Die politische Drohung mit dem Schuldenschnitt Griechenlands

Wer sich die Zinsbelastung Griechenlands anschaut, stellt schnell fest, dass ein Schuldenschnitt Griechenland kaum noch entlasten kann. Denn ob ein Land einen Zahlungsstopp verhängt, also von sich aus einen Kredit nicht zurückzahlt, oder ob es von den Kreditgebern Konditionen erhält, die keine Verzinsung und Rückzahlung vorsehen, spielt für den Haushalt eines Landes keine Rolle. In beiden Fällen muss ein Land nämlich schlicht und ergreifend keinen einzigen Cent zahlen. Nachdem Griechenland auf einen großen Teil seiner Staatsschulden sowieso nur minimale Zinsen zahlt und eine Rückzahlung vorerst nicht stattfinden muss, kann Griechenland durch einen Schuldenschnitt entsprechend auch kaum finanzielle Spielräume für seinen Haushalt erreichen. Dennoch droht Tsipras mit einem solchen einseitigen Zahlungsstopp!

Zu verstehen ist diese Drohung aber eben nicht ökonomisch, sondern rein politisch. Tsipras kündigt damit nämlich an, wenn ihr Euch mit uns nicht auf ein für uns tragfähiges Paket, z.B. weitere Finanzhilfen, einigt, dann stürzen wir die Eurozone in ein großes Chaos. Anders als für Griechenland hat ein Schuldenschnitt auf die übrigen Euro-Staaten nämlich sehr wohl eine Auswirkung, denn diese müssten dann einen Großteil der Kosten des Kreditausfalls tragen. Obwohl der Schuldenschnitt ökonomisch für Griechenland absolut nachrangig ist, stellt er damit für Alexis Tsipras, wenn man so will, eine Trumpfkarte dar und man darf nun darüber spekulieren, ob er tatsächlich bereit wäre diese im Falle eines Falles zu ziehen.


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