Die Selektion von ARD und ZDF

Die Selektion von ARD und ZDF:
Kein Facebook -> Kein Recht auf Meinungsäußerung

Wenn man versucht das breite öffentlich-rechtliche Medienangebot wahrzunehmen, dann kommt man schon etwas über das Wort „öffentlich-rechtlich“ ins Grübeln. Eigentlich sollte es sich bei den Sendeanstalten um Einrichtungen des Gemeinwohls handeln, die einen Bildungs- und Informationsauftrag erfüllen. Gleichzeitig sollen die Pflichten eines staatlichen Organs eingehalten werden, die aus der öffentlich-rechtlichen Stellung resultieren.
Aber wenn man sich die heutige Aufgabenerfüllung anschaut, dann wird auf der einen Seite für das Datensammeln von Facebook als Mitmachmöglichkeit geworben, zum anderen wird die freie Meinungsäußerung außerhalb von Facebook eingeschränkt.

Bei Tagesschau.de stehe ich öfters vor dem Hindernis der Zeichenbegrenzung, wenn ich einen Kommentar schreiben will, also die eigene Meinung mitteilen. Längere Ausführungen zu einem Thema, z.B. eine Erklärung wie ich zu einer Meinung oder Überzeugung komme, kann ich so kaum bis gar nicht äußern. Manchmal ist aber auch ein Ausdrücken durch ein Bild, oder die Begründung mit Hilfe von Daten oder Graphen sinnvoll.
Dieser Mangel bei den Kommentaren hat mich doch sehr gestört, weshalb ich eine eigene Seite online gestellt habe. Außerdem hatte ich auch keine Lust, inhaltsvolle Kommentare zu schreiben, die dann einfach nicht veröffentlicht werden. So etwas passiert mir auf meiner eigenen Seite natürlich auch nicht mehr.

Gerade jetzt zum Thema Eurokrise habe ich eine dezidierte Meinung, die ich gerne genauso mitteilen würde wie das andere Nutzer der Tagesschau machen. Wenn ich nun allerdings Kommentare bei Tagesschau.de schreibe und den Link zu längeren Artikeln auf meiner Seite anfüge, werden die Kommentare meistens nicht freigegeben.
Für mich ist dies völlig unverständlich, weil ich ja nun wahrlich keine radikalen Ansichten vertrete, oder gegen jemanden hetze. Natürlich sind meine Texte gelegentlich etwas schwieriger zu verstehen, aber ich kann ja nicht einfach den Inhalt aus meiner Meinungsäußerung herausnehmen. Gerade die häufig viel zu verkürzte Berichterstattung hat mich ja erst dazu gebracht, selbst einige Informationen aufzubereiten und diese in Kommentare zu packen. Jetzt wieder verkürzen auf ein „Ich finde den ESM gut oder schlecht“ ist auf jeden Fall nicht mein Ziel.
Für mich verträgt sich das auch nicht mit dem Informationsauftrag, der ja dazu dient, den Bundesbürgern ein möglichst detailliertes und breites Bild zu zeigen. Denn aus meiner Sicht gehören eben detaillierte Meinungen genauso zum Bild, wie die typischen „Stammtisch-Kommentare“. Aber nur weil solche Kommentare dann auf 1.000 Zeichen passen, sollten diese nicht das Gesamtbild bestimmen.

Betrachtet man nun einen anderen Punkt, nämlich die Zusammenarbeit von ARD und Facebook, so geht es auch dort um die Meinungsäußerung. Im Programm der öffentlich-rechtlichen wird häufig auf die Mitmach-Möglichkeiten hingewiesen. Aber jeder, der dieses Angebot von ARD oder ZDF wahrnimmt, zahlt mit seinen Daten. Nicht nur mit seinem Namen, wie ich es durch das Impressum auf meiner eigenen Seite mache, sondern mit Daten über Kaufverhalten, Internetnutzung und weiteres. Auf meiner Internet-Seite befindet sich lediglich ein Besucherzähler meines Web-Host, der die Anzahl der Besucher registriert. Ich verwende sonst keine externen Statistikprogramme, Cookies oder ähnliches, so dass meine Besucher nicht überwacht werden. Auch deshalb habe ich nicht auf einen „Blog-Anbieter“ zurückgegriffen um meine Meinung zu äußern, oder Informationen zu teilen. Facebook ist weder werbefrei, noch kostenlos, wenn man sich die Bezahlung mit Daten anschaut.
Dennoch soll ich jetzt meine Meinung bei Facebook kundtun, wenn ich das öffentlich-rechtliche Medienprogramm nutzen will. Bei Meinungsäußerungen via Facebook können dann aber durchaus Links enthalten sein. Solche Posts werden sogar vorgelesen oder sind im Fernsehen oder beim online schauen sichtbar.

Vergleicht man beide Vorgänge, wird es schon sehr kurios, und mit „öffentlich-rechtlich“ sollte das eigentlich nicht mehr viel zu tun haben.
Alleine schon durch den Unterschied, dass auf Facebook auch Phantasienamen verwendet werden, wohingegen ich ein Impressum habe, auch wenn nichtkommerzielle Seiten das gar nicht brauchen, müsste deutlich machen, dass ich zu dem was ich schreibe auch stehe.

Während ich also nicht auf meine werbefreie, kostenlose, nicht-kommerzielle und nicht datensammelnde Seite verlinken kann um meine Meinung zu äußern, wird für das kommerzielle und datensammelnde Facebook die Werbetrommel gerührt.
Jeder kann sich bei „mister-ede.de“ ohne Überwachung und Werbung bewegen, ich hingegen müsste für eine adäquate Meinungsäußerung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern erst Cookies und eine vollständige Internetüberwachung durch Facebook akzeptieren. Die Prioritätensetzung pro Facebook und Contra „mister-ede.de“ finde ich daher völlig falsch, und beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch verstörend. Schließlich sollen ARD und ZDF doch für den Bürger da sein und nicht für amerikanische Internetgiganten.

Gerade in der Eurokrise, hätte ich als Wirtschaftswissenschaftler gerne die eine oder andere Meinung kund getan, aber nicht ein einziger Kommentar von mir, mit Link oder ohne Link, wurde veröffentlicht.
Ich fühle mich gleich doppelt ausselektiert von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Zum einen weil ich meine Meinung nicht sinnvoll, z.B. mit Links zu Erläuterungen, darstellen kann. Zum anderen, weil die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten verschiedene Anbieter, die deutsche und europäische Datenschutzstandards unterlaufen, nutzen. Es sollte verständlich sein, dass ich auf solche Plattformen nicht folgen möchte.

Brauchen wir eine öffentlich-rechtliche Internetanstalt? (www.mister-ede.de – 29.01.2012)

Hier mal eine Auswahl an nicht veröffentlichten Kommentaren der letzten Tage:

1. Beitrag

Wieso kommt Irland aus der Bankenkrise heraus, während Spanien sogar noch viel tiefer hineinrutscht.
Hatte Spanien nicht vor 2 Jahren noch das Maastrichtkriterium erfüllt mit den 60%? Jetzt kommt Zypern dran. Wie lange braucht es eigentlich noch, bis endlich mal verstanden wird, dass wir die Probleme sinnvoll lösen müssen. Aber es fehlt schon an einer Ursachenanalyse, weshalb der Auslöser als einzige Ursache wahrgenommen wird.

www.mister-ede.de/politik/die-bankenkrise-lenkt-nur-ab/1171

Natürlich hat die Bankenkrise die Eurokrise ausgelöst! Aber doch nur deshalb, weil wir die Ungleichgewichte völlig aus den Augen verloren haben. Es ist offensichtlich mit Irland und Spanien, dass das Problem nicht die Bankenkrise alleine sein kann. Daher ist mir es rätselhaft, wie wenig dies die Diskussion bestimmt.

2. Beitrag

1. Wäre Zypern nicht verschuldet, könnte es einfach einen Kredit aufnehmen.
2. Hätte Zypern kein so großes Haushaltsdefizit, könnte es einfach einen Kredit aufnehmen.
3. Hätte Zypern eine Wirtschaftskraft, die der deutschen entspricht, könnte es einfach einen Kredit aufnehmen.
4. Hätte Zypern nicht den Euro, könnte es gegen die Rezession vorgehen.
5. Die Bank, ja die Bank löst aus, dass die tatsächlichen Probleme verdeckt werden.

www.mister-ede.de/politik/die-bankenkrise-lenkt-nur-ab/1171

3. Beitrag

Was die Eurokrise anbelangt, kann man sagen, dass die Ursachen von allen Seiten vernebelt werden. Hier ist eine Analyse der Ursachen:

http://www.mister-ede.de/politik/ursachenanalyse-der-eurokrise/1147

Damit ist auch erklärbar, wieso Spanien abrutscht und es bei Zypern eine Frage der Zeit war. Oder wieso hingegen Irland eben nicht so viele Probleme hat. Die Ursachen sind gleich, nur nicht jede ist in jedem Land vorhanden (Wirtschaftskraft, Verschuldung, Bankenkrise, Europroblematik)
Vielleicht würde es helfen, wenn meine Mitmenschen, die Wähler für die nächste Regierung, sich über die Umstände und Ursachen informieren. Nur so können doch die Wähler verstehen, was für Lösungen sinnvoll sind und welche Wege eben die Krise verlängern.

4. Beitrag (Ohne Link, aber gegen aktuelle Regierungspolitik)

Frau Merkel regiert Europa zugrunde. Frau Merkel hat mit Ihrer unsolidarischen Sparpolitik die Arbeitsplätze von Millionen Menschen auf dem Gewissen. Durch Ihre Regierung wurden ganze Völker in Armut geschickt (Spanien, Griechenland und Portugal mit 50% Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen) Die vernichteten Perspektiven, die zerstörte Zukunft von 150 Millionen Menschen gehen auf das Konto der Regierung Merkel.
Es ist die größte Vernichtung in Europa in Friedenszeiten seit Nero. So wie Nero einst Rom vernichtet hat, vernichtet Merkel nun Europa. Der einzige Unterschied, Merkel tut dies in dem sie Griechen und Spanier zwingt sich selbst anzuzünden.

5. Beitrag

Ich fordere eine Ursachenanalyse, um dann entsprechend der Ursachen vorzugehen.

http://www.mister-ede.de/politik/ursachenanalyse-der-eurokrise/1147

Leider werden die Ursachen zu selten analysiert. Wieso kommt Irland aus der Bankenkrise heraus, während Spanien sogar noch viel tiefer hineinrutscht? Hatte Spanien denn nicht vor 2 Jahren noch das Maastrichtkriterium erfüllt mit den 60%? Jetzt kommt Zypern dran, aber es werden immer noch Lösungsansätze geboten, die nicht die Ursachen sondern nur die Symptome mildern. Das Fehlen einer Ursachenanalyse, verklärt den Auslöser “Bankenkrise” zum Hauptschuldigen.

www.mister-ede.de/politik/die-bankenkrise-lenkt-nur-ab/1171

Natürlich hat die Bankenkrise die Eurokrise ausgelöst! Aber doch nur deshalb, weil wir die Ungleichgewichte völlig aus den Augen verloren haben. Die Ursachen sind andere und es ist offensichtlich mit Irland und Spanien, dass das Problem nicht die Bankenkrise alleine sein kann.

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