Das einheitliche Zinsniveau
Man kann die Eurozone wegen der Währungsunion als Binnenwirtschaft begreifen. Nachdem die EZB im vergangen Sommer eine ungeheure Menge Geld in den Markt gepumpt hat, wurde die gesamte Wirtschaft etwas belebt. Durch die Erhöhung der Geldmenge, ist auch die Währung „Euro“ schwächer geworden, was für die Exportwirtschaft von Vorteil ist. Waren können im Ausland billiger angeboten werden und werden deshalb stärker nachgefragt. Musste vor der Bankenrekapitalisierung im Sommer 2011 noch 1,50 Dollar für einen Euro bezahlt werden, so sind es heute nur noch 1,30 Dollar.
Dieser Währungseffekt tritt aber nicht innerhalb der Währungszone auf, weil die Währungen ja nicht schwanken sondern durch den „Euro“ fest gekoppelt sind. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn der Spiegel berichtet, dass die Exporte in Deutschland steigen, besonders aber in das Nicht-Euro-Ausland (13,4% Anstieg zum Vorjahr). (Artikel auf Spiegel-Online vom 10.04.2012)
Im Umkehreffekt macht der schwache Euro Importe aus dem Nicht-Euro-Ausland teurer. Ein Beispiel sind die steigenden Einfuhrpreise von Rohöl. Dies führte vor allem in den „Südstaaten“ zu einer Verbesserung der Außenhandelsbilanz, aber eher wegen niedriger Importe und nicht wegen höherer Exporte. Somit sind die Erfolgsnachrichten (z.B. ARD) über die ausgeglichenen Handelsbilanzen, nicht wirklich positiv. (Bericht auf Tagesschau.de vom 11.04.2012)
Das Hauptproblem liegt eben im Euro-System selbst. Die fehlenden Wechselkursmechanismen führten dazu, dass während der Krise (seit 2009) der Euro und damit die Währung aller Euro-Länder schwächer wurde. Die Zukunftsaussichten waren aber unterschiedlich verteilt, weshalb das billige Geld hauptsächlich in interessante Märkte, nach Deutschland und in die anderen „starken“ Länder des Euro geflossen ist. Deutschland profitiert also mit am stärksten von der Geldpolitik der EZB. Wenn man sich Investitionen und die Arbeitsplatzsituation in Spanien anschaut, dann sieht man, dass dort keine positiven Effekte auftreten. So berichtet der Spiegel heute, dass die Arbeitslosigkeit in Spanien weiterhin auf einem Extremniveau bleibt. (Artikel auf Spiegel-Online vom 11.04.2012)
Man kann also eine Tendenz zu niedrigeren Importen und höheren Exporten sehen. Die Verteilung innerhalb der Eurozone ist aber ungleich. Während in Spanien und Griechenland die Exporte stagnieren und die Importe zurückgehen, steigen in Deutschland die Außenhandelsüberschüsse an.
Wenn es zu einem tatsächlichen Wirtschaftsaufschwung in den Krisenstaaten kommen soll, dann muss aus den „starken“ Ländern gezielt in die Wirtschaft der „Südstaaten“ investiert werden. Es fehlt an einem Regelungsmechanismus, wie ich ihn mir z.B. steuerlich vorstellen kann. Eine andere Möglichkeit wäre es direkt in die PIGS-Staaten zu investieren. Solange wir aber nur mit der allgemeinen Stellschraube „Zinsniveau“ versuchen die Systemprobleme des Euro zu beheben, wandern wir von einem Ungleichgewicht ins nächste.
Die einzelnen Länder müssen auf der einheitlichen Währung sicher stehen können. Wir müssen entweder ein Netz über alle Länder legen, welches einen Ausgleich der Wirtschaftskraft bei einheitlichem Wechselkurs ermöglicht, oder Jedes einzelne Land muss eigene Mechanismen entwickeln um die fehlenden Wechselkurse auszugleichen. Einen solchen Mechanismus könnte man über unterschiedliche Niveaus von produktionsabhängigen und konsumabhängigen Steuern der einzelnen Länder erreichen.
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Der Euro-Währungsverbund: Problem und Lösung (www.mister-ede.de – 05.03.2012)