Die Probleme des Arbeitsmarktes

Insgesamt unterliegt der Arbeitsmarkt gewissen Veränderungen, die in der Gesellschaft und äußeren Faktoren begründet liegen. So hat sich seit den 60er Jahren der Anteil der Frauen im Beruf deutlich erhöht. Die Spezialisierung der Berufe hat mit sich gebracht, dass das Einstiegsalter in das Arbeitsleben gestiegen ist, dafür beginnt die Rente aber auch später.
Die Automatisierung in der Produktion hat zu einer Verschiebung zwischen Produktion und Dienstleistung geführt. Auch die Geschwindigkeit, in der die Produkte und Techniken substituiert werden, ist gestiegen. Der internationale Handel stellt ganze Volkswirtschaften in Wettbewerb zu einander. Vorteile und Nachteile einer globalisierten Wirtschaft haben ebenfalls Auswirkungen auf den nationalen Arbeitsmarkt.

So wie alle Märkte für Güter und Dienstleistungen lässt sich auch der Arbeitsmarkt mit volkswirtschaftlichen Mitteln untersuchen. Angebotsmenge und Nachfragemenge werden hierbei als Funktion von Menge und Preis dargestellt. Am Arbeitsmarkt ist der Preis der Arbeit der Lohn. Die Höhe des Lohnniveaus bestimmt sich durch Angebotsmenge und Nachfragemenge auf dem Arbeitsmarkt. Umgekehrt bestimmt aber auch die Höhe des Lohnniveaus die angebotene und nachgefragte Menge an Arbeit.
Der Markt der Arbeit ist das Gegenstück zum Markt der Arbeitsplätze. Das ist zwar trivial, führt aber schnell zu Verwechslungen. Die Arbeitsnachfrage entspricht dem Arbeitsplatzangebot, das Arbeitsangebot der Arbeitsplatznachfrage. Ein Arbeitnehmer fragt einen Arbeitsplatz nach und bietet Arbeit an. Ein Arbeitgeber fragt Arbeit nach, und bietet Arbeitsplätze an. Das Arbeitsangebot ist also nicht das Arbeitsplatzangebot.
Der Arbeitsmarkt lässt sich demnach in vier Varianten darstellen. Erstens kann der Arbeitsmarkt in Abhängigkeit von der Menge oder vom Preis dargestellt werden. Zweitens kann das betrachtete Gut entweder die Arbeit oder der Arbeitsplatz sein. Alle vier Schaubilder zeigen also ein und dasselbe.

Die Darstellungen erlauben nun den Vergleich zweier unterschiedlicher Zustände. Ausgedrückt wird dies durch eine Verschiebung der jeweiligen Angebots- oder Nachfragekurven (Linien). Die Wechselwirkungen welche ich beschreibe, kann man aber in diesem Modell nicht ausdrücken.

Bsp.: Eine schlechte Witterung führt zu einem begrenzten Angebot bei Spargeln. Daraufhin werden die Spargelbauern hohe Preise verlangen, weil sie erstens bei gleichem Aufwand nur weniger produziert haben und zweitens, weil insgesamt nicht so viele Spargel verkauft werden können. Der Rückgang des Angebots wird also den Preis steigern. Der Erhöhte Preis führt dazu, dass z.B. Handelsunternehmen zusätzliche Spargel aus Südländern importieren. Es entsteht also durch den hohen Angebotspreis ein Rückkopplungseffekt auf die Angebotsmenge. Ferner verzichten Verbraucher auf das ein oder andere Spargelessen. Der Preis löst also auch eine Veränderung der Nachfragemenge aus. Die veränderten Angebots- und Nachfragemengen führen dann wieder zu Preisveränderungen.

Wie genau die Abhängigkeit von Preis, Angebot und Nachfrage ist, hängt sehr stark von dem jeweiligen Markt ab.
Bei den angesprochenen Spargeln ist eine Nachproduktion in kurzer Zeit unmöglich, was bei anderen Produkten weniger schwierig ist. Dafür sind die Konsumenten nicht zwingend auf Spargel angewiesen, was bei Mietwohnungen oder Benzin anders ist. Ein hoher Miet- oder Benzinpreis führt kurzfristig daher kaum zu weniger Nachfrage. In der Regel funktioniert es ganz gut, dass auf diese Art die Anbieter die richtige Menge an Gütern produzieren. Ferner kommen Anbieter mit innovativen Produkten an den Markt, bzw. es verschwinden ineffiziente Anbieter. Auf Dauer setzen sich so diejenigen Produkte durch, welche den Bedürfnissen der Konsumenten am ehesten entsprechen. Bei gleichem Preis sind das die besseren Produkte, und bei gleicher Qualität sind dies die billigeren Produkte.

Das Problem des Arbeitsmarktes ist nun aber, dass die Arbeitskräfte, also das Arbeitsangebot konstant bleibt. Ein sinkender Preis löst also nicht den Rückgang der Arbeitsplatznachfrage aus. Daher ist die volkswirtschaftliche Logik beim Arbeitsmarkt nur bedingt anwendbar. Nur weil also Bergwerke nicht mehr betrieben werden, verschwinden nicht die Kumpel. Genauso kann für den Bereich der ungelernten Tätigkeiten gesagt werden, dass ein Rückgang an Arbeitsplätze nicht zu einem Verschwinden der ungelernten Arbeitnehmer führt. Die Arbeitnehmer liefern sich ein Preisdumping, zumal die Arbeitsaufnahme für Empfänger von Transferleistungen verpflichtend ist. Selbst aber bei einem Entfall der Arbeitspflicht würden sich die Löhne um das Hartz-IV Niveau sammeln, solange es einen Überschuss bei der Arbeitsplatznachfrage gibt. Wenn man als Untergrenze das Existenzminimum nimmt dann haben wir im Bereich der unqualifizierten Arbeitnehmer heute einen negativen Gleichgewichtspreis der Arbeit.
Der Staat muss dann durch Zuschüsse genau das ausgleichen, was den Menschen zum Leben fehlt. Wenn man die Opportunitätskosten (Arbeitszeit, körperlicher und geistiger Verschleiß) betrachtet, dann bezahlen im Prinzip die Arbeitnehmer den Arbeitgeber dafür einen Arbeitsplatz zu haben.

Dieses allgemeine Problem der hohen Arbeitslosigkeit, wird durch die gesellschaftlichen Entwicklungen sogar noch verstärkt. Zwar ist es eigentlich wohlstandsfördernd, wenn mehr Menschen arbeiten gehen, aber wenn letztlich nur ein Preisdumping wegen zu hoher Arbeitslosigkeit ausgelöst wird, dann ist dies wohlstandsschädlich. So führt die wünschenswerte Emanzipation mit einhergehender Arbeitsplatznachfrage der Frauen zu einer Verstärkung des Lohnproblems. Trotz Beschäftigungsrekord haben wir weiterhin eine hohe Arbeitslosigkeit. Selbst wenn bei höherem Lohnniveau 3 Mio. Arbeitsplätze entstehen würden, ist die Vermutung naheliegend, dass wir dennoch eine gewisse Arbeitslosigkeit hätten. Bei einem höheren Lohnniveau würden sich nämlich weitere Personen in den Arbeitsmarkt begeben. Dies könnte der Hausmann oder die Hausfrau aus einer Familie mit nur einem Verdiener sein, dies könnten aber auch Studenten und Rentner sein, die zurzeit nicht arbeiten.

Desweiteren setzt die Globalisierung Löhne mit denen ärmerer Länder in Wettbewerb. Niedrige Transportkosten führen zu einer weiteren Verstärkung der Problematik. Neben dem Problem, dass die hohe Arbeitslosigkeit zu einem Preisdruck führt, ist unser Lohn auch dem globalen Preisdruck ausgesetzt.
Überdies führt die schnelle Substitution von Wissen und Techniken dazu, dass manche Qualifikationen überflüssig werden. Es ist z.B. heute deutlich schwieriger als ausgebildeter Weber eine Arbeit im gelernten Beruf zu finden. Die schnelle Entwicklung macht es für Arbeitnehmer schwieriger für die aktuellen Anforderungen qualifiziert zu sein. Es besteht hier die Gefahr, dass eigentlich qualifizierte Arbeitnehmer auf diese Art zusätzlich in den Markt der Ungelernten stoßen.

Zur Belebung des Arbeitsmarktes habe ich daher ein Programm für Beschäftigung und zur Bekämpfung von Arbeitnehmerarmut entwickelt. Der höheren Geschwindigkeit der Substitution von Wissen und Technik soll darin mit einem Programm zur Qualifikationsförderung Rechnung getragen werden. Die Abwärtsspirale des Lohnniveaus soll durch einen Mindestlohn gestoppt und die Beschäftigung durch einen kommunalen Beschäftigungspakt gestärkt werden. Zusätzlich soll durch die Liberalisierung des Wett- und Glücksspielmarktes eine Belebung für Wirtschaft und Arbeitsmarkt erfolgen und die Finanzierung von Fördermitteln sichergestellt werden.

Programm für Beschäftigung und zur Bekämpfung von Arbeitnehmerarmut (www.mister-ede.de – 04.05.2012)

Ein weiteres Problem des Arbeitsmarktes sind die Sozialabgaben, welche den Preis für Arbeit erhöhen. Während Energie recht günstig gehalten wird, wird der Faktor Arbeit stark verteuert. Diese Verschiebung ist für die Beschäftigung ebenfalls nachteilhaft. Aus meiner Sicht ist daher eine höhere Besteuerung von Energieverbrauch oder Kapitalerträgen sinnvoll, um damit den steuerfinanzierten Zuschuss zur Sozialkasse zu erhöhen. Dadurch könnten die Lohnnebenkosten gesenkt werden und damit der Anreiz zu mehr Beschäftigung gegeben sein. Meine Gedanken hierzu, werde ich wann anders gesondert niederschreiben.

Die Auswirkungen von hohen Lohnnebenkosten (www.mister-ede.de – 23.12.2012)

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