Der Cicero und die Klarnamenregel bei Kommentaren

Zeitungen und Magazine erzählen gerne von Kuriositäten. Umso praktischer, wenn sie gleich selbst für solche Kuriositäten sorgen, wie in diesem Fall der Cicero mit seiner Klarnamenregel im Kommentarbereich. Schon manche Vorschrift glänzte durch fehlende Sinnhaftigkeit und schon manche Regelanwendung führte eine Regel ad absurdum, aber der Cicero hat es nun geschafft beides perfekt zu kombinieren und eine sinnlose Regel bei der Anwendung gänzlich kaffkaesk werden zu lassen.

So fordert der Cicero seine Kommentatoren auf, anstelle von Pseudonymen den Klarnamen anzugeben, mit dem Ziel, anonyme Kommentare zu verhindern. Auch wenn der Wunsch nach einer offenen Debatte gerechtfertigt ist, stellt sich die Frage, was für einen Sinn eine solche Klarnamenregel macht, wenn deren Einhaltung nicht überprüft werden kann. Nachdem aber das Kommentarkonzept des Cicero weder eine Identitätsprüfung noch wenigstens eine Registrierung vorsieht, ist es ohne Weiteres möglich, dass z.B. Antonio Bauer aus Chemnitz als Dieter Engel aus Frankfurt kommentiert. Insofern ist diese Klarnamenregel ohne entsprechenden Aufbau des Kommentarbereichs an und für sich schon recht absurd, allerdings richtig grotesk wird es, wenn man betrachtet, wie der Cicero diese Klarnamenregelung dann in der Praxis umsetzt.

Statt meines Klarnamens hatte ich bei meinem Kommentar „Mister Ede“ eingetragen und als Wohnort „SWF“ für Südwestfalen, wobei ich dann auf einen Artikel hier im Blog verlinkt habe. Doch obwohl mein Blog ein leicht zu findendes Impressum hat, dessen Angaben sich im Zweifel sogar bei denic.de überprüfen lassen, wurde mein Kommentar nicht freigeschaltet. Somit hat der Cicero tatsächlich das Kunststück geschafft, dem einzigen Kommentar, der nachprüfbar nicht anonym ist, die Freischaltung zu verweigern. Der zufällig inhaltlich gleiche Kommentar von Karl Müller aus Berlin, der ebenfalls auf meinen Blog-Artikel verlinkte, hatte danach hingegen mehr Glück. Das war für den Cicero anscheinend Klarname genug.

Im Ergebnis wendet der Cicero damit seine eh schon recht absurde Klarnamenregel so sinnentstellend an, dass bisweilen das genaue Gegenteil der angestrebten offenen Diskussion erreicht wird.

Link zum entsprechenden Artikel bzw. Kommentarbereich auf www.cicero.de

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