Relegationschaos in Düsseldorf
Ich habe gestern das Spiel und damit auch die „Ausschreitung“ im Fernsehen gesehen. Nach meinem Eindruck hatten die Fans in Düsseldorf keine Absichten jemanden zu verletzen, sondern wollten ihrer Freude Ausdruck verleihen. Das finde ich zumindest mal begrüßenswert und ist auch durch das Zurückkehren der Fans auf die Tribüne erkennbar. Ich will aber nicht spekulieren, wie das bei einem 3:2 von Berlin ausgesehen hätte.
Bericht der Tagesschau (www.tagesschau.de) (Bericht depubliziert: Stand 26.10.2012)
Aus Sicht von Berlin ist es natürlich verständlich, dass man unter solchen Rahmenbedingungen eigentlich nicht sinnvoll spielen kann. Wie sollen Spieler auf das Feld gehen und für ein Tor kämpfen, wenn Sie damit Gefahr laufen, von den Fans angegangen zu werden.
Als Berliner Verantwortlicher hätte ich darauf gepocht, dass mir Polizei und DFB / DFL garantieren, dass meinen Spielern nichts passiert, auch wenn sie das entscheidende 3:2 machen. Ich hätte es unverantwortlich gehalten, meine Spieler der Gefahr auszusetzen, die nach einem Siegtor vorhanden gewesen wäre. Hierbei geht es um Leib und Leben und dann müssen der Sport und alle DFL Richtlinien, wie die Kompetenz des Schiedsrichters zurücktreten.
Die Bitte der Polizei das Spiel dennoch zu Ende zu bringen und damit die Deeskalation einzuleiten ist mehr als verständlich. Aber wie hätte es ausgesehen bei einem Last-Minute-Tor der Hertha? Aus Sicht der Polizei musste für über 50.000 Menschen in diesem Moment die Sicherheit so gut als möglich gewährleistet werden. Unter diesem Gesichtspunkt war das Verhalten der Vereine verantwortlich, das Spiel irgendwie fortzusetzen, am besten ohne Tor von Berlin. Immerhin konnte so schlimmeres verhindert werden, denn sowohl ein Siegtor von Hertha oder ein Abbruch wären höchst bedenklich gewesen. Aus dem Fußballspiel wurde ein Theaterstück, eine Art Deeskalationsschauspiel.
Wer aber ist für dieses Desaster zur Rechenschafft zu ziehen. Die Fans im Allgemeinen (Geisterspiel), der einzelne Fan wenn er identifiziert wird (Stadionverbot) oder der Verein (Punktabzug)?
Aus meiner Sicht sind die Zuschauer, welche sich daneben benommen haben, hauptverantwortlich. Aber die Vereine sind zu einem großen Stück mitverantwortlich. Wenn man im Jahr fast eine Million Menschen in sein Stadion bringt, dann muss man gewisse Sicherheitsauflagen erfüllen. Alleine darauf zu setzen, dass dann Polizeihundertschaften das Stadion sichern, ist meines Erachtens eine Unverschämtheit gegenüber allen Bürgern, die das finanzieren.
Möglicherweise würde es helfen, wenn Stadionverbote auch effizient umgesetzt würden. Lesegeräte für Personalausweise könnten die Sicherheitskontrollen verbessern und Personen ausfiltern. Die Vereine sollten in den Stadien eine ausgefeilte Videoüberwachung haben, um bei Krisensituation nachvollziehen zu können, wer der Auslöser war. Evtl. würde es helfen verstärkt mit Zivilpolizei in Fanblöcken zu arbeiten.
Wichtig ist aber vor allem, dass diejenigen dann auch zur Rechenschafft gezogen werden. Es muss ja nicht gleich ein lebenslanges Stadionverbot sein, aber vielleicht ein einjähriges. Es gibt auf jeden Fall Möglichkeiten für die Vereine die eigenen Anstrengungen im Bereich der Stadionsicherheit zu erhöhen.