Der Zusammenhang von Bonität und Rentabilität

Die Bonität ist das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit. Wenn ein Unternehmen eine Investition fremdfinanziert, spielt die Bonität eine entscheidende Rolle für die Kreditkosten und damit die Rentabilität. So wie die Versicherungsbeiträge für ein Auto bei Fahranfängern oder bei häufigen Unfällen höher sind, so wird bei einem Kredit ein Risikoaufschlag erhoben. Eine solche Differenzierung ist zwar zulässig, kann aber auch zu einer Diskriminierung führen. Ab wann das der Fall ist, kann man nur schwierig beantworten. Es ist aber für den Effekt der daraus resultiert völlig unerheblich. So wie bei Fahranfängern die Investition in ein Auto durch die hohen Versicherungsbeiträge unmöglich werden kann, so kann eine Geschäftsinvestition durch die hohen Zinsen verhindert werden.

In der folgenden Tabelle sind drei Unternehmen dargestellt, die in dasselbe Objekt investieren wollen. Alle Daten der Investition sind identisch, bis auf die Bonität und damit die Kreditzinsen der Unternehmen.

Alle Unternehmen müssten denselben Betrag investieren, hätten aber auch den gleichen jährlichen Überschuss aus der Investition. Wenn der Anteil an Fremdfinanzierung gleichbleibt, dann entscheidet die Höhe der Zinsen über die Rentabilität. Während Unternehmen „A“ aufgrund der guten Bonität nur 30.000 € Zinsen jährlich zahlen muss, entstehen bei Unternehmen „C“ 75.000 € an Zinskosten. Ob wir es nun als gerechte Differenzierung betrachten, weil die Ausfallwahrscheinlichkeit als höher angenommen wird, oder ob wir es als Diskriminierung der Vermögenslosen betrachten ist auch erkennbar unerheblich. Im Effekt werden Unternehmen, denen es gut geht immer bevorzugt durch günstige Zinssätze. Umgekehrt haben es Unternehmen, die in Schwierigkeiten sind, doppelt schwer. Würden Unternehmen „A“ und Unternehmen „C“ an der gleichen Stelle investieren, wird Unternehmen „A“ stets bessere Wettbewerbsbedingungen haben, was die Zinskosten anbelangt.

Die Bonität eines Unternehmens ist daher keine Nebensächlichkeit, sondern ein wesentlicher Faktor. Es besteht damit auch ein Wechselspiel zwischen Bonität und Rentabilität. Nicht nur unrentable Unternehmen können ihre Bonität verschlechtern, sondern eine schlechte Bonität kann auch Unternehmen unrentabel machen.
Käme es zu einer Abwertung von Unternehmen „B“ von „mittel“ auf „schlecht“, z.B. wegen schlechter Wirtschaftsdaten für das jeweilige Land, würden die Zinskosten steigen. In der Folge wäre die Investition des Unternehmens unrentabel.

Eine weitere Ähnlichkeit zwischen der Kreditwirtschaft und der Versicherungswirtschaft besteht in der Erwartung. Bei Fahranfängern führt nicht der tatsächliche Unfall, sondern schon die Erwartung eines höheren Risikos zu einem Risikoaufschlag. Die ganze Versicherung ist per se auf die Erwartung der Zukunft ausgerichtet, genauso wie die Kreditwirtschaft. Eine solche Erwartung kann aber nur „ex post“ überprüft werden. Welche Spielräume und Macht hieraus demjenigen erwächst, der die Bewertung der Bonität übernimmt, ist offensichtlich.


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