Ausfall der IWF-Kredite an Griechenland: Eurozone lässt sich von dritter Welt aushalten

Auf Wunsch der Eurozone und insbesondere Angela Merkels wurde der IWF vor einigen Jahren in Griechenland aktiv, obwohl er sich nach seinen eigenen Regeln unter den gegeben Voraussetzung, also z.B. ohne einen Verzicht der griechischen Gläubiger, eigentlich nie hätte beteiligen dürfen.
Die Institution, an der auch die ärmsten Länder der Welt beteiligt sind, vertraute aber auf die Stabilität der Eurozone und auf das Wort Merkels, die Griechenland einst retten wollte. Doch seit der Entscheidung von Wolfgang Schäuble und seinen Kollegen vom Samstag, die Verlängerung der Kredithilfen für Griechenland zu verweigern, ist dieses Wort nichts mehr wert. Der IWF steht deshalb wegen der Unfähigkeit der Eurozone, ihre Probleme endlich zu lösen, vor einem riesigen Milliardenloch.

Wenn Griechenland seine Rate von 1,5 Mrd. Euro beim IWF heute nicht tilgen kann, weil unter anderem das reiche Deutschland nicht bereit ist, das einstige Versprechen einzuhalten und die bereits bewilligten Hilfen für Griechenland, also rund 7,2 Mrd. Euro oder zumindest einen Teil davon auszuzahlen, werden künftig Malawi und Burundi für das Versagen Merkels und der Eurozone zahlen. Wie das die Finanzminister der Euro-Gruppe mit ihrem Gewissen vereinbaren können, bleibt ihr Geheimnis, ich empfinde diesen Zustand aber als beschämend.


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Diskussion:

2 Gedanken zu “Ausfall der IWF-Kredite an Griechenland: Eurozone lässt sich von dritter Welt aushalten

  1. War die Auszahlung der Hilfskredite denn bedingungslos zugesichert oder von Anfang an fest an die Auflagen (Sparpolitik) gebunden? In der Presse wird uns ja immer suggeriert, die vorherige griechische Regierung habe das Geld unter vertraglichen Auflagen bekommen, die nun von der neuen Regierung nicht erfüllt werden. In dem Falle hätte ja dann der IWF mit sehr ausfallgefährdeten Einkommenströmen für GR kalkuliert und GR wäre in der Tat vertragsbrüchig geworden.

    Dies aber nur als Verständnisfrage. Das es letztendlich wieder die ganz Falschen trifft, da hab ich keine Widerworte zu.

    • Hallo Jella

      es gab von Anfang an Auflagen für die Kreditprogramme für Griechenland, aber das Problem ist eher ein anderes.

      Grundlage dafür, dass der IWF ein überschuldetes Land in seine Obhut nimmt, ist eigentlich, dass die Gläubiger soweit beteiligt werden, dass die Schuldentragfähigkeit des Landes wieder hergestellt wird. Dies aber unterblieb ausnahmsweise, weil die Eurozone sowohl bei ihrer Staatsfinanzierung als auch im Finanzwesen einen Kollaps fürchtete, wenn in Griechenland ein großer Schuldenschnitt gekommen wäre.

      Die Folge ist: Die Schulden, die Griechenland heute beim IWF hat, sind genau jenes Geld, das bei deutschen und französischen Banken damals nicht abgeschrieben werden musste. Ein absoluter Irrsinn, dass unsere Banken das Geld, das sie einst an Griechenland verliehen haben, zum großen Teil zurückbekamen, während der IWF nun auf der nicht beglichenen Rechnung sitzen bleibt. Und genau deshalb ist die Gläubigerbeteiligung eigentlich die Grundlage für IWF-Programme.

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