Der unehrenhafte Ehrendoktor

Ich war noch nie ein Fan von Annette Schavan. Mehrere verbockte Schulreformen in Baden-Württemberg gehen auf ihr Konto als damalige Kultusministerin und besonders verwerflich war ihre Arroganz und Überheblichkeit, mit der sie damals die angebrachte Kritik vom Tisch wischte.
Als zum Beispiel im Ländle Englisch in der Grundschule eingeführt wurde, hatte sie doch schlicht vergessen rechtzeitig genügend Grundschullehrer zu qualifizieren. Und dabei war allen bis auf Frau Schavan klar, dass es nicht funktionieren kann, zu Beginn eines Schuljahres ein neues Fach einzuführen und erst im Laufe des Schuljahres nacheinander Lehrer mit Crashkursen weiterzubilden. Sinnlos erschien auch ihre Entscheidung erst das „normale“ Abitur zu verändern, um es dann kurze Zeit später doch vollständig durch das Turbo-Abitur „G8“ zu ersetzen. Schon damals wunderte ich mich deshalb, wie es jemand so unfähiges schaffen konnte einen Doktortitel zu erwerben.

Seit einiger Zeit wissen wir es nun. Anscheinend hatte mal wieder ein Prüfer die Augen beim Lesen fest geschlossen und trotz erheblicher Mängel in der Arbeit wurde Schavan der Doktortitel verliehen. Zumindest ist sie, während die Lehrer und Schüler in Baden-Württemberg immer noch unter den Folgen von Schavans Inkompetenz leiden, heute als das entlarvt was sie ist – eine Schande für die Wissenschaft. Eine Wissenschaftsministerin, die nicht in der Lage ist wissenschaftlich zu arbeiten – selten hat der Satz „der Fisch stinkt vom Kopf her“ besser gepasst als hier.

So weit so beschissen, doch leider ist das nicht das Ende der Geschichte. Durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Schavan wurde dem Ganzen von der Universität Lübeck nun die Krone aufgesetzt. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, wie man eine Person, die der Bildung und Wissenschaft einen solchen Bärendienst erwiesen hat, mit einem wissenschaftlichen Ehrentitel belohnen kann, sondern auch wofür genau sie diesen Titel eigentlich erhalten hat.

Stimmt der NDR-Bericht [1], dann wurde Schavan unter anderem dafür geehrt, dass sie in ihrer Zeit als Bundesministerin durch eine Entlastung des Landes Schleswig-Holstein um 25 Mio. Euro jährlich den Fortbestand der medizinischen Fakultät in Lübeck ermöglicht hat.
Allerding stammen diese Millionen ja nicht aus Schavans privatem Geldbeutel, sondern müssen vom Steuerzahler aufgebracht werden. Und wieso man nun eine Wissenschaftsministerin dafür ehren muss, dass sie einfach ihrer Tätigkeit nachgeht, dürfte auch schwer zu erklären sein.

Insgesamt empfinde ich es als ziemliche Frechheit, wie die Universität Lübeck die Ehrendoktorwürde mit so einer unehrenhaften Vergabe in den Dreck zieht. Wie aber schon in der Zeit als Schavan Kultusministerin war, werden die Leidtragende wieder andere sein, nämlich die anderen Universitäten und all jene die sich ernsthaft um die Wissenschaft verdient gemacht haben.


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[1] Bericht von NDR 1 Welle Nord zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Schavan vom 11.04.2014 (Link zum Bericht auf www.ndr.de)

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