ein friedliches Miteinander zu gestalten, dann wird man sie nur überzeugen, indem man zeigt, dass unsere Gesellschaft das hinbekommt. Wenn diese Menschen in den nächsten Monaten sehen, dass eine Flüchtlings-Notunterkunft nach der anderen geschlossen wird, weil die Zahl der nach Deutschland kommenden Asylbewerber deutlich zurückgegangen ist und die hier angekommenen Schutzberechtigten kontinuierlich in das normale Leben integriert werden, wird das deren Sichtweisen mehr prägen, als jeder Versuch, sie im Dialog zu überzeugen.
Statt sich mit den kruden Thesen dieser Leute auseinanderzusetzen oder den irrationalen Ängsten, z.B. vor der Islamisierung Sachsens, mit Logik und Argumentation zu begegnen, sollte unsere Gesellschaft deshalb einfach ihren Weg konsequent weitergehen. Und stehen dann am Ende des Weges ein geordneter Zuzug von Flüchtlingen und eine gelingende Integration, wird sich ein Großteil derer, die heute noch regelmäßig auf die Straße gehen, kein Stück mehr für dieses Thema interessieren.


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[1] Videomaterial eines Teams des NDR-Medienmagazins Zapp vom November 2015 (Link zum Video auf www.youtube.com)

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