Der Euro-Währungsverbund – Problem und Lösungsansatz

Der Wechselkurs eines Landes wird durch Angebot und Nachfrage nach der Währung bestimmt. Die DM war eine recht starke Währung, unter anderem weil die Nachfrage nach DM aufgrund der Exporte hoch war. Länder, die mehr importieren als exportieren, müssen hingegen damit rechnen, dass die Währung schwächer wird. Es muss mehr Geld zum Tausch in ausländische Währung angeboten werden, als nachgefragt wird.

Verdeutlicht am Beispiel:

Land A und B exportieren beide genau so viel, wie sie importieren. Der Wechselkurs ist ausgeglichen. Im Vergleich zu einer dritten Währung z.B. 1 A-Geld  = 1 B-Geld = 1 Dollar. Land A schafft es im folgenden Jahr deutlich mehr zu exportieren, während Land
B einen deutlichen Rückgang der Exporte hat. Wenn nun alle anderen Werte gleich bleiben, dann wird es dazu führen, dass die Nachfrage nach A-Geld steigt, und damit A-Geld stärker wird. B-Geld wird zu einer schwächeren Währung werden. Der Wechselkurs passt sich dementsprechend auf z.B. 0,9 A-Geld = 1 Dollar = 1,1 B-Geld an.

Land B kann durch den Wechselkurs nun günstigere Preise auf dem Weltmarkt anbieten. Land A hingegen hat steigende Preise auf dem Weltmarkt zu verzeichnen. Für Land A bedeutet dies, dass die Wirtschaft einen Dämpfer bekommt, in Land B würde die Wirtschaft eher angefeuert.

Für den Verbraucher bedeutet dies, dass sich die Importpreise ändern. Während der Verbraucher in Land A von der starken Währung profitiert und für das gleiche Geld mehr Waren importieren kann, wird der Verbraucher in Land B mit steigenden Importpreisen rechnen müssen.

An diesem Beispiel ist deutlich der Effekt des Wechselkurses als Korrektiv zu sehen. In der Eurozone haben wir dies so nicht mehr. Stellen wir uns vor, dass Land A und Land B eine gemeinsame Währung haben. Zwar ist im einen Land der Export gestiegen, während er im anderen zurückgegangen ist, aber insgesamt hat sich in dieser A-B-Zone nichts verändert.

Für das wirtschaftlich stärkere Land A bedeutet dies, dass die Exportpreise nicht steigen, so dass die Wirtschaft weiter wachsen kann. In Land B hingegen erhält die schwächelnde Wirtschaft keine Impulse. Die Verbraucher in Land A haben keine Preisvorteile beim Import, die Verbraucher in Land B keine Preisnachteile. Der Regelungsmechanismus der Wechselkurse wird durch den Währungsverbund einfach ausgeschaltet. Aber an diesem Problem kann man nachjustieren.

Ausgangslage:

Land A Land B
Export = Import Export = Import
1 A – Geld = 1 Dollar 1 B – Geld = 1 Dollar
Importpreis = 1 Dollar Importpreis = 1 Dollar
Exportpreis = 1 Dollar Exportpreis = 1 Dollar

Auswirkungen des Exportunterschieds ohne gemeinsame Währung:

Land A Land B
Export  > Import Export < Import
1 A – Geld = 0,9 Dollar 1 B – Geld = 1,1 Dollar
Importpreis = 0,9 Dollar Importpreis = 1,1 Dollar
Exportpreis = 1,11 Dollar Exportpreis = 0,91 Dollar
Produktion wird gebremst Produktion wird gestärkt
Konsum wird gestärkt Konsum wird gebremst

Auswirkungen des Exportunterschieds mit gemeinsamer Währung:

Land A Land B
Export  > Import Export < Import
1 AB – Geld = 1 Dollar 1 AB – Geld = 1 Dollar
Importpreis = 1 Dollar Importpreis = 1 Dollar
Exportpreis = 1 Dollar Exportpreis = 1 Dollar
Produktion ohne Auswirkungen Produktion ohne Auswirkungen
Konsum ohne Auswirkungen Konsum ohne Auswirkungen

Lösungsansatz zum Problem des falschen Anreizes:

Würden wir in den Ländern mit starkem Export die Konsumsteuer (MwSt.) senken, dafür aber die Produktionsabhängigen Steuern (Einkommen, Gewinn) erhöhen, und umgekehrt in den Ländern mit hohem Handelsbilanzdefizit die Konsumsteuern (MwSt.) anheben und die Steuern auf Gewinn und Einkommen etwas senken, dann wäre dies der interne Ausgleich des Währungsproblems. Bei einer Einkommensteuererhöhung müssten dann in Deutschland die Gewerkschaften eine entsprechende Lohnforderung stellen.

In einem gewissen Rahmen (Deutschland 17% MwSt. und Griechenland 25% MwSt., dafür vielleicht 7% niedrigere Einkommenssteuer in Griechenland als in Deutschland) würde die Anreize richtig setzen. Für Deutschland würde dies bedeuten, dass die Binnenwirtschaft gestärkt würde, aber für Unternehmen würde ein latenter Anreiz bestehen ins Ausland (Z.B. nach Griechenland) zu gehen, weil dort die Produktionskosten niedriger wären.

Beispiel mit Währungsverbund und lenkender Steuergesetzgebung

Land A Land B
Export  > Import Export < Import
1 AB – Geld = 1 Dollar 1 AB – Geld = 1 Dollar
Importpreis = 1 Dollar Importpreis = 1 Dollar
Exportpreis = 1 Dollar Exportpreis = 1 Dollar
Produktion wird gebremst (höhere Lohnkosten) Produktion wird gestärkt (niedrige Lohnkosten)
Konsum wird gestärkt (niedrige MwSt.) Konsum wird gebremst (hohe MwSt.)

Das alles löst nicht das Griechenlandproblem, aber es setzt die Anreize wieder richtig. Durch Fehlanreize, wie niedrige Zinsen, niedrige Importpreise oder hohe Exportpreise, ist es überhaupt zu der Ausuferung in Griechenland gekommen, daher sollte im Hinblick auf Spanien oder Portugal dieser Anreiz richtig gesetzt werden. Auch in Deutschland würde dies endlich die Binnennachfrage wieder stärken, also auch hier die richtigen Anreize setzen.


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