„log in“ Sendung zur Interaktivität bei Medien

Gestern war wieder „log in“ auf „zdf info“. Das Thema der Sendung war die Entwicklung von Internet und Fersenehen in Bezug auf das ZDF. Auf Seiten des ZDF war Chefredakteur Frey eingeladen, der mit Jakob Augstein (Freitag.de) und Lorenz Matzat diskutierte. Letzeren kannte ich bis dahin noch nicht. Insgesamt war es eine muntere Diskussion, die durch die Beschränkung auf das ZDF deutlich an Inhalt gewann. Es wurden gute Zuschauerfragen eingespielt, und die Diskussion somit sinnvoll ergänzt.

Nach der Vorstellung der Gäste wurde die Frage gestellt, ob das ZDF auf der Höhe der Zeit ist. Sind die Nutzer genügend eingebunden, wie soll der Nutzer eingebunden werden und wie viel Interaktivität ist geboten? Matzat spricht hier davon, dass die Augenhöhe der Nutzer mit den Sendern nicht gegeben ist. Während Frey, was sich über die ganze Sendung zieht, abwiegelt, man sei unter den Sendern Vorreiter und unterliege finanziellen Beschränkungen. Die Trägheit des ZDF wird von Matzat angesprochen, während ein Nutzer zu bedenken gibt, dass man Interaktivität auch nicht immer braucht.
Ähnlich steigt auch Augstein in die Diskussion ein, mit der Ansicht, dass Interaktivität und Journalismus sich gut ergänzen können. Er sieht in Zukunft auch insgesamt eine immer größere Angleichung von Fernseh- und Zeitungsangeboten. Er folgert daraus, dass man eigentlich zwischen journalistischem Inhalt und Verbreitungsmedium auftrennen muss.
Ein weiterer Nutzer fragt, ob in Zukunft nicht die Kommunikationswege in beide Richtungen gehen müssen. Augstein ist der Auffassung, dass wir hier eigentlich noch am Anfang der Entwicklung stehen. Der mit Facebook verknüpfte Fernseher sei hier ein Beispiel für die Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung.

Auch die Frage wie verwertbar die Nutzerinhalte sind, bzw. wie diese in den journalistischen Inhalt eingebunden werden können, wird aufgegriffen. Frey beklagt sich über die Anonymität der Nutzer, welche er in gewissem Maße als unfair empfindet. Augstein zeichnet ein gutes und sehr differenziertes Bild der Nutzeransprüche bei der Interaktivität. Ein Nutzerbeitrag ergänzt die Diskussion um die Frage, ob das ZDF das Netz nur widerspiegeln sollte. Während Augstein das Problem gut darstellte, blieb Frey hier, trotz nachhaken von Frau Michaelsen, oberflächlich. Auch Matzat hatte nicht so viel zu dem Thema beizutragen.

Ein guter Ansatz von Matzat war dann der Gedanke, dass das ZDF für die Zuschauer sein sollte. Er fragte Frey, wieso sich das ZDF gegen den Willen der Bürger für ACTA eingesetzt hat. Leider ging die Frage unter, was Herrn Frey sicherlich recht war.
Nach der Fragerunde mit Fey wurde noch die Transparenz des ZDF betrachtet. Leider wurde hier sehr polemisch diskutiert. Sachlich hätte man fordern können, dass das ZDF die Kosten der Sendungen aufschlüsselt. Wie viel kostet die „heute“-Sendung insgesamt im Jahr oder wie viel die Sendung „log in“?

Bewertung:

Lorenz Matzat (Note: 3,0): Seine Aussagen empfand ich öfters mal unpassend. Allerdings kamen von ihm auch gute Vorschläge, wie die Bereitstellung von Rohmaterial auf der Internetseite von Nachrichtensendungen. Auch die Frage nach ACTA war sehr gut, ging aber unter.

Peter Frey (Note: 4,0): Bei Frey hatte ich das Gefühl, dass er häufig nur abgewiegelt hat und wenig Bereitschaft gezeigt hat, Innovationen aufzunehmen. Als Beispiel kann die Frage genommen werden, nach welchen Kriterien denn eigentlich Nutzer eingebunden werden sollen.

Jakob Augstein (Note: 1,5): Von Augstein hatte ich eigentlich nicht so viel erwartet, aber er hat meines Erachtens von den Gästen im Studio die besten Punkte aufgegriffen. Gut war die Anmerkung, dass das ZDF nicht genug gegen die Depublizierungspflicht getan hat. Außerdem hat der auch die Schwierigkeiten bei der Verwendung von Nutzerbeiträgen aufgezeigt.

Moderator Wolf-Christian Ulrich (Note: 4,0): Er hat solide durch die Sendung geführt. Gelegentlich hat er aber den Kern von Aussagen nicht gesehen. Die Frage von Matzat, wieso das ZDF denn ACTA unterstütz wurde von ihm z.B. nicht mehr aufgegriffen.

Moderatorin Jeannine Michaelsen (Note: 2,5): Es wurde eine gute Auswahl an Nutzerbeiträgen getroffen. Frau Michaelsen hat auch nachgehakt und somit die Fragesteller aus dem Netz gut vertreten.

Insgesamt (Note: 3): Besonders die Darstellung der Medienentwicklung durch Augstein hat einen informativen Mehrwert gebracht. Nicht so gut war, dass Frey bei seinen Antworten relativ unkonkret blieb und sich hinter Aussagen wie der Finanzierung versteckt hat. Den Auftritt von Frau Michaelsen fand ich erfreulich, während mir Herr Ulrich gelegentlich etwas zu unkritisch war. Insgesamt hat die Konkretisierung des Themas auf das ZDF zu einer guten Diskussion beigetragen.

Link zur log in Sendung vom 02.05.2012 (blog.zdf.de)

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