Die Entwicklung von Schuldenstand und Zinslast der Euro-Staaten in der Finanzkrise

Im Jahr 2007, vor der Pleite der US-Bank Lehman und dem Ausbrauch der Finanzkrise, betrug die Verschuldung der Euro-16, also der 13 damaligen Euro-Mitglieder sowie Malta, Zypern und der Slowakei, die 2008 bzw. 2009 der Währungsunion beitraten, aufaddiert knapp 6,09 Billionen Euro, wofür diese 16 Länder 268 Mrd. Euro an Zinsen zahlen mussten. Nimmt man die konsolidierte Verschuldung der Euro-16, also den Schuldenstand bereinigt um Kredite, die sich diese 16 Staaten untereinander gegeben haben, lag auch diese 2007 bei 6,09 Billionen Euro. Im Verlauf der Bankenkrise stieg die Gesamtverschuldung der Euro-16 dann bis 2010 auf 7,97 Billionen Euro (konsolidiert 7,95 Billionen Euro), während sich die Zinslast der einzelnen Euro-Mitglieder durch etwas niedrigere Leitzinsen und vor allem wegen der im Vergleich zu Banken noch hohen Bonität der Nationalstaaten im gleichen Zeitraum auf 260,5 Mrd. Euro reduzierte. Besonders profitierten hiervon Deutschland, Italien, und Frankreich, die trotz erheblich gestiegener Verschuldung eine niedrigere Zinslast zu tragen hatten. Aber auch Portugal, das bis 2010 eine 50-prozentige Steigerung der Staatsverschuldung zu verkraften hatte, oder Spanien, das seine Verschuldung verdoppelte, profitierten, weil sich trotz dieser Schuldenentwicklung die Zinslast dieser Länder nicht oder kaum erhöhte.

Im selben Jahr startete dann allerdings die spezifische Eurokrise, nachdem zum einen die Probleme der unterschiedlichen Wettbewerbsfähigkeit deutlich wurden und zum anderen Divergenzen bei der Bonität auftraten, in deren Folge die Zinskosten für neue Staatskredite in der Eurozone zwischen den einzelnen Mitgliedsländern stark auseinanderliefen. Zwar konnten mit Hilfe von Rettungsschirmen kleinere Krisenstaaten wie Irland, Griechenland oder Portugal zum Teil vom Finanzmarkt abgekoppelt werden und der Anstieg der Zinslast damit ein wenig reduziert werden, dennoch mussten Portugal, Irland oder Griechenland (bis zum Schuldenschnitt) eine deutlich höhere Verschuldung und Zinslast hinnehmen.
Aber auch Spanien oder Italien, die keine Hilfen aus dem ESM erhalten haben, hatten nun deutlich steigende Zinskosten zu verkraften, so dass die Zinslast der Euro-16 bis 2012 um insgesamt 13,3% auf 295,1 Mrd. Euro wuchs, während sich die konsolidierte Schuldenlast um 9,9% von 7,95 auf 8,74 Billionen Euro und die aufaddierte Schuldenlast um 12,0% von 7,97 auf 8,93 Billionen Euro erhöhte.

Erst die Intervention des EZB-Chefs Draghi im Sommer 2012, also die Flutung der Märkte mit Geld, das massive Absenken der Leitzinsen und die Bereitschaft zum Aufkauf von Staatsanleihen, hat die Lage dann wieder stabilisiert und zu einem deutlichen Rückgang der Zinsforderungen an die Euro-Staaten geführt. Insgesamt erhöhte sich die konsolidierte Verschuldung der Euro-16-Gruppe 2013 zwar weiter auf knapp 9 Billionen Euro, die Zinslast reduzierte sich zeitgleich allerdings wieder auf 276,4 Mrd. Euro. Auch 2014 stieg die konsolidierte Verschuldung auf 9,2 Billionen Euro (Stand 3. Quartal) weiter an, während die Zinslast der Euro-16-Gruppe in den ersten drei Quartalen um rund 9 Milliarden Euro zurückging. Insgesamt rechne ich für 2014 daher mit einer nochmals reduzierten Zinslast von 260-265 Mrd. Euro für die Euro-16-Gruppe.

Damit hat sich von 2007 bis 2014 sowohl die aufaddierte Verschuldung der Euro-16-Gruppe von rund 6,09 auf 9,46 Billionen Euro (3. Quartal 2014) als auch die konsolidierte Verschuldung von 6,09 auf 9,22 Billionen Euro (3. Quartal 2014) kontinuierlich um insgesamt rund 50% erhöht. Die Zinslast der Staaten ist hingegen nach einem kurzen Abschwung während der Bankenkrise, einem rasanten Anstieg bis zum Start der deutlich expansiveren Geldpolitik 2012 und einem erneuten Rückgang in den letzten 2 Jahren mit 260-265 Mrd. Euro etwas unterhalb des Stands von 2007 angekommen.

Schuldenstand der Euro-16:

Zinslast der Euro-16:

Schuldenstand der Euro-16 (aufaddiert):
4. Quartal 2007: 6.087.162,6
4. Quartal 2008: 6.581.896,5
4. Quartal 2009: 7.251.129,9
4. Quartal 2010: 7.974.997,9
4. Quartal 2011: 8.441.763,8
4. Quartal 2012: 8.928.224,7
4. Quartal 2013: 9.227.893,0
3. Quartal 2014: 9.462.179,6


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