Griechenland braucht 109,5 Billionen Euro – jährlich!
Wenn wir Griechenland die grob 300 Mrd. Euro, die es nach dem dritten Hilfspaket insgesamt den verschiedenen Rettungsschirmen und sonstigen Institutionen schuldet, künftig immer nur für jeweils einen Tag leihen, dann können wir Griechenland in den kommenden Jahren jährlich 109,5 Billionen Euro und in Schaltjahren sogar 109,8 Billionen Euro an Hilfskrediten zur Verfügung stellen. Das klingt doch einfach solidarischer als nur 300 Milliarden, die für 20 Jahre verliehen werden.
Ihr haltet diesen Vorschlag für schwachsinnig? Ja, ist er natürlich! Allerdings zeigt er meines Erachtens sehr schön das Kernproblem der Griechenland-Berichterstattung in Deutschland. In allen Zeitungen und auf allen Kanälen wird von einem Finanzbedarf von 90 Mrd. Euro gesprochen, was zwar nicht falsch ist, aber dennoch ein völlig verkehrtes Bild vermittelt, weil diese 90 Milliarden eben vollständig wieder an die Gläubiger zurückfließen.
25 Mrd. Euro sollen für die Rekapitalisierung von Banken eingesetzt werden, damit diese in der Lage sind, ihre ELA-Kredite bei der EZB abzulösen bzw. wieder durch normale Kredite zu ersetzen. Und der Rest wird, sofern Griechenland seine Ziele beim Primärüberschuss erreicht, zu 100% für Zinszahlungen und die Tilgung von Altschulden bzw. die Ablösung von Kassenkrediten verwendet. Nicht ein Cent dieser 90 Mrd. Euro würde daher im griechischen Haushalt landen, weil selbst bei einem Primärüberschuss von nur einem Prozent aus diesem mehr Zins und Tilgung geleistet würde, als ihm durch Investitionshilfen aus dem 90-Milliarden-Paket zuflössen. Somit braucht Griechenland dieses Geld gerade nicht, um Gehälter und Renten auszahlen zu können oder laufende Ausgaben zu finanzieren, sondern einzig um seine Gläubiger, also z.B. EZB oder IWF, bedienen zu können. Aber wer weiß das schon, wenn er schlicht von weiteren 90 Milliarden Euro Finanzhilfen für Griechenland liest.
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