Pokalausschluss für Dynamo – Problemverein bleibt im Regen stehen

Sportschau.de berichtete vor einigen Tagen, dass das DFB-Sportgericht den Einspruch gegen den Pokalausschluss von Dynamo Dresden abgelehnt hat [1]. Damit bleibt das Urteil aus dem Dezember bestehen, das wegen Ausschreitungen von Dynamo-Fans bei einem DFB-Pokalspiel in Hannover gegen Dresden verhängt wurde [2]. Aus meiner Sicht wird aber mit diesem Urteil ein Verein für das Verhalten von Dritten bestraft. Das hat dann zum einen zur Folge, dass die wahren Täter zumindest von Seiten des DFB nicht belangt werden, zum anderen, dass der Verein Dynamo Dresden ohne Schuld auf sich zu laden bestraft wird.

Was hätte Dynamo denn gegen diese Ausschreitungen unternehmen sollen? Dresden konnte weder um das Stadion herum für Sicherheit sorgen, da dies gar nicht im Verantwortungsbereich von Dresden lag und im Stadion war nicht Dynamo sondern der Heimverein aus Hannover zuständig. Kurios ist dies auch im Zusammenhang mit dem Düsseldorfer Urteil. Als in Düsseldorf die Heimfans im Heimstadion eine Spielunterbrechung herbeiführten, wurden jegliche Einsprüche der Gäste vom Sportgericht abgewiesen. Damals hätte man Düsseldorf tatsächlich Versäumnisse bei der Sicherheit im eigenen Stadion vorwerfen können, was ja nun bei Dynamo Dresden nicht der Fall ist.

Persilschein für Fußballvereine (www.mister-ede.de – 22.05.2012)

Es stellt sich aber auch die Frage, welchen Erfolg man sich von so einem Urteil im Hinblick auf die reale  Ausschreitungs- und Gewaltproblematik verspricht. Ich gehe nicht davon aus, dass die Problemfans verschwinden werden, weil Dresden nun ein Jahr im Pokal pausieren muss. Auf mich wirkt es ein wenig so, als wäre der DFB froh, mit solchen Sanktionsmöglichkeiten die Problemvereine samt ihrer Probleme aus den Wettbewerben ausschließen zu können. Aus meiner Sicht sollte aber die Gemeinschaft der Fußballvereine Dresden nicht mit seinen Problemen alleine lassen.

Immerhin leidet Dynamo Dresden sowieso unter seinem Image, was sich sicherlich auch auf die finanzielle Situation, z.B. bei Werbeeinahmen, auswirken wird. Die Einnahmeausfälle durch den Pokalausschluss sind auch deshalb für den abstiegsbedrohten Zweitligisten schmerzlich. Doch selbst bei einem Konkurs der Dresdner würden sich die Problemfans wohl nur auf andere Vereine verlagern. Auch daher wäre es im eigenen Interesse der Fußballvereine Dynamo Dresden nicht im Regen stehen zu lassen.

Würde man auf die zum Teil polizeilich festgestellten Störer abstellen [3], dann wäre dies meines Erachtens erfolgsversprechender. Mit bundesweiten Stadionverboten oder einem Verbandsausschluss bei aktiven Kickern würde man die wahren Täter wohl eher treffen. Zugegeben ist die Kontrolle solcher Verbote sehr schwierig, allerdings könnten bei einem erneuten Vergehen dann auch zusätzliche Meldeauflagen folgen.

So allerdings ist Dynamo nun auf dem Weg in die nächste Instanz, während die tatsächliche Problematik ungelöst und die wesentlichen Fragen ausgeblendet bleiben.


[1] Artikel auf sportschau.de zur Ablehnung des Einspruchs vom 09.03.2013 (Link zum Artikel auf www.sportschau.de)

[2] Artikel auf sportschau.de vom 10.12.2012 zum Sportgerichtsurteil (Link zum Artikel auf www.sportschau.de)

[3] Artikel des NDR zu den Vorfällen in Hannover vom 01.11.2012 (Link zum Artikel auf www.ndr.de)

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